Trainingslager
08.01.22
Mutzel: „Sehen uns in der Idee bestätigt“
Im HSV.de-Interview zieht Sportdirektor Michael Mutzel sein Trainingslager-Fazit und geht darin auf die Kaderstruktur, das Wir-Gefühl innerhalb des Teams und den Ausblick auf die Rest-Rückrunde ein.
Er hat keine Einheit verpasst: Michael Mutzel war in Sotogrande bei jedem Training vor Ort und machte sich ein detailliertes Bild vom Leistungsvermögen der Rothosen-Profis. Aber auch das Smartphone war ein steter Begleiter des HSV-Sportdirektors, für den ob der gerade begonnenen Winter-Transferperiode ein arbeitsreicher Start ins Jahr anliegt. Abseits davon kam aber auch der Spaß nicht zu kurz, wie vor allem am Beispiel des Padel-Tennis-Turniers erkennbar war. Dort spielte sich der Ex-Profi an der Seite von Vorstand Jonas Boldt bis ins Finale und verdiente sich die Anerkennung der stimmungsgeladenen Mannschaft. Warum die Niederlage im Endspiel förderlich für das Teamklima war, welche Rückschlüsse der 41-Jährige aus dem Wintertrainingslager in Sotogrande zieht und welche Transferbewegungen auch in Corona-Zeiten zustande kommen könnten, das erklärte Michael Mutzel im HSV.de-Interview.
Michael, das Trainingslager in Spanien wurde mit dem 3:1-Testspielsieg gegen den KSC erfolgreich beendet. Welche Erkenntnisse hast du in Sotogrande gewonnen?
Zunächst war es die richtige Entscheidung, überhaupt nach Spanien zu fliegen. Wir haben in Hamburg lange und kontrovers darüber diskutiert, sehen uns jetzt am Ende dieser Woche aber in unserer Idee bestätigt, vor Ort eine Bubble zu erzeugen, in der wir Ruhe und keine Störgeräusche vorfinden, um noch enger zusammenzurücken. Wir waren dort unter uns, das fühlte sich gut an. Das Hotel und die Plätze haben sehr gute Bedingungen geboten, weswegen wir super zufrieden sind. Wir konnten das Gruppengefühl stärken. Zugleich muss man aber auch sagen, dass man in einem Trainingslager meistens eine gute Zeit verbringt. Am Ende kommt es auf einen erfolgreichen Start in die Rest-Rückrunde an und da steht uns ein schweres Spiel in Dresden bevor.
Die Stimmung in der Mannschaft scheint ausgesprochen gut. Diesen Eindruck konnte man nicht nur hier in Sotogrande, sondern auch schon in den vergangenen Wochen und Monaten gewinnen. Wie erlebst du die Atmosphäre im Team?
Da stimme ich zu. Man sieht auf und abseits des Platzes, dass sich mehr und mehr ein echtes Team entwickelt hat und immer noch weiterentwickelt. Diesbezüglich leistet auch das Trainerteam einen ganz wichtigen Beitrag, weil es immer wieder Themen für die ganze Gruppe findet und auch außersportliche Reize setzt. Insgesamt sieht man eine gute Entwicklung. Wir haben ein paar Jungs, die Verantwortung übernehmen und vorneweggehen und viele junge Spieler, die in ihren Rollen wichtig für die Truppe sind. Dieses Gemeinschaftsgefühl wollten wir in dieser Woche noch mehr stärken, um in der Rückrunde weiter angreifen zu können.
Zu den gemeinsamen Aktivitäten gehörte auch ein Padel-Tennis-Turnier, bei dem du dich an der Seite von Jonas Boldt bis ins Finale vorgespielt hast. Was war das für eine Erfahrung?
Es war eine super Abwechslung für die Jungs und hat allen Beteiligten Spaß gemacht. Nachdem wir gefragt wurden, ob wir teilnehmen wollen, haben wir uns auch zur Verfügung gestellt. Das hat großen Spaß gemacht. Am Ende ist es ganz gut, dass wir nicht gewonnen haben, sonst wäre das für die Mannschaft echt unangenehm geworden. (lacht)
Blicken wir auf die Personalsituation: Mit Maximilian Rohr und Stephan Ambrosius sind zwei Spieler in Sotogrande wieder ins Teamtraining zurückgekehrt. Wie weit sind diese Spieler schon und wie wichtig ist es, personell wieder mehr Breite in den Kader zu bekommen?
