Interview
09.01.25
Königsdörffer: „Den Trend bestätigen“
Im HSV.de-Interview spricht Ransford Königsdörffer über die Gründe für seine positive Entwicklung in 2024, die Geheimnisse hinter seiner Torbilanz und die Vorfreude auf den Rückrundenauftakt 2025.
hsv.de: Ransi, das Jahr 2025 ist wenige Tage alt. Wie hältst du es mit Neujahrsvorsätzen?
Ransford Königsdörffer: Ich persönlich setze mir keine Vorsätze oder Ziele, sondern starte ganz normal in ein neues Jahr. Ich hoffe einfach auf ein gutes 2025 und versuche, dafür mein Bestes zu geben.
Du bist ein Berliner Jung, in der Bundeshauptstadt geboren und aufgewachsen. Wie sah für dich dieses Mal der Jahreswechsel aus? Warst du in der Heimat oder bist du dem Silvester-Trubel in Berlin entflohen?
Ich war dieses Mal im Urlaub in Katar und habe das neue Jahr zusammen mit Davie (Selke, Anm. d. Red.) gefeiert. Wir waren gemeinsam mit unseren Partnerinnen etwas essen und sind es ganz entspannt angegangen. Im Vergleich zu früher, wo ich in der Heimat mit meinen Freunden ins neue Jahr gestartet bin und auch mal ein Knallkörper gezündet wurde, ist es also deutlich ruhiger geworden. (schmunzelt)
Wenn wir auf das Jahr 2024 zurückblicken: Was kannst du sportlich und menschlich mitnehmen?
Es war insgesamt viel los: Das Jahr ist mit der Teilnahme am Afrika-Cup super gestartet. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet und umso schöner waren die Erfahrungen, die ich dort sammeln konnte. Auch im Verein ging es nach dem Trainerwechsel unter Trainer Baumgart für mich bergauf. Diesen Trend konnte ich dann auch in der Hinrunde bestätigen, auch wenn ich leider zum Ende des Jahres mit der Verletzung ausgefallen bin. Grundsätzlich war es ein gutes und positives Jahr.
Gibt es generell Augenblicke, in denen du zurückschaust und solche Ereignisse und Phasen reflektierst?
Ja, ich bin diesbezüglich immer mal wieder mit meinem Mentalcoach im Austausch. Wir sprechen dann darüber, wie die Dinge gelaufen sind, was man besser machen und worauf man auch stolz sein kann. Es sind Gespräche über Gott und die Welt, aber natürlich auch gezielt über vorhandene Probleme. Wir haben hierbei kein festes Muster, sondern tauschen uns je nach Situation aus.
Im Kalenderjahr 2024 standen für dich neun Tore in 30 Zweitliga-Einsätzen zu Buche. Vor allem in der Hinrunde der laufenden Saison bist du richtig in Fahrt gekommen, warst mit sieben Treffern auffälliger Torjäger. Dir fehlt damit nur noch ein Tor zum Karriere-Bestwert aus deiner ersten HSV-Saison 22/23. Welche Gründe gibt es hierfür?
Ich habe im Sommer viel reflektiert und war dabei auch selbstkritisch. Das Vorjahr war für mich sportlich wie privat nicht so gut. Ich wollte die Dinge, die schlecht gelaufen sind, einfach besser machen und versuchen, auch besser mit Widerständen umzugehen. Ich habe mich im Sommer zunächst gut erholt und dann fleißig gearbeitet. Ich habe unter anderem meine Ernährung umgestellt und sehr stark darauf geachtet. Das hat echt einen großen Unterschied gemacht. Unterm Strich habe ich einfach viel Gas gegeben. Am Ende gehört auch etwas Glück dazu, aber ich habe auch dazu beigetragen, dass ich dieses Glück bekomme.
Wer hat dir dabei geholfen?
Zum Großteil wieder mein Mentalcoach und darüber hinaus natürlich auch meine Freundin, meine Eltern oder mein Berater, sprich: das engere Umfeld. Meine Freundin hat beispielsweise bei der Umsetzung der Ernährungsumstellung viel geholfen, gibt sich total Mühe, auf alle wichtigen Dinge zu achten. Ich habe diesbezüglich auch eine Ernährungsberaterin hinzugezogen, die uns anfangs viel unterstützt hat und mit der wir immer noch im Austausch stehen. Da ging es zum Beispiel darum, mehr pflanzliche als fleischige Proteine zu sich zu nehmen, an intensiven Trainingstagen viele Kohlenhydrate zu konsumieren und am Tag vor den Spieltagen eher auf eine leicht verdauliche Nahrung zu setzen.
