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09.10.22
Matheo Raab: Bestätigung im besonderen Debüt
Kurzfristig nahm der 23-jähirge Schlussmann im Topspiel gegen seinen Ex-Club Kaiserslautern den Platz von Daniel Heuer Fernandes im HSV-Tor ein und überzeugte mit einer starken Leistung.
Als am Sonnabendabend (8. Oktober) auf der Stadionleinwand des ausverkauften Volksparkstadions die Aufstellungen zum Topspiel bekannt gegeben wurden, da schauten und hörten nicht nur die HSV-Fans unter den 57.000 Zuschauern auf den Tribünen zweimal hin: In der Startelf der Rothosen stand an diesem Abend mit Daniel Heuer Fernandes nicht die etatmäßige Nummer Eins im Tor, sondern der im Sommer vom 1. FC Kaiserslautern an die Elbe gewechselte Matheo Raab. Ausgerechnet war wahrscheinlich der meistgefallene Gedanke zu dieser Personalie. Ausgerechnet gegen seinen Ex-Club gab der 23-jährige Torhüter sein Pflichtspieldebüt für den HSV. „Ich habe es mir nicht ausgesucht. Solche Geschichten schreibt dann eben nur der Fußball“, gab Raab freudestrahlend nach dem Schlusspfiff zu.
Der gebürtige Hesse, der seit 2017 fünf Jahre lang zunächst für die zweite Mannschaft und später für das erste Team der Pfälzer durch die Strafräume geflogen war und mit den Roten Teufeln in der vergangenen Saison in der Relegation gegen Dynamo Dresden (0:0/2:0) die Rückkehr in die 2. Liga perfekt gemacht hatte, erfuhr erst am Nachmittag von seiner Nominierung in die Startelf. Der Grund war ein Magen-Darm-Virus, der Daniel Heuer Fernandes niedergestreckt hatte und einen Einsatz nicht zuließ. „Im Laufe des Tages wurde es klar, da Ferro bei der Aktivierung nicht dabei war“, berichtete Raab, der die besonderen Umstände seines Debüts sofort im Kopf hatte. „Da kam natürlich alles zusammen: in so einem Stadion, vor solcher Kulisse, im Top-Spiel gegen meinen alten Verein. Das macht es besonders. Ich habe versucht es auszublenden, mich genauso vorzubereiten wie immer, es keine Rolle spielen zu lassen, aber das geht natürlich nicht ganz.“ Als das Spiel dann anfing, ging es doch. Mit dem Anstoß und dem Einsetzen des Tunnels war die Aufregung verflogen. Dazu brachten die ersten abgefangenen Flanken und gelungenen Zuspiele zusätzliche Sicherheit.
"Bewiesen, warum wir ihn geholt haben“
So richtig geprüft wurde Raab dann aber erst in der zweiten Halbzeit. Musste er beim Kopfball von Boyd (19.) und beim Schuss von Redondo (44.) in Durchgang eins noch nicht eingreifen, weil diese ihre Chancen verzogen, verhinderte eine minimale Fußabwehr kurz nach Wiederanpfiff den Führungstreffer durch Boyd, der völlig frei vor dem Hamburger Schlussmann aufgetaucht war (48.). „Ich habe am Mittag noch die Stollen gewechselt und war noch ganz leicht dran“, gab Raab zu Protokoll, um danach offen und ehrlich nachzuschieben, dass er den eigentlich folgerichtigen Eckball der Lauterer nicht zugab. „Da war ich leider nicht ganz fair in der Situation. Die Emotionen haben mich überrannt“, entschuldigte sich der Debütant, der sich voller Adrenalin zuvor selber für die Aktion feierte und von seinen Vorderleuten und den Zuschauern ebenfalls mit Beifall ausgezeichnet wurde.
Auch in der Folgezeit konnte sich Raab ein ums andere Mal auszeichnen. Sowohl im Eins-gegen-eins gegen Redondo (63.) überzeugte er mit einem guten Stellungsspiel und parierte zudem weitere Flanken und Schüssen (u.a. durch Opoku) sicher. Dass es nicht zum traumhaften Debüt reichte, lag nicht an ihm, sondern zum einen an der Chancenauswertung der HSV-Offensive, die an diesem Abend einige Hochkaräter (u.a. den Elfmeter in der 81. Minute) liegen ließ, und zum anderen an der Defensive, die in der 82. Minute einmal nicht entscheidend aufpasste und die Flanke von Redondo und die Fußbabnahme von Lobinger (82.) nicht verhindern konnte. Die Gäste erzielten somit doch noch den Ausgleich. Der war zwar verdient, aber schmeckte Raab bei seinem ersten Pflichtspieleinsatz überhaupt nicht. „Ich bin natürlich enttäuscht, dass wir nicht gewonnen haben. Das ist unser Anspruch. Wenn ich aber in zwei, drei Tagen darüber nachdenke, kann ich mit meiner Leistung ganz zufrieden sein“, sagte der Debütant. Das sah auch der Trainer so. „Er hat ein sehr gutes Spiel gemacht, ist es mit viel Freude angegangen und war sehr präsent. Er hat heute bewiesen, warum wir ihn geholt haben.“ Und die Fans wissen jetzt ebenfalls, dass sie sich beim nächsten Mal, wenn der Name auf der Anzeigentafel in der Startelf erscheint, auf einen starken Rückhalt freuen dürfen.