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13.10.24
Pherai: "Eine ganz andere Geschichte"
Es ist eine ungewöhnliche internationale Karriere, die Immanuel Pherai derzeit erlebt: Geboren in Amsterdam, zu Hause mittlerweile in Hamburg, Nationalspieler Surinames. Ein Blick hinter die Kulissen.
Für sein Land zu spielen, das ist für nahezu jeden Fußballer etwas ganz Besonderes. Die Profis des HSV bilden hierbei keine Ausnahme, jeder von ihnen ist stolz, wenn das Heimatland ruft und es in der Länderspielwoche zur Nationalmannschaft geht. Aber für einen der Hamburger Nationalspieler ist es dann doch nochmal eine Nummer spezieller, wenn er - wie auch in der aktuellen Länderspielphase - für sein Land im Einsatz ist. Beziehungsweise für das seiner Eltern, denn Immanuel Pherai selbst ist in den Niederlanden geboren, spielt aber seit diesem Jahr für Suriname.
Aus dem kleinen Staat in Südamerika, bis 1975 auch Niederländisch-Guayana genannt, stammt Pherais Vater, "es ist also quasi mein Vaterland", sagt der 23-jährige Mittelfeldspieler, der sich mit voller Überzeugung für den Wechsel vom niederländischen Verband, für den der gebürtige Amsterdamer 38 Junioren-Länderspiele bestritt, zur Nationalmannschaft Surinames entschied. "Unsere Nationalmannschaft wird erst seit rund vier Jahren wieder aufgebaut, berichtet Pherai, "seit dem schlimmen Flugzeugabsturz in den 80ern gab es keine." Rückblick: Im Juni 1989 streift eine DC-8 der surinamischen Gesellschaft SLM beim Landeanflug auf die Hauptstadt Paramaribo einen Baum und zerschellt - unter den 174 Toten sind 16 in den Niederlanden arbeitende Profifußballer, die für Länderspiele in ihre Heimat reisen. Die surinamische Nationalmannschaft war sozusagen auf einen Schlag ausgelöscht, erst 30 Jahre später wird eine Auswahl des Landes wieder aufgebaut - und Pherai ist stolz, ein Teil davon zu sein: "Suriname hat immer sehr gute Fußballer hervorgebracht, die dann aber meist für die Niederlande gespielt haben, doch für uns alle ist es eine große Ehre, jetzt für unser Land spielen zu können."
Der große gemeinsame Traum ist die Weltmeisterschaft 2026. "Es ist meiner Meinung nach möglich, aber der Weg ist noch lang", so Pherai. Der genießt die Reisen zur Nationalmannschaft, auch wenn sie manchmal etwas beschwerlich sind, was aber nur für die Auswärtsspiele gilt. "Da geht es manchmal nach dem Flugzeug auch noch mit dem Schiff weiter, aber bei den Heimspielen ist es entspannt, denn man fliegt von Amsterdam per Direktflug nach Paramaribo, das ist also gar kein Problem." Und dann taucht Pherai ein in diese ganz andere Fußballwelt, in der die äußeren Bedingungen - "wir haben hier immer mehr als 30 Grad, das ist schon brutal anstrengend" - nicht das einzige sind, was anders ist: "Das hier ist Südamerika, das ist eine ganz andere Geschichte als in Europa, hier herrscht immer eine besondere Atmosphäre, es ist ganz wild manchmal, viele Emotionen sind dabei." Und nicht zuletzt auch eine große Erwartungshaltung der Landsleute. "Weil wir wirklich viele gute Fußballer in unseren Reihen haben", wie der Mittelfeldmann sagt. Und alle wollen 2026 die Weltmeisterschaft hautnah miterleben. Immanuel Pherai vorne weg.