
Nachbericht
19.08.18
Nächste Pokalrunde erreicht, Bielefeld vor Augen
Nach dem 5:3-Sieg beim TuS Erndtebrück in der 1. Hauptrunde des DFB-Pokals steht für den Hamburger SV eine lange Trainingswoche an. Erst am nächsten Montag (27. August) liegt mit dem Heimspiel gegen Arminia Bielefeld das nächste Punktspiel in der 2. Bundesliga an.
Unmittelbar nach dem Abpfiff im Siegener Leimbachstadion rieb sich der eine oder andere Zuschauer verwundert die Augen. TuS Erndtebrück vs. Hamburger SV 3:5 - stand an der Anzeigetafel geschrieben. Etwa 13.500 Augenpaare waren in den zurückgelegten 90 Spielminuten Augenzeuge einer verrückten Partie geworden, die mit Ausnahme einer Verlängerung und eines Elfmeterschießens die typischen Facetten des Pokals bereithielt. Hier der klare Favorit aus der 2. Bundesliga, der eigentlich früh die Weichen auf Sieg gestellt hatte. Dort der absolute Underdog aus der Oberliga, der sich im "Spiel des Jahres" nicht so leicht seinem Schicksal ergeben wollte, seine wenigen Chancen nutzte und dadurch bis zum Schluss für eine spannende Partie sorgte. Den HSV-Spielern, die im Anschluss an den hart erkämpften 5:3-Sieg im mittlerweile fast leeren Leimbachstadion das Auslaufen sowie Spielersatztraining absolvierten, war die Erleichterung über das Weiterkommen in die nächste Runde anzusehen. Am Ende des Tages sollten mit Eintracht Frankfurt der Pokalsieger sowie mit dem VfB Stuttgart ein weiterer Bundesligist diese Hürde gegen unterklassige Teams nicht genommen haben. Pflicht erfüllt, Kür verpasst - unter diesem Motto reisten die Rothosen am Abend mit dem Mannschaftsbus zurück in die Hansestadt. Nun steht eine lange Trainingswoche an, bevor am Montagabend (27. August, Anstoß 20:30 Uhr) der DSC Arminia Bielefeld im Volksparkstadion zu Gast ist.
HSV.de blickt noch einmal auf das gestrige Spiel zurück, gibt einen Überblick über die Personalsituation und wirft den Blick auf die kommende Woche voraus.
Zum Spiel: 25:5 Torschüsse, 81:19 Prozent Ballbesitz, 702:110 angekommene Pässe - der Statistikbogen sprach nach der Begegnung eine deutliche Sprache. Allerdings: So deutlich die spielerische Dominanz des Hamburger SV im Pokalspiel beim TuS Erndtebrück war, sie konnte nicht immer die Nerven der mehr als 5.000 mitgereisten HSV-Fans beruhigen. Denn der Oberligist erzielte jeweils zu den richtigen Zeitpunkten seine Treffer und gestaltete eine durch die Treffer von Lewis Holtby (7., FE) und Fiete Arp (10.) vermeintlich schon früh entschiedene Partie um den Seitenwechsel durch Tore von Yamazaki (42.) und Hunold (48.) wieder offen. An dieser Stelle hätte die mit einem Altersdurchschnitt von 22,8 Jahren jüngste Mannschaft der 1. und 2. Bundesliga - die zum 2. Durchgang mit dem eingewechselten, 18-jährigen Tobias Knost einen weiteren Profi-Debütanten aus dem eigenen Nachwuchs hervorbachte - durchaus ins Wanken geraten können. Doch Pierre-Michel Lasogga brachten seine Farben mit einem Doppelpack und seinen ersten HSV-Pflichtspieltreffern seit dem 13. Mai 2017 (33. Bundesliga-Spieltag, 1:1-Ausgleichstreffer auf Schalke) wieder auf die Siegerstraße. "Die Mannschaft hat es von Beginn an sehr gut gemacht und dominant gespielt. Die beiden Gegentreffer haben dem Spiel natürlich eine Wende gegeben. Dann ist es normalerweise so, dass das Spiel richtig kippen kann, weil du pychologisch runterfährst, aber genau in diesem Moment haben wir richtig weiter gemacht und zwei Tore nachgelegt", fand HSV-Trainer Chrsitian Titz lobende Worte.
