
Team
06.02.23
Reis: Mentalität, Meilen, Momente
Der Niederländer dominiert in der 2. Liga nicht nur das Mittelfeld, sondern hat mittlerweile auch einen echten Torriecher entwickelt. In Rostock traf der 22-Jährige bereits zum dritten Mal in Serie - der Beweis einer tollen Entwicklung.
Während Mittelstürmer Robert Glatzel mit dem Rücken zum Tor an der Sechzehnerkante klebte, lauerte Achter Ludovit Reis in vorderster Linie genau zwischen den Verteidigern. Vier Flipper-Kontakte - durch Glatzel und Meffert sowie zwei Rostocker - später, stand der Niederländer dann in zentraler Position goldrichtig und schob die Kugel aus acht Metern im Fallen durch die Beine von Hansa-Keeper Kolke zum 1:0 ins Tor. Ein Billard-Tor und zugleich der fünfte Saisontreffer des Mittelfeldspielers mit der Nummer 14. Mehr noch: Ludovit Reis erzielte nach seinen Toren gegen Sandhausen und Braunschweig (jeweils 4:2) in Rostock sogar seinen dritten Treffer in Serie. Zum Vergleich: Selbst Top-Torjäger Robert Glatzel, der die Torschützenliste der 2. Liga aktuell mit 13 Treffern anführt, kann in dieser Spielzeit einen solchen Lauf nicht vorweisen, traf maximal zweimal in Folge. "Es war ein kurioses Tor. Ich kriege den Ball irgendwie auf den Fuß. Im nächsten Moment habe ich dann einfach nur geschossen - drin. Ein geiles Gefühl", beschrieb der 22-Jährige seinen jüngsten Torstreich.
"In Heidenheim müssen wir es nächste Woche wieder so angehen. Es geht immer weiter!"
Ludovit Reis unterstreicht damit erneut seine großartige Entwicklung im HSV-Dress. Im Sommer 2021 vom FC Barcelona an die Elbe gewechselt, standen für den Box-to-Box-Spieler zu diesem Zeitpunkt je drei Treffer und Torvorlagen in 80 Profispielen zu Buche. In 60 Pflichtspielen für den HSV kann Reis, der vor seinem Wechsel selbstkritisch einordnete, im letzten Drittel noch das meiste Entwicklungspotential zu haben, nun starke elf Tore und vier Assists vorzeigen. Unter den zentralen Mittelfeldspielern der 2. Liga sind nur Marvin Wanitzek (Karlsruher SC) und David Kinsombi (SV Sandhausen) mit je sechs Treffern noch torgefährlicher. Reis, ein High-Performer an beiden Enden des Spielfeldes, hängt die Nummer 10 des KSC und seinen ehemaligen Teamkollegen dafür in puncto Zweikampfbereitschaft, Ballaktionen, Dribblings und Laufbereitschaft deutlich ab. Hier rangiert der Niederländer mit 572 (!) geführten Zweikämpfen (Rang 3), 1.302 Ballkontakten (Rang 8), 23 erfolgreichen Dribblings (Rang 3) und 208,6 gelaufenen Kilometern (Rang 7) sogar ligaweit überall in den Top-Ten. Fulminant: Reis gewinnt von den zehn Zweitliga-Spielern, die die meisten Duelle suchen, als einziger mehr als 50 Prozent seiner Zweikämpfe - nämlich 52,6 Prozent.
Mentalität zeigt der in Haarlem nahe Amsterdam geborenen Mittelfeldmotor nicht nur in der Zweikampfführung, sondern auch in Bezug auf das bedingungslose Gewinnen-Wollen. Während "Ludo" gegen Braunschweig tief in der Nachspielzeit noch ein Solo über die Hälfte des Platzes anzog und treffsicher verwandelte, war der Relegations-Torschütze nun in Rostock in bester Torjäger-Manier zur Stelle, um das wichtige 1:0 zu markieren. Dabei steckte der Mann für die besonderen Momente auch einen Schlag auf den Knöchel tapfer weg. "In Rostock muss man immer hart für einen Sieg arbeiten. Das haben wir getan. In Heidenheim müssen wir es nächste Woche wieder so angehen. Es geht immer weiter! Wir sind eine Mannschaft, die richtig viel und gut auf dem Platz kommuniziert. Das ist wichtig und das sieht man", erklärt der Mentalitätsspieler, den Blick schon wieder auf die nächste Aufgabe gerichtet.