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Saison
20.02.25
Rothosen gegen Rote Teufel: "Immer etwas Besonderes"
Wenn der Hamburger SV und der 1. FC Kaiserslautern am Freitagabend gegeneinander antreten, dann liegt etwas in der Luft. So wie eigentlich immer, wenn diese beiden besonderen Vereine aufeinandertreffen.
Als Merlin Polzin in der Pressekonferenz vor dem 23. Spieltag auf die Partie am Freitagabend angesprochen wurde, bekam auch der HSV-Coach leuchtende Augen. "Zwei große Vereine treffen da aufeinander", sagte Polzin, "zwei Vereine mit großer Power" – die ein entsprechender Rahmen erwarten wird: Freitagabend, Flutlicht und ausverkauftes Haus im Volkspark. "Es ist immer etwas Besonderes", schwärmte Polzin und sprach damit das aus, was viele Fußballfans – ob jung, ob alt – über dieses Spiel denken. Denn Duelle zwischen dem HSV und dem 1. FC Kaiserslautern waren schon immer in der Lage, für besondere Fußballmomente zu sorgen.
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Ältere Semester denken hierbei wahrscheinlich gerne an Begegnungen der einstigen Teams um ihre größten Legenden – Uwe Seeler auf der einen und Fritz Walter auf der anderen Seite (Foto) –, die wie sonst niemand für ihre Club standen und bei ihren Vereinen und in der gesamten Fußballwelt absoluten Legendenstatus erreichten, der bis heute gilt. Unvergessen sind hierbei sicher die zwei Begegnungen im Sommer 1955 im Zuge der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft, als der HSV nach einem 2:2 in Kaiserslautern das Rückspiel im Volksparkstadion vor unglaublichen 76.000 Zuschauern mit 1:2 verlor. Hierbei ging Uwe Seeler übrigens leer aus, und das obwohl der FCK später sein absoluter Lieblingsgegner werden sollte: 137 Bundesliga-Tore erzielte "Uns Uwe" und traf mit Abstand am häufigsten (18 Tore in 14 Spielen, davon allein 15 Treffer in 9 Partien im heimischen Volkspark) gegen Lautern.
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Und auch in den Jahrzehnten danach gab es viele spannende Duelle, einzelne Partien haben sich in den Köpfen und Herzen der Fans beider Vereine einen Platz gesichert. Aus Hamburger Sicht denkt man hierbei sicherlich an das Aufeinandertreffen in der Saison 1978/79, als beide Mannschaften als Tabellenerster und -dritter gegeneinander spielten. Der HSV konnte sich hierbei durch ein Traumtor in den Winkel von Peter Hidien sowie die Kopfballtreffer von Felix Magath und Kevin Keegan mit 3:0 gegen den Tabellenführer durchsetzen. "Der HSV macht die Bundesliga wieder spannend" titelte damals das kicker-Magazin, und in der Tat: Dieses 3:0 war der entscheidende Schritt auf dem Weg zur Hamburger Aufholjagd und schlussendlich auch zur Deutschen Meisterschaft anno 1979 – errungen übrigens in einem Abendspiel unter Flutlicht im Volkspark (Foto).
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Apropos Meisterschaft: Auch die Lauterer bringen ihren letzten Meistertitel aus dem Jahr 1998 unweigerlich mit dem HSV in Verbindung. Denn als den Roten Teufeln das bis heute einmalige Kunststück gelang, als Aufsteiger aus der 2. Liga im Folgejahr direkt Deutscher Meister zu werden, bekamen Trainerlegende Otto Rehhagel und der Hamburger Jung Andreas Brehme (Foto) die Meisterschale am 9. Mai 1998 im Hamburger Volksparkstadion überreicht. Ein Spiel, das übrigens auch allen HSVern im Gedächtnis geblieben sein dürfte, schließlich war es das letzte Spiel im alten Volksparkstadion. Kurz nach dem 1:1 und der Übergabe der Meisterschale an den FCK rollten im Volkspark die Bagger an, die ab dem 2. Juni 1998 die ersten Tribünen der alten "Betonschüssel" einrissen und den Weg ebneten für den Neubau des Volksparkstadions, wie man es heute kennt.
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Und in diesem Stadion treffen die Rothosen und die Roten Teufel nun erneut in einem absoluten Spitzenspiel aufeinander, denn beide Mannschaften liegen punktgleich hinter dem Tabellenführer aus Köln und wollen mit einem Erfolg ihre Position im Kampf um den Aufstieg weiter verbessern. Ob es wieder ein außergewöhnliches Spiel wird? Allzu weit hergeholt scheint die Annahme nicht, schließlich zog auch schon das Hinspiel am sechsten Spieltag Fußballfans weit über die beiden Fanlager hinaus in seinen Bann. Nach einem 3:3 im Vorjahr lautete diesmal der Betze-Endstand: ein fulminantes 2:2. Wobei die Hamburger durch Selkes Kopfballtreffer den späten Ausgleich bejubeln durften – in der 95. Minute (Foto). Der HSV gegen den FCK – "da kribbelt's und da brennt's", wie Polzin es ausdrückt. Diese Paarung mit ihren im Schnitt 3,3 Toren pro Spiel ist eben damals wie heute "immer etwas Besonderes".