Team
09.10.24
Katterbach & Co.: Individuelle Qualität für das Kollektiv
Noah Katterbach, der zuletzt zweimal in der Startelf stand, steht mit seiner Einstellung exemplarisch für den Teamgedanken im Kader der Rothosen, in dem alles dem gemeinsamen Ziel untergeordnet wird.
In den vergangenen Wochen zeichneten die turnusmäßigen Pressekonferenzen vor den jeweiligen Spieltagen stets das gleiche Bild: HSV-Trainer Steffen Baumgart bekam immer und immer wieder Fragen gestellt, die sich um das Thema Kaderbreite und seinen Umgang damit drehten. Die Nachfragen der Journalisten sind nachvollziehbar, schließlich verfügt der HSV in dieser Saison über eine Mannschaft mit "mehr als elf und auch mehr als 14 oder 15 Stammspielern", wie Baumgart es bereits zu Saisonbeginn ausdrückte. Kurzum: Der Coach hat Spieltag für Spieltag mehrere und unterschiedlichste Optionen, wie er - auch auf den jeweiligen Gegner ausgerichtet - seinen Kader und die Startelf zusammenstellen kann.
Ein schmaler Grat, gewiss, denn während sich der Trainer auf der einen Seite darüber freuen kann, zu jeder Zeit des Spiels durch personelle Wechsel und die individuelle Qualität seiner Spieler entscheidenden Einfluss auf das Geschehen nehmen zu können, so herausfordernd ist es, die Situation hin und wieder zu moderieren, da nicht alle Akteure zu den gewünschten und teilweise auch gewohnten Spielzeiten kommen können.
"Die Mannschaft nimmt es an und macht es sehr gut", lobt Baumgart immer wieder die Arbeit seiner Spieler, deren Moral und den Umgang mit dem "Luxusproblem", wie er es gern nennt. Beispiele hierfür gibt es viele. "Natürlich möchte ich immer spielen, die Reservistenrolle stellt mich persönlich nicht zufrieden", erklärte jüngst Angreifer Davie Selke, betonte gleichzeitig aber: "Vorrang hat für uns alle das große gemeinsame Ziel, und dem ordne auch ich alles unter." Um dann sogleich im nächsten Spiel den nächsten Jokertreffer folgen zu lassen und einmal mehr als echte und gefährliche Einwechselwaffe entscheidenden Einfluss auf das Spiel zu nehmen. In den zwei folgenden Partien stand Selke dann gemeinsam mit Toptorjäger Robert Glatzel in der Startelf, was belegt: "Jeder Spieler hat jede Woche die Möglichkeit, sich im Training anzubieten, und das wird dann auch belohnt", so Baumgart.
Ein Paradebeispiel hierfür stellt auch Noah Katterbach dar, der in den ersten sechs Partien der Saison zwar jedes Mal im Kader stand, jedoch nicht eine einzige Minute zum Einsatz kam. Grummeln, schlechte Laune verbreiten, sich hängen lassen? Nicht mit Katterbach & Co.! "Noah hat einfach weiter überragend trainiert, es mir schwergemacht, ihn nicht aufzustellen und hat sich daher seinen Einsatz verdient", sagte Baumgart, nachdem er Katterbach, der sich letztes Jahr nach seinem Kreuzbandriss in Rekordzeit auf den Platz zurückarbeitete, am 7. Spieltag im Heimspiel gegen den SC Paderborn plötzlich in die Startelf beordert hatte, wo der Linksfuß defensiv absolut zu überzeugen wusste und als linker Schienenspieler sogar das 2:2 von Selke mustergültig auflegte.
Und als am Wochenende darauf Rechtsfuß Silvan Hefti seinen Einsatz für das Duell beim Tabellenführer in Düsseldorf verletzungsbedingt absagen musste, stand Katterbach erneut Gewehr bei Fuß, übernahm dieses Mal den Schienenspieler-Part auf der rechten Seite und verdiente sich erneut ein Sonderlob des Trainers: "Wir haben uns speziell aus defensiven Gedankenspielen für Noah entschieden und er hat es wie auch in der Vorwoche sehr gut gemacht."
Katterbach selbst bewertete seinen Einsatz auf der "falschen" Seite sachlich: "Der Trainer hat mir mitgeteilt, dass ich eine Option für die Position bin, falls Silvan nicht spielen kann, und ich denke, ich habe den Job ganz ordentlich gelöst." Ein Beleg dafür, wie Katterbach & Co. mit der Situation umgehen. Nicht der Einzelne steht im Vordergrund, sondern das große und gemeinsame Ganze. Notfalls eben auch als Linksfuß auf der rechten Außenbahn. Denn der Traum vom Aufstieg in die Bundesliga schweißt das Team zusammen, jeder Einzelne ordnet sich ein und der Gruppe unter. Und ist dann da, wenn er gebraucht wird. Die bis dato neun Torbeteiligungen durch Einwechselspieler - genauer: fünf Tore, vier Vorlagen - dienen als weiterer Beleg für die Breite, die Ausgewogenheit und den Zusammenhalt im Team . Und genau das soll in dieser Saison das große Plus für den HSV und Coach Baumgart sein - auch auf die Gefahr hin, dass er weiterhin allwöchentlich diesbezüglich die Pressekonferenz-Fragen beantworten muss.