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Interview

05.11.24

Yarmolenko: "Wir sind für die Unterstützung sehr dankbar"

Im hsv.de-Interview spricht Nationalspieler Andriy Yarmolenko unter anderem über seine Zeit in der Bundesliga, sein 250. Spiel für Dynamo Kyiv und die aktuelle Europa-League-Saison, in der die Ukrainer ihre Heimspiele im Volksparkstadion absolvieren. 

Andriy Yarmolenko dürfte hierzulande einer der bekanntesten ukrainischen Fußballer sein. Er ist nicht nur Kapitän der Nationalmannschaft seines Landes, er absolvierte in der Saison 2017/18 auch 18 Bundesligaspiele für Borussia Dortmund und spielte später unter anderem für West Ham United in der englischen Premier League. 2023 ist Yarmolenko nach sechs Jahren im Ausland zu seinem Jugendverein zurückgekehrt. Im September bestritt er sein 250. Ligaspiel für Kyiv und damit die viertmeisten in der Historie des Vereins.

Anlässlich der anstehenden Partie gegen Ferencváros Budapest (hier geht´s zu den Tickets) spricht der 35-Jährige bei hsv.de über seine Zeit in der Bundesliga und über die aktuelle Europa-League-Saison, in der Dynamo Kyiv seine Heimspiele im Volksparkstadion austrägt.

HSV.de: Andriy, du bist 2017 nach zehn Jahren bei Dynamo Kyiv zu Borussia Dortmund gewechselt. Welche Erinnerungen hast du an die Zeit in der Bundesliga?

Andriy Yarmolenko: Ich kann nur Gutes über meine Zeit in der Bundesliga sagen. Es ist Fußball auf höchstem Niveau, es gibt viele Weltklassespieler. Zudem sind fast alle Spiele ausverkauft und es herrscht eine beeindruckende Atmosphäre. Es ist sehr schade, dass uns in der Ukraine dieses Privileg, vor ausverkauften Rängen zu spielen, durch den russischen Angriffskrieg genommen wurde. Aber das ist zweitrangig, an erster Stelle steht das Überleben der Ukraine selbst.

Mit den Dortmundern hast du damals auch im Volksparkstadion gegen den HSV gespielt. Wie hast du die Atmosphäre in diesem Spiel wahrgenommen?

Ich erinnere mich noch sehr gut an das Auswärtsspiel in Hamburg. Schon vor dem Spiel hatten mich meine Teamkollegen gewarnt, dass es aufgrund der ständigen Wucht der Heimfans schwierig sei, in Hamburg zu spielen. Aber ich liebe eine solche Stimmung, sie motiviert mich sehr. Ich stand dann bei dem Spiel in der Startelf und war sehr erstaunt von der Atmosphäre im Volksparkstadion. Wir haben 3:0 gewonnen und selbst nach dem dritten Gegentor haben mehr als 50.000 Fans auf den Rängen ihr Team lautstark unterstützt.

Kürzlich hast du dein 250. Ligaspiel für Dynamo Kyiv absolviert und damit die viertmeisten in der Geschichte des Vereins. Was macht Dynamo Kyiv für dich so besonders?

Dynamo ist der beliebteste Verein in der Ukraine. Hunderttausende Jungen träumen davon, hier zu spielen, und ich war keine Ausnahme. Aber selbst in meinen kühnsten Träumen hätte ich mir nicht vorstellen können, dass ich mal selber so sehr in die Geschichte dieses Clubs eingehen könnte. Das Gefühl, wenn die euphorischen Dynamo-Fans deinen Namen schreien, oder wenn du im Trikot dieses tollen Vereins eine Trophäe in die Höhe strecken darfst, kann man nicht in Worte fassen.

In dieser Saison spielt ihr eure Europa-League-Spiele im Volksparkstadion. Was bedeutet es für den Verein und euch Spieler, die internationalen Spiele in Hamburg auszutragen?

Ich bin ehrlich: Wir haben gar keine andere Wahl. Wir können nicht in unserem Land, in unserer Stadt, mit unseren Fans spielen. Sie alle kennen den Grund dafür sehr gut: Es ist ein barbarischer Angriffskrieg, den Russland gegen die Ukraine führt. Zudem sind die weiten Reisen für unsere europäischen Spiele eine zusätzliche Belastung. Verglichen mit dem, was unser Land durchmacht, sind das aber Kleinigkeiten.

Wir sind dem HSV für die Unterstützung sehr dankbar. Ich möchte auch dem gesamten deutschen Volk für die Unterstützung unseres Landes danken. Wir schätzen die deutsche Gastfreundschaft und hoffen doch sehr, dass die internationalen Spiele so bald wie möglich in die ukrainischen Stadien zurückkehren. Wir würden uns sehr wünschen, dass die Fans vor Ort sich den Ukrainern in Deutschland anschließen und uns bei den nächsten Heimspielen unterstützen.

Ihr habt nach der Niederlage im ersten Heimspiel gegen Lazio auch eure Auswärtsauftritte in Hoffenheim und bei der AS Rom verloren. Was macht dich optimistisch, dass ihr dennoch die nächste Runde erreichen könnt?

Die ersten drei Spiele haben wir gegen sehr starke Gegner aus der italienischen und deutschen Liga gespielt. Unsere Ergebnisse waren bisher nicht zufriedenstellend, aber dafür gibt es objektive Gründe. Wir sind optimistisch und werden in den kommenden Spielen um jeden Punkt kämpfen. Es ist noch nichts verloren, wir werden Chancen haben, Punkte zu holen und um einen Platz in den Playoffs zu kämpfen.