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30.07.19
Xavier Amaechi: Zeit für den Schnellstarter
Der 18-jährige Flügelspieler entschied sich sehr bewusst für den HSV und scheint auch sonst einen klaren Plan zu verfolgen. Der Trainer dämpft derweil die Erwartungen.
Dass Xavier Amaechi keine Zeit verlieren möchte, das bewies er schon eindrucksvoll bei seiner Anreise. Als sein Flug nach Hamburg am Donnerstagabend aufgrund eines Gewitters ersatzlos gestrichen wurde und kein neuer in Sicht war, machte sich der 18-jährige Neuzugang von Arsenal London zusammen mit seinen Eltern kurzentschlossen mit dem Auto aus Englands Hauptstadt auf den Weg. „Wir haben die Fähre nach Frankreich genommen und von da die Autobahnen nach Hamburg. Das war eine lange Reise, ungefähr 12 Stunden, aber ich bin sehr glücklich jetzt hier zu sein“, sagte er nach seiner Ankunft in der Hansestadt. Durch das schnelle Handeln konnten sowohl der Medizincheck als auch die Vertragsunterschrift noch am Wochenende vollzogen werden.
Und Amaechi konnte am Sonntag auch auf der Tribüne des Volksparkstadions sitzen, um seinen neuen Teamkollegen beim Saisonauftakt gegen Darmstadt 98 hautnah die Daumen zu drücken. Mit dem Schlussakkord von Aaron Hunt, der per Elfmeter in der achten Minute der Nachspielzeit zum 1:1-Ausgleich traf, war es dann auch endgültig um die Zurückhaltung des Engländers geschehen: „Es war unglaublich: die Fans, die Atmosphäre. Das ist das, von dem man als Kind träumt“, beschreibt er seine Eindrücke vom ersten Heimspiel als echte Rothose.
„Ich wollte vom Anfang an zum HSV“
Schon beim letzten Spiel der vergangenen Saison gegen den MSV Duisburg (3:0) saß Amaechi, damals noch unerkannt, auf der Tribüne des Volksparkstadions, und machte sich ebenfalls persönlich ein Bild. Die Bedingungen überzeugten den Junioren-Nationalspieler aus der Talentschmiede des FC Arsenal. Doch nicht nur das. So war es vor allem auch die Hartnäckigkeit von Michael Mutzel, die Eindruck hinterließ. Schon seit mehreren Monaten buhlte der Sportdirektor um die Gunst des Flügelspielers. „Für mich war von Anfang an klar, dass ich zum HSV wollte. Michael Mutzel war in den Gesprächen sehr überzeugend und hat mir die Möglichkeit aufgezeigt, hier auch zu spielen. Das ist wichtig für mich. Diese Chance musste ich ergreifen. Dazu hat der Club eine große Geschichte und ein fantastisches Umfeld mit der Stadt und den Fans“, schwärmt der 1,79 Meter große Linksfuß, an dessen Verpflichtung viele Vereine in Europa interessiert waren.
Für die sportlich Verantwortlichen beim HSV ist Amaechi bei allen Vorschusslorbeeren, die er mitbringt, vor allem aber eine Investition in die Zukunft. „Er ist 18 Jahre alt. Deshalb muss man ihm auch noch ein bisschen Zeit geben“, mahnt Dieter Hecking vor zu viel vorschnellen Erwartungsdruck. Bislang spielte Amaechi, der zwar schon bei den Profis trainierte, aber noch kein Premiere-League-Einsatz zu verzeichnen hat, bei der U23 der "Gunners" in der "Premier League 2". „Die 2. Liga in Deutschland ist sehr stark, vor allem physisch“, ist er sich der Umstellung durchaus bewusst.
"Wenn man zu weit nach vorne schaut, dann verliert man den Fokus"
Neben der Eingewöhnung auf dem Platz wird auf Amaechi auch außerhalb des Fußballs viel Neues zukommen. „In London habe ich noch zuhause gelebt. Hier werde ich das erste Mal alleine wohnen. Dazu muss ich auch eine neue Sprache lernen. Ich denke, Hamburg wird mir helfen, mich auch als Person weiterzuentwickeln“, gibt er selbstoffen zu.
Bei aller Zeit, die er für die Eingewöhnung in Hamburg erhält, steckt sich Amaechi fußballerisch dennoch nur kurzfristige Ziele. „Ich schaue immer nur auf das nächste Spiel. Und das ist Nürnberg. Wenn man zu weit nach vorne schaut, dann verliert man den Fokus“, sagt er. Und so wird es in den kommenden Tagen darum gehen, ob er das Trainerteam überzeugen kann, schon gegen Nürnberg eine Alternative für den Kader darzustellen. Gestern trainierte er beim Spielersatztraining das erste Mal mit seinen neuen Mitspielern. Am Mittwoch steht dann die nächste Einheit auf dem Programm. Heute wird er schnell Behördengänge absolvieren. Noch schneller ging es für ihn zum Deutschunterricht. Die erste Stunde hatte er bereits am Montag. Zeit scheint Amaechi also auf keinen Fall verlieren zu wollen.