Interview
15.01.25
Meffert: „Dieses Kollektiv ist unsere Stärke“
Jonas Meffert steht vor dem Rückrundenstart gegen den 1. FC Köln im HSV.de-Interview Rede und Antwort und erklärt, wie es gegen den FC und auch auf die gesamte Rückrunde gesehen positiv verlaufen kann.
Endlich geht’s wieder los! Und das gleich mit einem echten Highlight, denn wenn am Sonnabend der 1. FC Köln im ausverkauften Volksparkstadion zu Gast ist, dann starten die HSVer gleich mal mit dem absoluten Topspiel in die Rückrunde. Und für einen von ihnen ist es ein nochmal etwas spezielleres Spiel: Jonas Meffert, der gebürtige Kölner, für den die Partie gegen den FC kein gewöhnliches Spiel ist, wie er im HSV.de-Interview verrät.
HSV.de: Meffo, in der kurzen Winterpause konntet ihr die Akkus etwas aufladen und habt euch anschließend im Trainingslager auf die Rückrunde vorbereitet. Mit welchem Gefühl startet ihr in die zweite Saisonhälfte?
Wir haben ein sehr gutes, positives Gefühl. Da spielt auch immer der letzte Spieltag der Hinrunde mit rein. Dazu kommt, dass wir ein sehr gutes Trainingslager hatten. Uns fehlten zwar ein paar wichtige Leistungsträger, aber dennoch waren Qualität und Intensität im Training sehr hoch. Die Testspiele liefen gut, auch wenn das Spiel gegen Bukarest im Hinblick auf das Ergebnis und die Verletzung von Noah Katterbach natürlich einen sehr bitteren Beigeschmack hatte. Die Leistungen haben aber gestimmt.
Welche Schwerpunkte habt ihr in der Vorbereitung gesetzt?
Wir haben viel an der Defensivarbeit gefeilt, vor allem am Pressingverhalten in verschiedenen Phasen. Im Spiel mit dem Ball haben wir uns vorgenommen, freier, kreativer und mit noch mehr Spaß am Fußballspielen an die Sache heranzugehen. Diese Aspekte haben uns die Trainer mit an die Hand gegeben.
Sind das auch die grundsätzlichen Veränderungen in der neuen Konstellation mit Merlin Polzin als Chefcoach?
Es gibt auf jeden Fall Veränderungen. Wir haben ein kürzeres Aufwärmprogramm im Fitnessbereich und spielen dafür sehr, sehr viel. Wir sind häufiger im Elf-gegen-elf, damit man sich an die Distanzen besser gewöhnt, und es gibt vermehrt Wettkämpfe im Training. Diese Veränderungen sind auf jeden Fall spürbar. Zudem fallen wir nicht mehr von der Vierer- in die Fünferkette herein, was mich persönlich vor allem betrifft.
Hat sich neben der Trainingsarbeit und den taktischen Aspekten auch der Spirit im Team nochmal ein Stück weit verändert?
Merlin ist das Teamgefüge sehr wichtig. Das betont er immer wieder. Ich fand den Teamspirit vorher auch schon sehr gut, aber natürlich hat uns das Trainingslager jetzt nochmal richtig gutgetan. Wir haben dadurch sehr viel Zeit miteinander verbracht und das hat uns weiter zusammengeschweißt.
Merlin und sein Trainerteam sind nur wenige Jahre älter als du. Spielt das Alter im Verhältnis zwischen Trainer und Spieler eigentlich eine Rolle?
Für mich persönlich überhaupt nicht. Wenn du deine Leistung bringst, dann ist es egal, welches Alter du hast. Das gilt auch umgekehrt. Wenn einer von uns Spielern mit 35 Jahren noch super Fußball spielt, dann spielt der natürlich auch. Da ist es doch vollkommen egal, ob er 25 oder 35 Jahre alt ist. Und Gleiches gilt für den Trainer. Wenn er gutes Training macht, wertvolle Tipps gibt und dich als Spieler und als Mannschaft perfekt auf den Gegner einstellt, dann respektiert man den Coach sofort. Ohne Wenn und Aber! Ich hatte in Kiel mit Ole Werner auch einen sehr jungen Trainer, bei dem jeder direkt gemerkt hat, dass er in seinem Job sehr gut ist. Das gilt auch für unser Trainerteam.
Blicken wir auf den Rückrundenstart. Es geht direkt mit einem Highlight los: ausverkaufter Volkspark, Samstagabend, Flutlicht, Tabellenführer... und dann noch gegen den Club deiner Heimatstadt. Wie sehr kribbelt es da schon?
Es kribbelt extrem – und zwar bei allen von uns. Natürlich ist es für mich zusätzlich ein besonderes Spiel. Köln ist meine Heimatstadt und in meinem Umfeld ist eigentlich jeder FC-Fan. Dementsprechend musste ich auch sehr viele Karten für Freunde und Familie besorgen.
