Interview
14.03.24
„Auf das Hier und Jetzt konzentrieren“
Im Interview mit HSV.de spricht Torhüter Matheo Raab über die Trainingswoche zwischen Düsseldorf und Wiesbaden, seine neue Rolle im Torwartteam und die bevorstehende heiße Schlussphase der Saison.
Matheo, das vergangene Spiel in Düsseldorf verlief für alle HSVer enttäuschend. Wie hast du die Partie mit etwas Abstand wahrgenommen?
Wir hatten uns viel vorgenommen, eine gute Trainingswoche absolviert und sind mit einem guten Gefühl nach Düsseldorf gefahren. Wir hatten Bock auf das Spiel. Es ist dann umso enttäuschender, dass wir kein gutes Ergebnis liefern konnten. Wir haben dabei phasenweise keine guten Situationen nach vorn kreiert. Dieses Thema gehen wir in der laufenden Trainingswoche mit Vollgas an. Wir wollen und müssen diesbezüglich besser werden.
Wie hast du dein persönliches Spiel wahrgenommen? Du konntest dich in der Schlussphase mehrmals auszeichnen, während du in den vorigen Spielen oft gar nicht erst in solche Situationen gekommen bist.
Das stimmt, solche Szenen wünscht man sich natürlich als Torhüter. Die erste Aktion in Düsseldorf war direkt das erste Gegentor. Danach wurde ich kaum mehr gebraucht, weil wir das Spiel mit viel Ballbesitz im Griff hatten. Am Ende hatte ich dann noch ein, zwei gute Aktionen. Das hilft für die weiteren Spiele und macht die Brust breiter. Ich werde daraus Kraft ziehen und versuche, der Mannschaft noch mehr zu helfen und voranzugehen.
Wie sehr haben dir diese besagten Szenen gefehlt?
Als Torhüter kannst du dir anders als bspw. ein Angreifer keine Aktionen holen. Du bist auf die Bälle angewiesen, die auf dein Tor fliegen. Wenn dann Bälle kommen, bei denen du nichts machen kannst, dann fühlt sich das auf gut Deutsch gesagt scheiße an. Daher bedeuten einem als Keeper solche Minuten wie die letzten in Düsseldorf umso mehr, weil man Sicherheit und Bestätigung bekommt.
Am Sonntag steht zu Hause gegen Wehen Wiesbaden das nächste Punktspiel an. Was erwartest du für ein Spiel?
Wir gehen davon aus, dass wir es wieder mit einem tiefstehenden Gegner zu tun bekommen. Es geht für uns darum, Lösungsansätze zu finden, um in den gefährlichen Bereich zu kommen. Wir wollen uns mit guten Aktionen nach vorn und im besten Fall natürlich mit Toren belohnen. Da setzen wir aktuell alle gemeinsam an.
Wie sieht hierbei konkret das Zusammenspiel aus der Analyse von Düsseldorf und der Vorbereitung auf Wiesbaden aus?
Das Zusammenspiel ist fließend. Zu Beginn der Woche hatten wir die Nachbesprechung zum Spiel in Düsseldorf, bei der es sowohl analytisch als auch emotional zur Sache ging. Wir haben uns angesehen, was wir besser machen können, und daraus resultierten die Maßnahmen und Vorgaben des Trainerteams für das kommende Spiel, die wir jetzt unter der Woche trainieren. Dabei liegt wie gesagt der Fokus darauf, in der Box zu mehr gefährlichen Abschlüssen zu kommen.
Inwieweit seid ihr als Torwart-Team dabei immer Teil des Ganzen?
Die Videoanalyse findet natürlich mit der kompletten Mannschaft statt. Im Hinblick auf die Trainingsinhalte sind wir zu Beginn der Woche meist individuell im Torwarttraining unterwegs. Zum Spieltag hin findet dann mehr und mehr eine Integration ins Mannschaftstraining statt. Da geht es dann unter anderem um das generelle Zusammenspiel, Defensivabläufe und auch Standardsituationen.
Stichwort Torwarttraining: Eure Rollenverteilung hat sich vor Kurzem verändert. Merkst du diesbezüglich Unterschiede, was das Zusammenspiel im Team angeht?
Nein, wir pushen uns im Torwarttraining genau so intensiv, wie wir es auch zuvor getan haben. Wir wollen der Mannschaft bestmöglich helfen. Da zählt es für uns ausschließlich, 100 Prozent Vollgas zu geben. Diese Einstellung leben wir als Torwartteam vor. Es geht immer darum, den Stammkeeper zu fördern und zu pushen, damit er seine Leistung bestmöglich auf den Platz bringen kann. Das ist von großer Bedeutung und diesbezüglich hat sich die Gesamtsituation nicht verändert. Wir haben alle dasselbe Ziel, wollen mit dem Verein unbedingt eine erfolgreiche Saison spielen und diese vergolden.
Wie fühlt es sich bei allem Teamgedanken an, dass du als ehemaliger Herausforderer nun den Vorzug im Tor erhalten hast?
Natürlich hat das etwas mit mir gemacht. Ich freue mich sehr, dass ich diese Chance bekommen habe und nun meinen Beitrag zur Gesamtleistung beitragen kann. Das habe ich sicherlich auch schon zuvor in den Trainingseinheiten unter der Woche getan, aber natürlich ist es etwas anderes, wenn man auch am Wochenende zwischen den Pfosten steht. Das ist doch ganz klar. Dafür spielt man Fußball und ist Sportler geworden. Es ist eine umso schönere Sache, dass man das für einen so riesigen und geilen Verein machen darf. Das ist einzigartig.
Du hast vor deinem Wechsel zum HSV beim 1. FC Kaiserslautern ebenfalls im Umfeld eines ganz großen Traditionsclubs gespielt und dabei auch Erfahrungen im Aufstiegsrennen und mit Rückschlägen gesammelt. Es bricht nun die heiße Schlussphase der Saison an – worauf kommt es dabei an?
Es kommt brutal darauf an, dass man sich auf das Hier und Jetzt konzentriert. Wir stecken momentan sicherlich in einer schwierigen Situation, aber zugleich sind noch zu viele Spiele zu spielen, um in ein „Was wäre, wenn?“ zu verfallen. Das bringt nichts. Es zählt jetzt nur Wiesbaden und dort müssen wir drei Punkte einfahren. Es geht nur von Spiel zu Spiel. Als wir damals mit dem FCK aufgestiegen sind, waren wir die ganze Zeit auf dem 2. Platz und haben dann die letzten vier Saisonspiele allesamt verloren, sodass wir noch auf den Relegationsrang gerutscht sind. Und trotzdem haben wir es am Ende geschafft. Man muss in der Schlussphase einer Saison bedingungslos zusammenhalten und sich auf das konzentrieren, was man beeinflussen kann.