Interview
24.09.24
Doll zu Kyiv: „Die Fans können sich auf tolle Fußballabende freuen“
Thomas Doll äußert sich im Interview mit HSV.de zu seiner Zeit als Spieler bei Lazio Rom und als Trainer bei Ferencvaros Budapest, die beide in Hamburg gegen Dynamo Kyiv spielen.
Thomas Doll hat eine sehr erfolgreiche HSV-Vergangenheit vorzuweisen. Zunächst verzückte er als Spieler in der Saison 1990/91 die Anhänger mit seinen unverwechselbaren Dribblings und zog mit dem HSV in den UEFA-Cup ein. Nach seiner zweiten aktiven Zeit auf dem Feld (von 1998-2001) agierte der heute 58-Jährige zunächst als Nachwuchscoach bei den Rothosen, übernahm 2004 das Traineramt bei den Profis und führte den Club 2006 schließlich bis in die Champions League.
Als Spieler feierte der gebürtige Malchiner nach seiner Zeit beim HSV vor allem bei Lazio Rom, zu denen er im Sommer 1991 für eine Rekordablösesumme von 15 Millionen DM wechselte, weitere Erfolge. Bis 1994 absolvierte er für die Italiener insgesamt 73 Pflichtspiele (12 Tore/4 Vorlagen) und qualifizierte sich ebenfalls für das internationale Geschäft.
Seine größten Erfolge als Trainer zelebrierte Doll dann bei Ferencvaros Budapest. Bei den Ungarn stand der ehemalige deutsche Nationalspieler von Dezember 2013 bis August 2018 in insgesamt 190 Spielen an der Seitenlinie und holte dabei eine Meisterschaft, drei Pokalsiege und den Supercup.
Nun treten mit Lazio Rom und Ferencvaros Budapest genau diese beiden Clubs in der Europa League in Hamburg an. Die ehemaligen Vereine von Doll sind zwei von insgesamt vier Gegnern von Dynamo Kyiv, die ihre internationalen Heim-Partien in dieser Saison im Volksparkstadion austragen.
Vor dem Duell zwischen Kyiv und Lazio Rom am morgigen Mittwoch (25. September, Anstoß: 21 Uhr, hier geht es zu allen Ticket-Infos) sprach HSV.de mit Thomas Doll über seine Erinnerungen an seine ehemaligen Vereine.
Thomas Doll, im Juni dieses Jahres endete nach mehr als zwei Jahren dein Amt bei Persija Jakarta und damit dein Trainer-Abenteuer in Indonesien. Wie sieht aktuell dein Alltag aus?
Thomas Doll: Aktuell genieße ich das Familienlieben. Ich lebe mit meiner Frau in Budapest. Das ist meine Heimat geworden. Meine jüngste Tochter ist gerade in den Kindergarten gekommen. Da bin ich ganz entspannt unterwegs. Zudem schaue ich natürlich viel Bundesliga, Champions League und internationalen Fußball, verfolge alles mit großem Interesse und warte darauf, dass sich für mich etwas Neues ergibt.
Zuletzt warst du auch wieder im Volksparkstadion zu Gast. Wie verfolgst du den HSV?
Ich war beim letzten Spiel der vergangenen Saison gegen den 1. FC Nürnberg im Stadion und zuletzt bei einem Ehemaligentreffen im Elysee. Zum Heimspiel gegen Paderborn bin ich am Wochenende auch wieder im Volkspark. Da freue ich mich schon sehr drauf.
Gefreut hast du dich sicherlich auch über die Auslosung von Dynamo Kyiv, die ihre Spiele in der Europa League im Volksparkstadion austragen: Mit Lazio Rom und Ferencvaros Budapest sind gleich zwei deiner Ex-Vereine zu Gast.
Das sind natürlich beides sehr prägende Vereine in meiner Zeit als Spieler und als Trainer. Da können sich die Fans in Hamburg auf tolle Fußballabende freuen.
Welche Erinnerungen verbindest du mit Lazio Rom?
Das war eine ganz tolle Zeit. Ich habe mit Karl-Heinz Riedle dort zusammengespielt. Italien hat ihn und auch mich danach immer begleitet. Wir haben Lazio damals das erste Mal nach ganz langer Zeit wieder in den UEFA Cup gebracht. Die Deutschen haben einen sehr guten Namen bei Lazio. Auch Miro Klose hat dort lange gespielt. Vor ein paar Jahren waren Kalle Riedle und ich bei einem Legendenspiel. Da merkt man schon, wie wichtig den Römern die Vergangenheit ist.
Was kann man heute von der Mannschaft erwarten?
Der Verein hat sich in den letzten Jahren neu aufgestellt. Sie haben ein neues Trainingszentrum gebaut. Es ist natürlich schwierig, sich gegen Clubs wie Juventus, Inter oder AC Mailand durchzusetzen und um die Meisterschaft zu spielen. Aber letztes Jahr haben sie noch im Champions-League-Achtelfinale gegen Bayern München gespielt und das Hinspiel sogar gewonnen. Sie haben Ambitionen und sicher auch in der Europa League einiges vor.
Eine noch engere Verbindung hast du zu Ferencvaros Budapest. Dort warst du von 2013 bis 2018 fast fünf Jahre im Traineramt. Was verbindest du mit diesem Verein?
Da ich jetzt wieder in Ungarn bin, wird der Kontakt sicher wieder stärker. Mit dem einen oder anderen Verantwortlichen und Mitarbeiter schreibe ich hin und wieder immer noch. Es war eine ganz tolle Zeit mit drei Pokalsiegen, dem Gewinn der Meisterschaft und des Supercups. Wir haben tolle Spieler entwickelt, die dann auch in andere Ligen gewechselt sind.
Was ist von damals noch übriggeblieben und wohin hat sich die Mannschaft entwickelt?
Der Einzige, der von meinen damaligen Spielern übriggeblieben ist, ist Torwart Denes Dibusz. Er ist in der Nationalmannschaft der zweite Torhüter hinter Gulasci und jetzt Kapitän. Der Verein hat sich aber komplett geändert. Zu meiner Zeit konnte man kaum internationale Spieler verpflichten. Jetzt kommen auch Nationalspieler aus der Ukraine oder aus Bosnien. Das war zu meiner Zeit nicht der Fall. National haben wir das gut kompensiert und die Spieler weiterentwickelt, aber international spielst du dann keine Rolle.
Und das ist jetzt anders?
Ferencvaros ist stetig nach oben gekommen. Sie haben in den vergangenen Jahren gute, interessante Spieler geholt und diese teilweise auch weiterverkauft. Zum Beispiel Aissa Laidouni, der sich hervorragend entwickelt hat und schließlich bei Union Berlin in der Bundesliga gelandet ist. Das internationale Geschäft ist unglaublich wichtig für Ferencvaros, um weiter ihr Konzept durchzuziehen. Das ist die Strategie des Vereins. Das wird ein interessantes Spiel.
Und was haben die Fans zu bieten?
Die Fans sind euphorisch. Es werden bestimmt auch viele nach Hamburg mitkommen. Im Volksparkstadion ein Europacupspiel gegen Kyiv zu sehen ist ein fantastisches Spiel. Das gilt auch für die Lazio Anhänger. Als die in Dortmund oder gegen Bayern gespielt haben, war auch ordentlich was los im Stadion.
Wirst du bei den Spielen vor Ort im Volksparkstadion sein?
Jetzt Mittwoch schaffe ich es nicht, da ich schon am Wochenende in Hamburg bin, aber ich verfolge die Spiele auf jeden Fall vor dem TV. Das lasse ich mir nicht entgehen.