Du sprichst es an, dass du noch immer auch ein Kölsche Jung bist. Gibt es im Bekannten-, Familien- und Freundeskreis hinsichtlich des FC ähnliche Diskussionen wie hier in Hamburg rund um den HSV?
Ja, klar. Es ist fast genau dasselbe. Wenn mich jemand aus der Heimat fragt, wie es beim HSV ist, dann antworte ich immer: Es ist wie beim FC, nur dass die Stadt hier nochmal größer ist. Ansonsten ist es wirklich sehr ähnlich. Die Begeisterung für den jeweiligen Club ist in der Stadt und der Region enorm. Anders als hier gibt es in Köln auch kein wirkliches Derby, dort ist deshalb gefühlt jeder FC-Fan. Auch die Wucht der Medien ist vergleichbar, was man in Köln zu Saisonbeginn ja wieder gemerkt hat, als der Trainer sofort infrage gestellt wurde.
Die Kölner haben sich nach diesen Startschwierigkeiten sehr gut entwickelt und sind Herbstmeister geworden. Wie schätzt du den Gegner ein, worauf muss man sich einstellen?
Ich habe die Veränderungen natürlich wahrgenommen. Ich bin zudem durch unsere gemeinsame Jugendzeit bei Bayer Leverkusen immer noch sehr gut mit Leart Paqarada befreundet, der dort ja seit einigen Jahren spielt. Er hat erzählt, dass der FC sein Hauptaugenmerk auf die Defensivarbeit gelegt hat und darauf auch die komplette Trainingswoche ausgelegt ist. Und vorn haben sie die Qualität, um immer ein Tor zu schießen. Das ist der Matchplan, der in ihrem Fall funktioniert und sehr effektiv ist. Ich glaube, der Rest kommt dann auch durch das Selbstvertrauen, das man sich über Siege wieder erarbeitet. Dann kommt man wieder leichter ins Offensivspiel, das hat die zweite Hälfte der Hinrunde beim FC auch klar gezeigt.
Was bedeutet das für unser Spiel am Wochenende?
Es wird ein sehr schwieriges Spiel, weil Köln mit sehr viel Selbstvertrauen und vielen Siegen in Serie im Gepäck anreisen wird. Für den FC ist es aber auch ein besonderes Spiel, denn das Stadion ist hier nochmal etwas größer und das Hinspiel konnten wir aufgrund einer starken ersten Hälfte gewinnen, auch wenn viele Kölner eine 2:2 als leistungsgerechter empfunden hätten. Jeder Kölner will das wieder gutmachen. Ich bin mir dennoch sicher, dass wir es hier zu Hause und mit unseren Fans im Rücken zeigen können, wer die beste Mannschaft ist.
Die Top-Spiele am Samstagabend sind in der 2. Liga meist echte Fußballspektakel mit vielen Toren. Erwartest du das auch für diese Partie?
Ich könnte mir schon vorstellen, dass es ein Spektakel wird, auch wenn Köln mittlerweile abwartender spielt als noch im Hinspiel. Da hatten wir noch diese Rolle inne, werden diese Mal aber auf keinen Fall abwartend spielen. Ich bin überzeugt, dass wir Tore schießen werden.
Und worauf wird es – wenn wir den Blick mal über den 18. Spieltag hinaus nach vorn richten – in der Rückrunde ankommen, um am Ende das große Ziel zu erreichen?
Wir werden nicht 17 Spiele gewinnen, sondern auch mal unentschieden spielen oder eine Partie nicht so dominieren und gewinnen, wie es vielleicht erwartet wird. Dann wird es immer Kritik geben. Da ist es ganz, ganz wichtig, dass wir als Mannschaft zusammenstehen und uns nicht verändern, sondern an unserem Ding festhalten und es konsequent weitermachen. Wir haben es meiner Meinung nach in zwei Saisons fast optimal gemacht, haben in einer Saison 66 Punkte geholt. Es liegt zu 99 Prozent an einem selbst, aber manchmal braucht man eben auch ein bisschen Glück. Das hatten wir in dem Fall nicht. Aber man sagt ja immer, dass man weitermachen und das Glück erzwingen oder auf seine Seite ziehen muss. Das ist unser Auftrag.
Welche Aspekte sind darüber hinaus wichtig?
Konstanz ist halte ich für extrem wichtig. Jeder muss so konstant wie möglich seine Leistung abrufen. Wir haben so viele gute Spieler, dass jeder auch mal auf der Bank sitzen wird, und gerade dann ist wichtig, weiter zu 100 Prozent Gas zu geben und seine Chance zu nutzen, sobald sie wieder kommt. In den letzten Wochen war dieses Mindset gegeben, wie etwa das Heimspiel gegen Fürth und der gemeinsame Jubel beim 5:0 gezeigt haben. Dieses Kollektiv ist unsere große Stärke. Jetzt ist es wichtig, dass wir es schaffen, uns dies über einen langen Zeitraum zu bewahren.