Saison
16.04.24
Magdeburg in den Muskeln, Kiel im Kopf
Die Rothosen haben mit einem Kraftakt beim FCM noch einen Punkt geholt und empfangen nun mit wiedererstarktem Mut und zahlreichen Rückkehrern den Tabellenführer zum Topspiel.
Nach dem Last-Minute-Punktgewinn beim 1. FC Magdeburg (2:2) stand für einen großen Teil der Rothosen am gestrigen Montag (15. April) die Regeneration im Vordergrund der Trainingsarbeit. Im Kraft- sowie Physio-Raum des Trainingszentrums herrschte reichlich Betrieb, um den Strapazen vom Vortag sportmedizinisch entgegenzuwirken. Denn die Hamburger hatten in Magdeburg einen Kraftakt bewältigt, nach einem 0:2-Rückstand und in mehr als einstündiger Unterzahl noch den mehr als verdienten 2:2-Ausgleich erzielt und damit zumindest einen Punkt im Aufstiegsrennen gesichert. Rund um die 70. Spielminute, als die Schützlinge von Steffen Baumgart ihre stärkste Phase einläuteten, waren beide Mannschaften in der Statistik der gelaufenen Kilometer gleichauf - wohlgemerkt agierten die Rothosen zu diesem Zeitpunkt bereits lange in Unterzahl. Letztlich liefen sie über das gesamte Spiel gesehen nur 3,7 Kilometer weniger (115,3 km zu 119,0 km) als der Kontrahent in voller Mannstärke. 23:14 Torschüsse, 16:4 Flanken und 9:3 Ecken untermauerten in der Abschlussstatistik ebenfalls den enormen Aufwand der Rothosen. Darunter fielen zahlreiche herausgespielte Großchancen, von denen letztlich durch Schonlau (68.) und Meffert (90.+4) zwei genutzt sowie von Benes und Reis zwei weitere zu den Aluminiumtreffern Nummer 19 und 20 der laufenden Saison führten - Ligabestwert. "Im zweiten Durchgang sind die Jungs über die Grenzen gegangen, so wie ich mir das vorstelle", erklärte Baumgart in den Stimmen zum Spiel. "Wir hatten mehrere hundertprozentige Chancen, hätten sogar noch gewinnen können. Deswegen bin ich einerseits enttäuscht, andererseits aber auch stolz auf die Moral der Jungs."
Zahlreiche Rückkehrer
Seine Spieler bewerteten den späten Punktgewinn ähnlich. Logischerweise wollten die Rothosen in Magdeburg dreifach punkten, stellten angesichts des unglücklichen Spielverlaufs und der dominanten Aufholjagd in der letzten halben Stunde des Spiels aber auch die gezeigte Moral in den Vordergrund. "Wir haben immer weiter gemacht, egal wie aussichtslos die Situation war. Wir lagen zur Pause mit 0:2 hinten, hatten einen Mann weniger und 25.000 Fans gegen uns. Da gibt es nicht viele Mannschaften, die noch so eine zweite Hälfte zeigen", erklärte Kapitän Sebastian Schonlau und richtete den Blick nach vorn: "Die Art und Weise, wie wir mit den Rückschlägen und den Elfmetern umgegangen sind, zeigt, was in uns steckt. Das wollen wir für die letzten fünf Spiele mitnehmen." Ähnliche Worte fand in Jonas Meffert der zweite HSV-Torschütze des Tages, der zudem das 1:0 vorbereitet hatte. "Wir haben ein wenig alles oder nichts gespielt. Dompe hat unglaublichen Schwung gebracht und auch die Präsenz von Bobby hat uns geholfen. Ich freue mich für die Mannschaft, dass wir uns für den Einsatz belohnt haben. So müssen wir auch die letzten Spiele angehen. Aufgeben ist keine Option."
In der Tat brachten die wiedergenesenen Offensivakteure maßgeblichen Schwung in die Partie. Flügelspieler Jean-Luc Dompe reichten nach seiner Einwechslung rund 30 Minuten, um einen Bestwert in diesem Spiel von sechs geschlagenen Flanken aufzustellen. Nicht minder gefährlich wurde es in der Box, wenn Top-Torjäger Robert Glatzel (16 Saisontreffer) die Gegenspieler band, Bälle festmachte oder selbst abschloss. Dass am gestrigen Montag mit Dennis Hadzikadunic, Anssi Suhonen und Ignace Van der Brempt drei zuletzt erkrankte bzw. angeschlagene Spieler vollständig am Spielersatztraining teilnahmen, stimmt die Mannschaft für das kommende Punktspiel im heimischen Volksparkstadion ebenfalls zuversichtlich. Dann empfangen die Rothosen mit Holstein Kiel das Team der Stunde in der 2. Bundesliga. Die Kieler Störche haben ihre vergangenen fünf Zweitliga-Spiele allesamt zu Null gewonnen und durch den jüngsten 4:0-Erfolg gegen den VfL Osnabrück sogar die Tabellenführung erobert, stehen nach dem 17. Spieltag zum zweiten Mal wieder ganz oben. Auf den Hamburger SV wartet am Sonnabendabend (Anstoß: 20.30 Uhr; ab 20.15 Uhr live im HSVnetradio) also im wahrsten Sinne des Wortes ein Topspiel. Ein Duell, in das die Baumgart-Mannen, die am heutigen Dienstag einmal gänzlich eine Verschnaufpause bekommen, mit erstarktem Mut und Personal gehen wollen.