
Stimmen zum Spiel
26.11.18
"Wir müssen vorher den Sack zumachen"
Der Hamburger SV trennt sich mit einem 2:2-Unentschieden vom 1. FC Union Berlin. Ein später Ausgleich brachte die Rothosen um den verdienten Lohn einer starken zweiten Hälfte und beschäftigte die Spieler nach dem Abpfiff. HSV.de präsentiert die Stimmen zum Spiel.
"Im Fußball liegen Freud und Leid nah beieinander. Es entscheiden Nuancen", gab Lewis Holtby im Anschluss an die Punkteteilung im Top-Spiel gegen den 1. FC Union Berlin (2:2, 0:1) zu Protokoll. Diese Weisheit hatte seine Mannschaft kurz zuvor auf dem Platz auf ganz bittere Art und Weise zu spüren bekommen. Hee-chan Hwang lief in der 90 Minute allein auf FCU-Keeper Rafael Gikiewicz zu und hatte die Möglichkeit, eine starke zweite Halbzeit der Rothosen - in der zuvor ein 0:1-Pausenrückstand mit Power-Fußball gedreht werden konnte - mit dem Treffer zum entscheidenden 3:1 zu krönen. Doch der Südkoreaner scheiterte aus kurzer Distanz an der rechten Hand des Berliner Schlussmanns und kaum eine volle Zeigerumdrehung später schlug das Spielgerät auf der Gegenseite ein. Sulieman Abdullahi (90. +1) nutzte eine kollektive Unachtsamkeit in der HSV-Deckung aus und erzielte den aus Sicht der Berliner schmeichelhaften 2:2-Ausgleich. Statt der bereits sicher geglaubten drei Punkte mussten sich die Rothosen so mit nur einem Zähler begnügen. Dementsprechend verärgert äußerten sich die Spieler in der Mixed-Zone des Volksparkstadions. HSV.de präsentiert die Stimmen zum Spiel.
Aaron Hunt: Fast mit dem Schlusspfiff den Ausgleich zu bekommen, ist natürlich bitter. Das wird uns jetzt aber nicht aus der Bahn werfen. Wir haben eine gute Reaktion in der zweiten Halbzeit gezeigt. Die erste Hälfte haben wir verschlafen gewirkt und sind zu behäbig aufgetreten. Meine Auswechslung hatte taktische Gründe. Wir wollten mit David einen weiteren Kopfballspieler reinbringen, was in der Vergangenheit auch immer geklappt hat. Wir haben auch ohne Pierre ein gutes Spiel gemacht und hatten reichlich Offensivkraft. Das Trio hatte viele Aktionen. Wenn Hwang das 3:1 macht, dann ist das Spiel durch. Wir sind nach wie vor Erster und haben eine gute Serie von ungeschlagenen Spielen. Auch heute waren wir die bessere Mannschaft, auch wenn wir Pech in der letzten Aktion hatten. So ist Fußball. Das ist noch heute und morgen in den Köpfen und dann muss es raus, damit wir uns optimal auf Ingolstadt vorbereiten können.
Lewis Holtby: Das Ergebnis ärgert uns sehr. Im Fußball liegen Freund und Leid nah beieinander. Es entscheiden Nuancen. Wir müssen vorher das 3:1 schießen und damit den Sack zumachen. Dann stehen wir anstatt jetzt mit einem Punkt als Sieger in der Kurve. Wir haben bis zur 90 Minuten mit 2:1 geführt und dann hinten im entscheidenden Moment als Mannschaft nicht aufgepasst. Kopfballduell verloren, Zweikampf verloren - so fängst du dir noch das 2:2. Da haben wir uns selbst geschlagen. Das ist sehr, sehr schade. Wir standen in den letzten 15 Minuten vielleicht etwas zu tief und hätten mehr Druck machen müssen. Das können wir uns ankreiden. Wenn man einen Ballermann wie Lasogga in seinen Reihen hat, dann ist es natürlich bitter, wenn er so kurz vor dem Spiel ausfällt. Hwang hat es vor allem in der zweiten Halbzeit dennoch gut gemacht, auch wenn er leider das Tor nicht erzielt hat. Gleiches gilt für Baka, der für ziemlich viel Wirbel gesorgt hat. Meiner Meinung nach muss sein Gegenspieler, der ihn gefoult hat, auch mit Rot vom Platz fliegen.
Leo Lacroix: Ein 2:1 ist im Fußball nie ein sicheres Ergebnis. Natürlich sind wir sehr enttäuscht über den späten Ausgleich, den wir als Team einfach nicht gut verteidigt haben. Es war ein wichtiges Spiel für den Club, die Fans und die Tabelle, doch wir müssen uns jetzt mit dem einen Punkt begnügen und uns voll auf das nächste Spiel fokussieren.
Gotoku Sakai: In der ersten Halbzeit haben wir kein gutes Spiel gemacht. Wir haben viele Zweikämpfe verloren und waren meist einen Schritt langsamer als die Berliner. Der Trainer hat in der Halbzeit deutliche Worte gefunden. Auch wir selbst waren nicht zufrieden mit unserer Leistung. Jeder hat da einen anderen Anspruch, so dass wir dem klaren Willen, das Spiel zu drehen, in die zweite Halbzeit gegangen sind. Das ist uns gelungen. Wir haben viel schärfer gespielt und dadurch auch die Tore erzielt. Leider haben wir dann im letzten Angriff geschlafen. Das ist für die Abwehr, mich eingeschlossen, sehr ärgerlich.
Hannes Wolf: Wir sind gut ins Spiel gekommen und hatten dann auch früh eine gute Möglichkeit. Nach dem Gegentor ist ein bisschen Unsicherheit entstanden, wir haben daraufhin viele 50:50-Duelle verloren. In der Halbzeit habe ich dann mit den Jungs gesprochen. So wollten wir einfach nicht nach Hause gehen. Nach der Halbzeit hat die Mannschaft eine sehr gut Reaktion gezeigt. Wir hatten mehr Intensität und mehr Überzeugung. Nachdem wir das Spiel gedreht hatten, ist Union wieder stärker geworden und hat den Ausgleich erzielt. Es hat heute zwei Seiten: Schön, dass wir das Spiel gedreht haben. Auf der anderen Seite hätten wir gern gewonnen.
Urs Fischer: Es war ein tolles Fußballspiel von beiden Mannschaften und es hat Spaß gemacht, von außen zuzuschauen. Wir haben alles gesehen, was das Fußballer-Herz ausmacht. Die erste Halbzeit fand ich sehr ausgeglichen, vielleicht sogar mit minimalen Vorteilen auf unserer Seite. In der zweiten Hälfte war der HSV besser. Sie haben enormen Druck erzeugt. Die beiden Gegentore waren nicht zwingend in der Entstehung, das müssen wir uns ankreiden. Wichtig war, dass meine Mannschaft bis zum Schluss an sich geglaubt und am Ende auch belohnt hat.