Vorbericht
14.12.18
Kampfbetonter Hinrundenabschluss in Duisburg
In einem vermeintlich ungleichen Duell mit dem MSV Duisburg stellen sich Christoph Moritz und die Rothosen im letzten Spiel der Hinrunde erneut auf einen engen Fight bis zum Schluss ein.
Der Hamburger SV ist heute Abend (ab 18:15 Uhr live im HSVnetradio) im letzten Spiel der Hinrunde beim MSV Duisburg zu Gast. Als Tabellenführer der 2. Bundesliga können die auswärts noch ungeschlagenen Rothosen dabei mit einem Sieg sicher die Herbstmeisterschaft perfekt machen. Wie ein wirklicher Abschluss der ersten Halbserie im Unterhaus des deutschen Fußballs wird sich die Partie im knapp 400 Kilometer entfernten Duisburg wahrscheinlich aber nicht anfühlen. Schließlich bestreiten die Hamburger neun Tage später und einen Tag vor Heiligabend in Kiel das letzte Zweitliga-Spiel des Jahres und gleichzeitig bereits wieder den ersten Vergleich in der Rückrunde. Im Hinblick auf den möglichen Gewinn der Herbstmeisterschaft reagierte HSV-Trainer Hannes Wolf im Vorfeld des Spiels dementsprechend zurückhaltend: "Das bedeutet mir nicht so viel, ich lege meinen Fokus immer nur auf das anstehende Spiel. Wir hatten eine ganze Woche, um uns vorzubereiten und wollen voll da sein."
"Jeder weiß, er muss sich strecken"
Seine Schützlinge sind gegenwärtig seit zehn Ligaspielen ungeschlagen. Sieben Siege wurden in diesem Zeitraum eingefahren, sechsmal konnten sich die HSV-Profis allerdings nur mit einem Tor Unterschied durchsetzen. „Wir müssen über die kompletten 90 Minuten die volle Bereitschaft zeigen. Nur wenn wir bis zum Schluss hellwach sind, können wir in diesem Spiel bestehen“, fordert Wolf einmal mehr das höchstmögliche Level seiner Mannschaft. Ein Spieler, der zuletzt mehrfach dabei half, die engen Kisten ins Ziel zu bringen, ist Vize-Kapitän Christoph Moritz. Mit seiner Erfahrung aus 96 Bundesliga- und 69 Zweitliga-Spielen kam er in vier der letzten fünf Spiele als Stabilisator in den Schlussminuten zum Einsatz. "Wenn man nur mit einem Tor führt, dann kann im Fußball immer ein krummes Ding reinfliegen. Es geht am Ende nur darum, den Sieg über die Runden zu bekommen. Gott sei Dank haben wir das bisher in fast allen Spielen geschafft", weiß der 28-Jährige und erklärt gleichzeitig eine Schwierigkeit bei dieser Aufgabe: "Es ist als Einwechselspieler manchmal schwer, sofort die richtige Balance zu finden. Wenn man nur wenige Minuten bekommt, dann möchte man auch nochmal etwas reinlegen und Akzente setzen. Ich persönlich überdrehe dann manchmal."
Für Christoph Moritz, der im Sommer als Kapitän des 1. FC Kaiserslautern an die Elbe wechselte, ist die aktuelle Saison bisher von jenem Schicksal des Einwechselspielers und vielen Kurzeinsätzen gekennzeichnet. Der gebürtige Dürener verhält sich dennoch als Teamplayer und verrät: "Natürlich ist man enttäuscht, wenn man nicht so viel Spielzeit bekommt. Aber Fußball ist manchmal ungerecht gestaltet und am Ende können nur elf der 25 Spieler von Beginn an spielen. Für mich gibt es diesbezüglich aber keinen Zwiespalt. Die Mitspieler können ja nichts dafür. Es ist ja nicht so, dass elf Blinde am Wochenende auf dem Feld stehen. Deshalb verändert sich nicht mein Verhalten." Sowohl die mannschaftliche Geschlossenheit als auch der Konkurrenzkampf sorgten bis dato dafür, dass der HSV in den Spielen das von Wolf eingeforderte Level erreichen konnte. Dementsprechend schlägt der 37-Jährige in die gleiche Kerbe: "Es sieht bei einer Aufstellung immer so aus, als ob du einem alles gibst und den anderen alles wegnimmst. So ist Fußball, aber trotzdem genießen auch die anderen, die nicht von Anfang an spielen, eine hohe Wertschätzung. Wichtig ist, dass wir diesen Konkurrenzkampf haben, dass jeder weiß, er muss sich strecken. Da steckt Kraft und Entwicklung für alle Spieler drin."
