Spielbericht
09.02.24
3:4 - HSV verliert verrücktes Nordduell gegen Hannover 96
In einem packenden Spiel kam der HSV nach 0:2- und 1:3-Rückstand zurück, doch in der Nachspielzeit entrissen die Gäste den in Unterzahl agierenden Hamburgern mit dem letzten Tor des Tages doch noch das Remis.
Der Hamburger SV hat am Freitagabend (9. Februar) sein Heimspiel gegen Hannover 96 mit 3:4 (1:3) verloren. Im ausverkauften Volksparkstadion waren die Gäste früh durch Tresoldi und Ernst mit 2:0 in Führung gegangen, doch der HSV kam durch einen Treffer von Benes schnell zurück in das Spiel, das die Gäste mit dem 3:1 von Schaub noch vor der Pause wieder auf ihre Seite zogen. In der zweiten Hälfte aber drängte der HSV, erzielte durch Hadzikadunic und Glatzel tatsächlich noch den 3:3-Ausgleich, musste sich aber in der Nachspielzeit durch das entscheidende Tor des Tages von Ernst in einem verrückten Nodduell mit 3:4 geschlagen geben.
Unglücklicher Start...
HSV-Trainer Tim Walter nahm in seiner Startelf gegenüber dem 2:1-Sieg in Berlin zwei Änderungen vor: Für Nemeth stürmte der wieder komplett genesene Glatzel in vorderster Front, und im Tor gab der Coach Raab den Vorzug vor Heuer Fernandes. Doch ehe sich Raab ein erstes Mal auszeichnen konnte, hatte es schon hinter ihm eingeschlagen. Denn Hannover versteckte sich nicht, erarbeitete sich in den ersten zehn Minuten gleich eine Reihe von Eckbällen, von denen der vierte auf dem Kopf von Tresoldi landete, der wuchtig zum 0:1 einköpfte (11.).
Der HSV war um eine direkte Antwort bemüht und drängte Richtung Hannoveraner Tor, doch stattdessen schlug es erneut auf der anderen Seite ein. Schaub setzte Ernst im Strafraum in Szene und dessen Schuss fälschte Ramos unglücklich ins eigene Netz ab (21.). Die Rothosen zeigten sich jedoch erneut nicht geschockt, legten direkt wieder den Vorwärtsgang ein und schlugen postwendend zurück, indem Benes nur drei Minuten nach dem zweiten Nackenschlag im Strafraum eiskalt blieb und den von der 96-Hintermannschaft nicht konsequent genug geklärten Ball aufnahm und an Zieler vorbei zum 1:2 einschob. Spätestens jetzt war richtig Stimmung drin und der HSV ging sofort auf den Ausgleich, dem Glatzel und Jatta sich bereits annäherten, als die Niedersachsen direkt wieder zurückschlugen: Dehm setzte Tresoldi mit einem Chip-Ball in Szene, gegen den Raab noch parieren konnte, doch den Einschlag beim Nachschuss von Schaub konnte auch er nicht mehr verhindern. So führten die Gäste nach rund einer halben Stunde mit 3:1 - und dieser Treffer zeigte dann im Gegensatz zu den ersten beiden Gegentoren auch bei den Rothosen Wirkung. In der letzten Viertelstunde bis zum Pausenpfiff hatten sie an diesem erneuten Rückschlag zu knabbern und fanden nicht mehr so recht in die Spur zurück, so dass es mit dem bitteren Zwischenstand in die Pause ging.
... und verrücktes Ende
HSV-Coach Walter wechselte zur zweiten Halbzeit: Für Ambrosius kam Hadzikadunic, der sich direkt in der ersten Szene des zweiten Durchgangs mit nach vorn schlich - und in der 47. Minute eine Muheim-Hereingabe nach kurz ausgeführter Ecke per Kopf zum 2:3 ins Netz bugsierte. Was für ein Start in diese zweite Hälfte, die anschließend jedoch aufgrund von Fanprotesten erst einige Male kurz und anschließend für rund eine halbe Stunde unterbrochen wurde. Doch als der Ball wieder rollte, kam auch der HSV sofort wieder ins Rollen.
