Pressekonferenz
06.09.17
„Werden alles reinhauen, um dieser Mannschaft Paroli zu bieten“
In der Pressekonferenz vor dem Bundesliga-Spiel gegen RB Leipzig sprach HSV-Trainer Markus Gisdol über den Zustand der Nationalspieler, seine Erwartungen an die Partie und den eigenen Nachwuchs.
HSV-Trainer Markus Gisdol steht vor dem 3. Spieltag der Bundesliga-Saison vor einer anspruchsvollen Aufgabe. Nach der ersten Länderspielpause der Saison empfängt der HSV bereits am Freitagabend (ab 20:15 Uhr live im HSVnetradio) den Vizemeister RB Leipzig. Das Problem: Neun Profis in den Reihen der Rothosen waren mit ihren Nationalmannschaften im Einsatz. Mit Torjäger Bobby Wood und Kapitän Gotoku Sakai reisten dabei zwei Akteure um die halbe Welt. „Die Ansetzung mit einem Freitagsspiel nach der Länderspielpause ist nicht optimal, aber mein Kollege in Leipzig hat die gleiche Problematik. Die Vermarktung der Bundesliga bringt es mit, am Freitag zu spielen und gleichzeitig müssen die Länderspiele ja auch irgendwann stattfinden“, erklärte Markus Gisdol in der heutigen Pressekonferenz im Rahmen des bevorstehenden Spiels gegen die Leipziger. Ausreden sind also unerwünscht. Vielmehr sind Gisdol und seine Schützlinge gewillt, auch diese Herausforderung zu meistern und gegen den Champions-League-Teilnehmer angriffslustig dagegenzuhalten.
Im Detail sprach der 48-Jährige in der Pressekonferenz über...
… die Verfassung der Nationalspieler: Bei Bobby Wood ist die Situation nicht optimal. Er muss um die halbe Welt fliegen, reist erst am Donnerstag an und am Freitag ist das Spiel. Wir müssen uns also genau anschauen, in welchem Zustand er zurückkehrt. Bei Albin Ekdal und Kyriakos Papadopoulos ist der Zustand dagegen überraschend gut. Das ist erfreulich. Beide haben im ersten Spiel leichte Blessuren davongetragen, so dass ein Einsatz im zweiten Spiel wenig Sinn machte. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir beide auf den Platz bringen können. Insgesamt werde ich mir heute und morgen ein abschließendes Bild über die Nationalspieler verschaffen und danach die Startaufstellung bestimmen.
… die allgemeine Kadergröße: Man muss am Ende einer Transferperiode immer abwägen, was noch möglich ist und sollte keine hektischen Dinge machen, die sich nachher nicht auszahlen. Auf der anderen Seite ist es so, dass wir in der Abwehrreihe nominell dünn besetzt sind. Da darf uns nicht viel passieren, weil wir im Vergleich zum Vorjahr einen Spieler weniger haben. Dort könnte ein Engpass entstehen. Ich akzeptiere das und gehe den Weg auch voll mit, aber wir sind uns der Gefahr natürlich bewusst.
… Alternativen in der Offensive: Im Sturm wäre Sven Schipplock eine Alternative. Mit seinen Pressing-Qualitäten wäre er auch prädestiniert für das Spiel. Hinter den Spitzen im offensiven Mittelfeld gibt es mehrere interessante Alternativen: Luca Waldschmidt, Lewis Holtby oder auch Bakery Jatta, wenn wir taktisch umstellen. Durch die beiden Ausfälle von Hunt und Müller rücken natürlich andere Spieler in den Fokus und können in die Startelf rutschen. Das muss insgesamt die Stärke unseres Kaders sein. Das hat uns auch in der letzten Saison nie schwächer gemacht, sondern die Jungs standen bereit und haben ihren Mann gestanden.
