
Saison
31.01.25
Königsdörffer & Co. und der offensive Dreiklang
Hannover 96 reist mit der besten Defensive der Liga nach Hamburg, doch dort wartet mit dem HSV die mit Abstand beste Offensive. Und die will nicht nur in diesem Nordduell für die nötigen Tore sorgen.
Tagtäglich schindet sich Robert Glatzel im Individualtraining mit Reha-Coach Sebastian Capel, um seinem Comeback nach dem Sehnenabriss im Oberschenkel Stück für Stück näherzukommen. Obwohl der Mittelstürmer nach seinem Doppelpack gegen Fortuna Düsseldorf am 6. Oktober 2024 nicht mehr auf dem Platz stehen konnte, wird er in der Torjägerliste immer noch auf Platz 14 geführt – sieben Treffer in sechs Spielen waren eben eine überragende Quote.

Vor ihm rangieren in diesem Tableau mittlerweile zwei weitere Hamburger, denn mit Davie Selke (11 Tore) und Ransford Königsdörffer (9) – die beide auch jüngst beim Auswärtssieg in Berlin trafen, wo Königsdörffer als Joker für Selke kam – spielen gleich zwei HSV-Angreifer eine hervorragende Saison. Umso größer war die Sorge aller Beteiligten und Verantwortlichen, als Selke nach seinem Treffer zum 1:0 bei Hertha BSC verletzt vom Platz musste und schnell klar war, dass eine Operation nach seiner Verletzung im Gesicht unumgänglich sein würde.
Die beiden Hamburger Toptorjäger verletzt – zum Glück ist auf Königsdörffer ebenfalls Verlass, denn der 23-Jährige trifft beständig und spielt seine bisher beste Saison, hofft aber dennoch sehr auf die zügige Rückkehr seiner beiden Kollegen: "Wir pushen uns gegenseitig, gönnen uns gleichzeitig aber jedes einzelne Tor und jeden Erfolg, das ist das Geheimnis unseres Erfolgs. Beide sind super Spieler und super Typen und es tut uns weh, wenn sie nicht spielen können, daher hoffe ich, dass sie schnell wieder dabei sind."

Diese drei Personalien und dieses Mittelstürmer-Trio – es ist eine besondere Konstellation, ein großer Teamgeist und definitiv ein Beleg für die außergewöhnliche Offensivstärke der Rothosen in dieser Saison, in der bereits 43 Tore auf der Habenseite stehen. Das sind durchschnittlich 2,3 Treffer pro Partie. Damit sind die Hamburger das mit weitem Abstand offensivstärkste Team der Liga. Allein in den jüngsten fünf Spielen – unter der Leitung des neuen Cheftrainers Merlin Polzin – wurden 14 Tore erzielt, im Schnitt also sogar rund drei pro Partie.
Dabei hatten Polzin und sein Trainerteam in der Vorbereitung auf die Rückrunde den Hauptfokus sogar eher auf die defensive Stabilität gelegt und hierbei auch sichtbare Fortschritte erzielt, die offensive Wucht ist dennoch geblieben – und wird am Wochenende wieder gebraucht werden. Denn am Sonntag ist im Volksparkstadion diejenige Mannschaft zu Gast, die mit 19 Gegentoren nicht nur die stabilste Abwehr aufweist, sondern auch die einzige, die es in dieser Saison schaffte, die HSV-Offensive kaltzustellen. Am dritten Spieltag war es, als der HSV in Hannover das einzige Mal in dieser Spielzeit ohne eigenes Tor blieb. Etwas, das sich nicht wiederholen soll.

Stattdessen soll die beeindruckende Heimstärke – bereits 26 Mal lief im Volksparkstadion die Torhymne "Always Hamburg!" und als einziges Team der gesamten Liga sind die Rothosen in Heimspielen noch ungeschlagen – weiter ausgebaut werden. Dabei eventuell schon mithelfen könnte eine weitere Offensivkraft: Adedire Mebude wechselte im Laufe der Woche aus der 1. belgischen Liga zum HSV und brennt darauf, bereits gegen Hannover 96 sein Debüt im Volkspark zu geben: "Ein erster Einsatz in einem Heimspiel? Das wäre perfekt!"
Auch Mebude soll mit seinem Tempo im Spiel nach vorn, seinen Dribblings über den rechten Flügel und seinen Qualitäten als Vorlagengeber dazu beitragen, dass weiterhin in schöner Regelmäßigkeit im Sturmzentrum der Mittelstürmer verwerten darf. Aktuell Ransford Königsdörffer, schon hoffentlich sehr bald auch David Selke und im Saisonendspurt dann wohl auch wieder Robert Glatzel. Dieser Dreiklang klingt nach einem echten Faustpfand für das Erreichen des großen HSV-Ziels. Erst einmal aber steht Hannover 96 im Fokus. Und mit der besten Abwehr der Liga ein echter Härtetest für Königsdörffer & Co.