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Verein

19.01.25

„Wir verurteilen diese beschämende, sinnlose Gewalt“

Cornelius Göbel, Direktor Fans, Kultur & Markenidentität, bezieht Stellung zu den Gewalt-Vorfällen auf dem Kiez und den Umgang damit seitens des HSV.

HSV.de: Der Sieg gegen den 1. FC Köln wurde begleitet von den Nachrichten und Videos vom Kiez, wo ein paar Stunden vor dem Anpfiff eine Gruppe vermummter HSV-Fans auf Kölner Anhänger vor einer Kneipe einschlugen. Was haben diese Bilder bei Ihnen ausgelöst?

Cornelius Göbel: Ich war und bin schockiert von diesen Vorfällen, gerade wenn man sich die Intensität der Gewalt vor Augen führt. Uns im Stadion, die wir mit diesen Videos konfrontiert wurden, erging es sicherlich wie allen Betrachtern. Wir sind bestürzt und können nicht fassen, dass solche Aggressionen gegen offensichtlich harmlose Anhänger und Sympathisanten aus Köln gerichtet wurden; insbesondere, weil auch Frauen und ältere Menschen betroffen waren. Wir versuchen seit gestern so gut wie möglich, die Vorfälle aufzuarbeiten und einen möglichst ganzheitlichen Überblick zu bekommen.

Hat die Aufarbeitung schon etwas Konkretes ergeben? 

Auf die Ergebnisse der polizeilichen Untersuchungen haben wir keinen Zugriff. Aber natürlich werden wir den Austausch mit den Ermittlungsbehörden suchen und unsere Hilfe bei der Aufklärung anbieten. Nach den Vorfällen gestern gab es vor Ort auf dem Kiez umfangreiche erkennungsdienstliche Arbeiten der Polizei. Wir haben uns aktiv in Fankreisen umgehört, die vor Ort waren. Uns wurde geschildert, dass es auf dem Kiez über einen längeren Zeitraum erhebliche Provokationen unterschiedlicher Gruppen gab und uns wurde auch berichtet, dass es unmittelbar vor der inakzeptablen Eskalation Flaschen- und Gläserwürfe gab. Das alles, selbst wenn es womöglich Angriffe auf HSV-Anhänger gab, rechtfertigt aber niemals ein solch brutales Vorgehen, wie es auf den diversen Videos zu sehen ist. Hier sind viele Grenzen überschritten worden.

Wie sieht das weitere Vorgehen des HSV aus?

Wir pflegen seit mehreren Jahren einen guten und konstruktiven Austausch mit unserer aktiven Fanszene. Das ist mit Vertrauen, aber auch mit Verantwortungsübernahme verbunden. Entsprechend werden wir nun auch sehr kritisch in den internen Austausch gehen. Diese Bilder von gestern haben Schaden angerichtet – zunächst schlimmen körperlichen und psychischen bei den Opfern dieser Gewaltattacken. Aber auch Schaden für den HSV, dessen organisierte Fanszene nun landesweit mit solchen Aktionen in Verbindung gebracht wird, was natürlich auf die Raute abstrahlt. Wir haben gestern in unserem Volksparkstadion einen HSV-Sieg und ein friedliches Fußballfest erlebt. Die Gewalt-Vorfälle im Vorwege stärken aber auch die Wahrnehmung und das Bild in der Gesellschaft von randalierenden, aggressiven Fußballfans – hier dürfen wir uns dann auch nicht über entsprechende Ableitungen und Maßnahmen beschweren und wundern. Um das deutlich zu machen: Ich halte nichts von Aktionismus. Aber allen Beteiligten muss klar sein, dass das kein „kleiner Ausrutscher“ oder „Zwischenfall“ war. Wir als HSV distanzieren uns maximal von diesem Verhalten. Und wir verurteilen es als sinnlose, beschämende Gewalt. Wir werden auch mit dem 1. FC Köln in den Austausch treten, um Kontakt zu möglichen Opfern herzustellen. Im Namen des HSV entschuldigen wir uns bei den Betroffenen und unbeteiligten Personen sowie beim 1. FC Köln ganz ausdrücklich.