… seine Erwartungen an das Spiel: Ich bin gespannt auf dieses Duell. Leipzig war letztes Jahr in der Vorrunde die beste Pressing-Mannschaft der Liga und wir zählten in der Rückrunde zu einer der besten Pressing-Mannschaften. Ich bin gespannt, wie das Spiel abläuft und was sich am Ende durchsetzt. Leipzig hat eine unglaublich gute Qualität und viel Speed auf den einzelnen Positionen, aber wir wissen natürlich auch, was wir können. Wir trauen uns einiges zu und ich bin mir sicher, dass unsere Mannschaft am Wochenende an ihr Maximum gehen wird. Ob das am Ende gegen einen guten Gegner reichen wird, werden wir sehen, aber wir werden werden alles reinhauen, um dieser Mannschaft Paroli zu bieten.
… Leipzigs Timo Werner: Ich halte nichts davon außergewöhnliche Spieler in den Reihen der gegnerischen Mannschaft mit besonderen Maßnahmen einzufangen. Solche Spieler musst du als Mannschaft stoppen und wir haben oft genug bewiesen, dass wir das können. Was das Verhalten der Zuschauer diesem Spieler gegenüber angeht, habe ich großes Vertrauen in unsere Fans. Seitdem ich hier bin, habe ich es fast gar nicht erlebt, dass auf einzelne Spieler rumgehackt wurde. Unsere Zuschauer haben ein gutes Gespür und sollen lieber wieder ihre ganze Energie reinhauen und uns anfeuern. Das hat uns immer gutgetan.
… sein Verhältnis zu Ralf Rangnick: Wir haben nach wie vor Kontakt, allerdings nicht mehr so regelmäßig wie früher. Er hat mich damals aus Ulm nach Hoffenheim geholt und ich war auch sein Co-Trainer auf Schalke. Natürlich habe ich viel von ihm gelernt und habe ihm viel zu verdanken – das ist keine Frage. Es ist beeindruckend, wie schnell er den Erfolg in die Clubs bringt, auch jetzt wieder in Leipzig. Natürlich sagt man dann auch immer, dass er viel Geld zur Verfügung hätte, aber mit Geld kann man auch viel Mist machen. Er macht meistens viele gute Sachen. Wenn man das Beispiel Werner nimmt: Er hat diesen Spieler für viel Geld gekauft, als er in Stuttgart gar nicht mehr gespielt hat. Andere Clubs hätten sich nicht getraut vielleicht acht oder zehn Millionen für so einen Spieler auszugeben, aber sie waren überzeugt von seinen Qualitäten.
… Linksverteidiger Douglas: Die Situation mit ihm ist geklärt und das tut ihm gut. Ich hatte in den Wochen zuvor den Eindruck, dass ihn die Situation belastet hat. Wir haben uns jetzt besprochen und einen Strich darunter gemacht. Das kann jetzt ein neuer Start für ihn in eine erfolgreiche Saison werden. Von meiner Person aus gibt es auf jeden Fall eine neutrale Bewertung. Wenn ich der Meinung bin, dass die Kaderposition für ihn wieder gerechtfertigt ist, dann mache ich das. Die Chancen für ihn sind groß, dass er wieder in den Kader rutscht.
… den Nachwuchs: Es ist schön, dass wir mit Luca Waldschmidt und Jonas Behounek in dieser Länderspielphase zwei Junioren-Nationalspieler produzieren konnten. Das ist immer eine tolle Auszeichnung für unseren Verein. Zudem haben sich mehrere Spieler aus dem Nachwuchs, die wir während der Länderspielwoche ins Training genommen haben, gut präsentiert. Genau so muss das sein und so planen wir ja auch, dass wir die Spieler aus dem Perspektivkader näher an die Profis führen. Mit Patric Pfeiffer gibt es einen Spieler, der jetzt auch zunächst weiter bei uns trainieren soll. Er hat den interessantesten Eindruck für die dünn besetzte Position in der Verteidigung gemacht.
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