Das ist auf jeden Fall wichtig. Bei Maxi und Stephan war es so geplant, dass sie im Laufe des Trainingslagers teilintegriert werden. Zudem hat Josha Vagnoman weiter im individuellen Bereich gearbeitet. Bei allen drei war das Training hier sehr gut möglich, weil sie die bestmögliche medizinische Betreuung bekommen. Sie machen große Schritte und ich hoffe, dass sie demnächst wieder voll einsetzbar sind.
Du sprichst „Joshi“ an: Er fällt nun schon relativ lange aus. Was ist der Grund, warum er ausschließlich noch im individuellen Bereich trainiert?
Die Thematik in seinem Oberschenkel ist recht gut, so dass er bereits wieder kurz vor dem Wiedereinstieg ins Teamtraining stand. Während der Aufbauphase hat er jedoch etwas Probleme an der Achillessehne bekommen. Das ist eine Kleinigkeit, die ihn auf dem Weg zurück etwas behindert. Wir hoffen, dass er demnächst wieder voll bei der Mannschaft dabei ist. Er wäre mit seiner Physis und seinem Tempo eine gute Option und zählte vor seiner Verletzung zu den Stammkräften.
Ein Spieler, der aus Quarantäne-Gründen nicht mit nach Sotogrande gereist ist, ist Tommy Doyle. Inwieweit wird der Engländer in der Zukunft noch eine Rolle spielen?
Wir hatten mit Tommy vor der Winterpause ein Gespräch, in dem er uns mitgeteilt hat, dass er sich mehr Spielzeit wünscht und dies auch der Grund für die Leihe war. Diese Spielzeit war begrenzt, so dass er darum gebeten hat, die Leihe beenden zu können. Dem haben wir erstmal zugestimmt. Tommy befindet sich nun auf der Suche nach einem neuen Club. Wir gehen erstmal davon aus, dass er wahrscheinlich nicht mehr zurückkommen wird, wollen das aber auch nicht zu 100 Prozent ausschließen.
Gibt es hinsichtlich der Spieler, die in der Hinrunde wenig Spielzeit erhalten haben, Überlegungen bezüglich einer Leihe oder wird auf der Abgangsseite erst einmal nichts mehr passieren?
Wir haben bewusst einen nicht zu aufgeblähten Kader in dieser Saison zusammengestellt, so dass wir erstmal nicht vorhaben, Spieler abzugeben.
Inwiefern beeinflusst die vierte Corona-Welle das Geschehen auf dem Transfermarkt? Schließlich laufen die Clubs unter Umständen Gefahr, viele Ausfälle zu haben. Das könnte Verpflichtungen erschweren, weil die volle Breite der Kader benötigt wird.
Finanziell und personell ändert sich eine Menge durch die Corona-Krise. Das ist im Moment schon eine verrückte Zeit. Es wird jetzt sicherlich auch ein Thema, dass viele Vereine sicherer denken und planen, die jungen Spieler bei sich zu behalten. Wir selbst vertrauen voll auf unsere medizinische Abteilung und unserem Vorgehen in der Corona-Pandemie. Wir sind super aufgestellt, hatten so gut wie keine Fälle oder konnten diese sofort isolieren. Wir haben daher keine Angst, dass uns plötzlich acht Spieler wegbrechen und lassen uns im Hinblick auf Zugänge nicht davon treiben. Das halte ich auch nicht für richtig, weil die es innerhalb der Truppe stimmt und wir nicht zu viel verändern wollen.
Abschließend: In den vergangenen Zweitliga-Spielzeiten konnte eine starke Hinrunde in der Rückrunde jeweils nicht bestätigt werden. Was stimmt dich für diese Saison zuversichtlich?
Wenn man den bisherigen Saisonverlauf betrachtet, dann haben wir uns von Woche zu Woche und Monat zu Monat weiterentwickelt und sind auf und abseits des Feldes stabiler geworden. Ich wüsste nicht, warum sich dieser Entwicklungsprozess nicht fortsetzen sollten. Wir haben nicht nur eine hohe Anzahl an jungen Spielern, sondern auch ein funktionierendes Gerüst gefunden, das uns Stabilität verleiht.
Übrigens: Hier gibt es noch einmal die sehenswerten Highlights vom angesprochenen Padel-Tennis-Turnier.