„Hohe Niederlagen eher gefährlich für uns“
Soll heißen: Alle 18 Spieler, die am gestrigen Donnerstag die Reise nach Duisburg angetreten haben, werden für den heutigen Erfolg wieder wichtig sein. Beim Tabellen-15. aus dem Ruhrgebiet treffen dabei vermeintlich zwei Welten aufeinander. Die Zebras stellen mit lediglich drei Punkten die schwächste Heimmannschaft der Liga, die Rothosen sind wiederum in der Fremde noch ungeschlagen und holten 19 der 21 möglichen Zähler. Zudem mussten sich die Duisburger zuletzt mit 0:4 gegen Kiel und mit 1:4 in Heidenheim geschlagen geben. Christoph Moritz und seine Teamkollegen sind dennoch gewarnt: "Torsten Lieberknecht hat über Jahre in Braunschweig gute Arbeit geleistet. Auch in Duisburg hat sich das Team unter seiner Führung zunächst stabilisiert. Dass die letzten beiden Spiele jetzt so hoch verloren wurden, ist eher gefährlich für uns. Denn der Gegner möchte kein drittes Mal in Folge so verlieren - besonders zu Hause. Außerdem ist es immer eine Extra-Motivation, wenn der HSV zu Gast ist. Es wird ein kampfbetontes Zweitliga-Spiel."
Dazu könnte auch das strapazierte Geläuf in der Duisburger Schauinsland-Reisen-Arena beitragen. Dieses befindet sich aufgrund der Tatsache, dass neben dem MSV hier auch der Drittligist KFC Uerdingen 05 seine Heimspiele austrägt, nicht im allerbesten Zustand. "Es ist nicht so, dass wir in dieser Saison immer auf den allerbesten Plätzen gespielt hätten. Damit muss man sich abfinden und sein Spiel unter Umständen anpassen", erklärt Moritz. "Dann spielt man den zweiten oder dritten Ball hinter die Kette oder baut einen hohen Ball ein. Der Gegner spielt ja auch auf dem Platz. Egal ob auf Schnee oder Rasen - ich bin frohen Mutes, dass wir das Spiel mit der richtigen Einstellung zu unseren Gunsten entscheiden können."
Wie man in Duisburg drei Punkte entführt, hat Moritz dabei erst in diesem, sich zum Ende neigenden Kalenderjahr gezeigt. Am 31. März gastierte er mit dem 1. FC Kaiserslautern bei den Zebras und verließ als Sieger den Platz. "Wir haben damals mit 4:1 gewonnen, aber es war nicht so deutlich wie das Ergebnis vermuten lässt", erinnert sich der 28-Jährige. Wohl wissend, dass es auch diesmal jeden Mann und jede Minute benötigen wird, um die Hinrunde mit einem weiteren Sieg beenden zu können.
Der HSV-Kader: Tor: Pollersbeck, Mickel; Feld: Arp, Bates, Douglas, Holtby, Hunt, Hwang, Ito, Jatta, Lacroix, Mangala, Moritz, Narey, Sakai, Steinmann, Vagnoman, van Drongelen
So könnte Duisburg spielen: Mesenhöler - Wiegel, Nauber, Hajri, Schmeling - Fröde, Schnellhardt - Stoppelkamp, Oliveira Souza - Engin, Iljutcenko.
Schiedsrichter: Christian Dietz (München)