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Nachbericht
07.02.22
Glatzels Rekord als Symbol für das Team
Der Torjäger ragt mit vier Treffern beim 5:0-Erfolg gegen Darmstadt heraus. Sein Wirken zeigt die aktuelle Stärke der Rothosen.
Weit nach Schlusspfiff musste Robert, genannt Bobby Glatzel (28) noch einmal unerwartet einen letzten (verbalen) Zweikampf gewinnen: Als der HSV-Stürmer nach seinem historischen Viererpack beim 5:0-Auswärtssieg gegen Darmstadt 98 den gesicherten Spielball mit in die Kabine nehmen wollte, wurde er von einem übereifrigen Ordner mit den Worten „der muss aber hierbleiben“ angesprochen. Glatzel antwortete kurz und bestimmt: „Nein!“ - und ging weiter. Ebenso kompromisslos und zielstrebig zeigte sich der Angreifer in den 90 Minuten zuvor auf dem Rasen und hatte sich deshalb das besondere Andenken an diesen historischen Abend auch redlich verdient. Seine Saisontreffer Nr. 11, 12 und 13 erzielte der im vergangenen Sommer von Cardiff City in die Hansestadt gewechselte Glatzel in den ersten 13 Minuten (5./10./13.) und brauchte dafür nur 7 Minuten und 45 Sekunden. Schneller erzielten in der 2. Liga nur elf andere Akteure drei Treffer hintereinander. Zusammen mit Nils Petersen (SC Freiburg) und Hans Haunstein (1860 München) teilt sich Glatzel nun den Bestwert mit einem Hattrick nach nur 13 Minuten Spielzeit. Historisch also.
Lange muss man in der HSV-Geschichte zurückblicken, wenn man den letzten vierfachen Torschützen im Dress der Rothosen sucht, denn dem gebürtigen Münchner gelang in der 88. Minute auch noch der Schlusspunkt in dieser einseitigen Partie. Vier Treffer erzielte zuletzt ein gewisser Horst Hrubesch. 1982 war das beim 8:0-Erfolg gegen den KSC. Den gestrigen Sieg in Darmstadt aber trägt Glatzel auch in sein eigenes Geschichtsbuch ein, denn noch nie in seiner Profikarriere waren ihm zuvor vier Treffer in einer Partie geglückt. „Man begreift es jetzt schon ein bisschen mehr, dass es etwas ganz Besonderes war. Man kann sicher mit Stolz und einem Lächeln darauf gucken“, gab der Top-Torjäger am Tag danach zu Protokoll und verteilte das große Lob wie schon direkt nach dem Schlusspfiff an seine Mitspieler. „Die Mannschaft hat einen Riesenanteil daran. Man kann jeden aus dem Team hervorheben. Wir haben alle eine Top-Leistung gezeigt. Ich muss mich bei jedem bedanken“, sagt Glatzel. Den Ball wolle er genau aus diesem Grund auch „von den Jungs“ unterschreiben lassen. Eine Geste mit Symbolcharakter. Denn genau darauf basiert der aktuelle Erfolg: auf die mannschaftliche Geschlossenheit. Wie auch Trainer Tim Walter herausstellt. „Im Endeffekt war es ein hochverdienter Sieg nach einer starken Leistung des gesamten Teams. Bobbys Tore sind ein Spiegelbild dessen, was die Mannschaft ihm bietet“, so der Trainer.
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Tim Walter: "Wir haben einen gleichwertigen Kader"
Insbesondere die Vorlagengeber verdeutlichen dies. Die beiden Außenverteidiger Miro Muheim und Moritz Heyer glänzten beide mit starken Leistungen sowohl in der Offensive, als auch in der Defensive, und krönten ihre Auftritte mit Assists zu den Toren. Auch der eingewechselte Youngster Elijah Krahn (kam in der 86. Minute) reihte sich nahtlos in das geschlossene Gebilde ein und feierte bei seinem Profi-Debüt seine erste Vorlage.
Zudem machte sich das Fehlen von Top-Scorer Sonny Kittel (5. Gelbe Karte) in keiner Phase des Spiels bemerkbar. Tim Walter lobte dann auch den für Kittel in die Startelf gerückten David Kinsombi. „Kinso ist kein Ersatz für Sonny, sondern wir haben einen gleichwertigen Kader. Es war ein gutes Spiel von ihm.“ Ebenso wie Kinsombi im Mittelfeld und Glatzel im Sturm überzeugte in Darmstadt erneut der Defensiv-Verbund. Von der hochgelobten Offensive der Lilien mit ihren beiden Top-Torschützen Philipp Tietz und Luca Pfeiffer (beide 12 Saisontreffer) war an diesem Tag nichts zu sehen. Am Ende stand zum fünften Mal in dieser Saison (zuvor gegen Heidenheim, Bremen, Ingolstadt und Rostock) die Null und ein weiterer Beweis dafür, warum der HSV mit nur 20 Gegentoren bislang die beste Defensive der Liga stellt.

Mit Heidenheim wartet das nächste Spitzenteam
Bei all den Lobeshymnen werden die Erwartungen in Hamburg naturgemäß schnell wieder nach oben wachsen. Das wissen auch die Spieler und Trainer beim HSV. Doch davon wollen sich die Verantwortlichen nicht beunruhigen oder aus dem Konzept bringen lassen. „Wir sollten den Ball flach halten. Wir hatten in dieser Saison schon Rückenwind und Gegenwind. Wir sind gut beraten, auf uns zu schauen. Das ist das Entscheidende“, sagt Walter und Glatzel stimmt ihm zu. „Wir wollen uns auf das konzentrieren, was wir beeinflussen können. Und das ist unser Spiel voranbringen und an uns denken. Alles andere ist zweitrangig. Wir wollen uns nicht auf das große Bild konzentrieren. Wir wollen unseren Weg stetig weitergehen“, entgegnet der Stürmer stellvertretend für sein Team. Wohlwissend, dass das nächste Highlight bereits vor der Tür steht.
Am kommenden Sonnabend (12. Februar, ab 13.15 Uhr live im HSVnetradio) erwarten die Rothosen mit dem 1. FC Heidenheim ein weiteres Spitzenteam im Volksparkstadion, das in der Tabelle zurzeit nur das schlechtere Torverhältnis vom HSV trennt. Für Glatzel das nächste besondere Spiel. Denn Heidenheim verhalf ihm nicht nur zum Durchbruch im Profibereich, dort markierte er mit 13 Toren in der Saison 2018/19 auch seine bisherige Bestmarke an Saisontoren. Diese ist mit 14 Treffern seit gestern übertroffen. Und Glatzel ist nicht müde, die nächsten Zweikämpfe zu führen, um diesen Wert noch auszubauen.
Bei HSVtv gibts es die Presserunde mit Robert Glatzel nach dem Erfolg in Darmstadt.
Wie Robert Glatzel tickt, woher er seinen Spitznamen "Bobby" bekommen hat und wie er sich von der Bezirksliga in die 2. Liga zurückgekämpft hat, das erfhrt ihr im HSV-Podcast "Pur der HSV":