Wenn wir auf deine Torausbeute schauen, sind zwei Besonderheiten erkennbar. Zuerst: Du hast fünfmal das 1:0 erzielt, und zwar immer innerhalb der ersten elf Minuten. Gibt es hierfür eine Erklärung?
Ich denke, dass ich mich sehr gut auf das Spiel vorbereite, sodass ich von Beginn an auf Betriebstemperatur bin und wenig Zeit benötige, um erstmal reinzukommen. Für mich persönlich geht’s dabei auch darum, mit der nötigen Lockerheit in ein Spiel zu gehen. Ich will gar nicht so angespannt sein, sondern mir fällt es leichter, wenn ich mir keinen großen Druck mache und mir sage: „Auf geht´s, heute ist dein Tag!“
Zweite Beobachtung: Drei deiner sieben Saisontore fielen per Kopf, zuvor waren es zwei im Profi-Bereich. Ist diese Entwicklung reiner Zufall oder steckt ein „Air Königsdörffer“ in dir?
Mit Davie und Bobby haben wir zwei top, top Kopfballspieler in unseren Reihen und von ihnen habe ich mir sicherlich das eine oder andere abgeschaut. Am Ende ist das aber auch etwas positionsbedingt. Ich spiele jetzt nicht mehr auf der Außenbahn, sondern im Sturm, und dort kommt man häufiger zum Kopfball. Auch das spielt eine Rolle.
Als Kind hast du vielfältige Sportarten ausgeübt – Tennis, Schwimmen, Taekwondo, Leichtathletik. Profitierst du heute noch davon? Schließlich lebt dein Spiel von Athletik?
Ich habe grundsätzlich Glück mit meiner Grundveranlagung, schnell zu sein, aber ich profitiere sicherlich bis heute vor allem von der Leichtathletik. Auch das Schwimmen hat im Hinblick auf den Aufbau der Körperkraft etwas geholfen.
Springen wir, um im Bild zu bleiben, ins Hier und Jetzt: Das letzte Hinrundenspiel gegen Fürth hast du mit Knieproblemen verpasst, die ersten Trainingstage 2025 liefen individuell ab. Wie sieht deine körperliche Verfassung aus?
Zuletzt waren noch leichte Knieprobleme da, aber es war ein Fortschritt, dass ich gestern wieder mit der Mannschaft trainieren konnte. Ich hoffe, dass es bis zum Spiel gegen Köln reicht und wir dort gemeinsam als Sieger den Platz verlassen können. Ich glaube an meinen Körper, auch wenn ich nichts versprechen kann. Es ist das Ziel, dabei zu sein.
Bis dato sind eine sehr positive Stimmung im Team und auch ein ordentlicher Drive in der Trainingsarbeit zu erkennen. Wie nimmst du das wahr?
Wir haben uns zunächst gefreut, uns wiederzusehen. Jeder hat in der kurzen Pause andere Dinge erlebt, sodass wir viel über die jeweiligen Erfahrungen gesprochen haben. Wir haben generell eine gute Grundstimmung. Auch auf dem Platz ist das zu spüren. Das Trainerteam setzt auf spielerische Elemente und Wettbewerbe, was die Stimmung weiter nach oben drückt. Allgemein haben wir ein sehr offenes Trainerteam, das wir teilweise schon länger kennen und mit dem wir in einem guten Austausch stehen.
In neun Tagen wartet der Rückrundenauftakt gegen den 1. FC Köln auf euch. Weckt das für dich automatisch Erinnerungen an deinen Doppelpack zum Saisonauftakt und wie groß ist die Vorfreude?
Natürlich denke ich daran – das war ein Top-Einstand für uns als Mannschaft und für mich persönlich. Am liebsten würde ich das wiederholen, aber am Ende zählt einfach, dass wir das Spiel gewinnen. Es ist ein Top-Spiel und das ist immer geil. Nicht nur wir, sondern auch die Fans haben sicherlich eine große Vorfreude, dass wir wieder gemeinsam im Volksparkstadion aufspielen. Jeder freut sich darauf und jeder weiß über die Bedeutung dieses Duells.
Hörempfehlung: Ihr wollt noch mehr über Ransford Königsdörffer, seine Berliner Wurzeln, vielfältigen sportlichen Anfänge und den Schritt in den Profifußball erfahren? Dann sei euch die 21. Folge des HSV-Podcasts "Pur der HSV" (aus 09/22) ans Herz gelegt. Ein noch immer zeitloses Gespräch, in dem sich "Ransi" von seiner privaten Seite zeigt. Hier geht´s zum Podcast.