Auch der erneute Anschlusstreffer der Erndtebrücker durch Hilchenbach (71.) brachte die Rothosen nicht aus dem Konzept. Mangala (90.) sorgte letztlich für den 5:3-Endstand und den verdienten Sieg. "Wir haben es uns unnötig schwer gemacht und hatten einige Fehler im Defensivverhalten", bemängelte Titz in seiner Analyse und fand zugleich sehr lobende Worte für die mehr als 5.000 mitgereisten HSV-Fans. "Was die Zuschauer hier gemacht haben, war außergewöhnlich. Sie waren ein Schlüssel für den Sieg. Beim 2:2 hätte ein Raunen durchs Stadion gehen können, doch unsere Fans waren geduldig und haben weiter an die Mannschaft geglaubt. Es ist phänomenal, was dieser Verein für Fans hat. Dieser 12. Mann hat uns bisher in jedem Spiel sehr geholfen."

Zur Personalsituation: Christian Titz nahm vier Änderungen in der Startelf vor, verhalf Youngster Tobias Knost zum Profi-Debüt und bewies mit der Einwechslung von Pierre-Michel Lasogga ein goldenes Händchen. Dementsprechend ausführlich musste der Fußballlehrer im Anschluss an die Partie die Personalsituation moderieren. Im Tor habe man Tom Mickel für seine guten Leistungen mit einem Einsatz belohnen wollen. Zudem war Julian Pollersbeck unter der Woche leicht angeschlagen. Auch Stephan Ambrosius habe in der Innenverteidigung seine Sache gut gemacht und sich als ernsthafte Alternative bewiesen. Tobias Knost habe seine unbeeindruckte Art in einer schweren Situation geholfen und auf der Stürmerposition war der Coach ohnehin zufrieden: "Beide Stürmer haben gespielt und getroffen. Was will man als Trainer mehr? Fiete und Pierre sind verschiedene Stürmertypen für verschiedene Spielsituationen. Ich bin froh, dass wir zwei so gute Stürmer haben. Diese Konkurrenzsituation wünscht man sich."
Mit Aaron Hunt (Faszieneinriss in der Wade) und Matti Steinmann (Oberschenkelprobleme) musste Titz im Pokal auf zwei Leistungsträger verzichten. Die Neuzugänge Christoph Moritz, Manuel Wintzheimer und Leo Lacroix kamen zudem in der U21 beim Auswärtsspiel in Kiel (2:3) zum Einsatz, um Spielpraxis zu sammeln. Bei Hunt und Steinmann wolle man kein Risiko eingehen und die Akteure langsam für das Bielefeld-Spiel aufbauen. Das Duo wird sich voraussichtlich ebenso wie die weiteren Akteure unter der Woche im Training wieder der Konkurrenzsituation stellen und um einen Kaderplatz für das nächste Ligaspiel kämpfen.

Der Ausblick: Der Hamburger SV hat dabei eine lange Trainingswoche vor sich, deren Grundstein bereits mit dem gestrigen Auslaufen in Siegen gelegt wurde. "Wir haben uns dafür entschieden, das Auslaufen direkt vor Ort zu machen. Da wir mit dem Bus noch zurück nach Hamburg reisen, erst gegen 4 Uhr zurück sind und morgen das Cyclassics stattfindet. Dadurch ist die Verkehrssituation zusätzlich beeinträchtigt und mit all den Faktoren wäre es schwer möglich, dass die Spieler die nötigen Stunden Schlaf bekommen", erklärt Titz im Hinblick auf die Regeneration. Diese wird am heutigen Sonntag und morgigen Montag mit zwei trainingsfreien Tagen fortgesetzt, ehe der HSV-Tross am Dienstag mit einer Doppeleinheit in die Vorbereitung vor dem nächsten Punktspiel gegen den DSC Arminia Bielefeld startet.
Der Traditionsclub aus Ostwestalfen, den eine große Fanfreundschaft mit dem HSV verbindet, wird am Montagabend (Anstoß 20:30 Uhr) im Rahmen des 3. Zweitliga-Spieltags im Volksparkstadion zu Gast sein. Das Team von Trainer Jeff Saibene ist mit einem Remis in Heidenheim (1:1) sowie einem Heimsieg über Dynamo Dresden (2:1) in die Saison gestartet und bestreitet heute Nachmittag beim ostdeutschen Oberligisten Lok Stendal sein Erstrunden-Spiel im DFB-Pokal. Taktikfuchs Christian Titz wird die Partie mit Spannung verfolgen und gedanklich bereits den einen oder anderen Spielplan durchgehen. Nach einer intensiven englischen Woche mit einem Liga-, einem Test- und Pokalspiel freut er sich auf eine Trainingswoche unter normalen Umständen. "Wir werden mit Matti und Aaron zwei Spieler zurückbekommen, zudem brauchen die beiden Neuzugänge dringend Trainingseinheiten. Wir werden die Einheiten konzentriert angehen und uns bestmöglich für Bielefeld präparieren."
Haken hinter dem Pokal, die nächste Aufgabe vor Augen.