Dompe verfehlte nach wunderbarer Einzelleistung nur knapp das Tor und damit den Ausgleich, während auf der anderen Seite Schaub nach einem schnellen Gegenstoß aus fünf Metern frei drüber schoss. Sie ging also gleich wieder los, die wilde Fahrt im Volkspark, und eine halbe Stunde war zu diesem Zeitpunkt noch zu spielen. Der HSV wollte diese nutzen, ging früh drauf, attackierte aggressiv und kam so zu guten Ballgewinnen - und zu Chancen: Glatzel, Muheim und Dompe zielten zwischen der 70. und 80. Minute nur wenige Zentimeter daneben oder drüber. So ging es mit der knappen 96-Führung in eine sehr umkämpfte Schlussphase, in der beide Mannschaften keinen Ball, keinen Zweikampf und keinen Meter Boden verloren gaben und in der es wild hin und her ging. Und am Ende überschlugen sich in den letzten Minuten dann tatsächlich die Ereignisse noch einmal, denn in der 86. Minute schalteten Dompe und Benes blitzschnell und führten eine Ecke so schnell aus, dass sie damit die gesamte 96-Defensive überrumpelten und der hellwache Glatzel zum 3:3 einköpfen konnte. Jetzt kochte der Volkspark, die Emotionen schwappten über - auch bei Benes, der gegen Leopold zu harsch zu Werke ging und nach Videobeweis die Rote Karte sah. So musste der HSV die 16-minütige Nachspielzeit in Unterzahl bestreiten, ging aber dennoch voll auf Sieg - und wurde hinten eiskalt bestraft. In der achten Minute der Nachspielzeit kombinierte sich Hannover durch die Hamburger Deckung, Ernst vollstreckte zum 3:4 und setzte damit den Schlusspunkt unter ein emotionales, rassiges und verrücktes Nordderby.
Das Spiel im Stenogramm:
Hamburger SV: Raab - Van der Brempt (90.+13. Königsdörffer), Ramos, Ambrosius (46. Hadzikadunic), Muheim - Meffert, Pherai, Benes - Jatta, Glatzel (90.+4. Nemeth), Dompe (90.+4. Reis)
Hannover 96: Zieler - Muroya (90.+15. Börner), Neumann, Arrey-Mbi, Dehm - F. Kunze, Leopold, Schaub (83. Voglsammer), Ernst (90.+15. Christiansen) - Tresoldi (90.+3.Teuchert), Nielsen
Tore: 0:1 Tresoldi (11.), .0:2 Ernst (21.), 1:2 Benes (24.), 1:3 Schaub (32.), 2:3 Hadzikadunic (47.), 3:3 Glatzel (86.), 3:4 Ernst (90.+8.)
Zuschauer: 57.000
Schiedsrichter: Sören Storks (Velen)
Gelbe Karten: - / Nielsen, Teuchert
Gelb-Rote Karten: Hadzikadunic (90.+16, wiederholtes Foulspiel) / -
Rote Karten: Benes (88., grobes Foulspiel) / -
Hamburger SV | Statistik zum Spiel | Hannover 96 |
17 | Torschüsse | 13 |
57% | Ballaktionen | 43% |
59% | Zweikampfquote | 41% |
82% | Passquote | 75% |
10 | Ecken | 7 |
11 | Flanken | 6 |
Abseits | 1 | |
11 | Fouls | 14 |
Muheim 4 | Torschüsse | 4 Tresoldi |
Benes, Dompe 4 | Torschussvorlagen | 7 Leopold |
Muheim 87 | Ballaktionen | 59 Leopold |
Ramos 82% | Zweikampfquote | 61% Leopold |
Muheim 3 | Flanken | 3 Muroya |