Interview

„Die Nähe zwischen Mannschaft und Fans wird auch in Zukunft ein hohes Gut für uns sein“

Cornelius Göbel, Direktor Fan, Kultur und Identität beim HSV, spricht über die Vorfreude der Anhängerschaft auf die Saison 2024/25, die bisherigen Testspiele im Norden und die Erkenntnisse der Europameisterschaft.

HSV.de: Die Hälfte der Saisonvorbereitung des HSV ist bereits um. In zweieinhalb Wochen steigt die Zweitligaeröffnung in Köln? Wie ist aus deiner Sicht das Stimmungsbild in HSV-Fankreisen? Ist schon wieder Vorfreude auf die neue Spielzeit spürbar?

Cornelius Göbel: Die Vorfreude auf den HSV ist auch in diesem Jahr wieder riesig. Das spürte man zuletzt auch bei unseren Testspiel-Auftritten gegen Neetze, Drochtersen/Assel und Lübeck, für die binnen weniger Minuten alle Tickets verkauft wurden. Ich nehme in der Anhängerschaft ein positives, nach vorne ausgerichtetes Stimmungsbild wahr. Ein Indikator ist immer auch die sogenannte Westkurvenmeisterschaft. Noch nie haben so viele Mannschaften an dem Turnier teilgenommen, noch nie gab es so ein großes Begleitprogramm, die Stimmung war phänomenal. Grundsätzlich ist die Dramaturgie rund um die Sommerpause immer besonders. Die Bekanntgabe des Spielplans, unseres Pokalspiels in Meppen, erste Transfers für unseren Profikader, das Trainingslager und die vielen Testspiele lösen nach der langen Sommerpause eine besondere Vorfreude aus.

Der HSV hat, anders als in vielen Vorjahren, gerade zu Beginn der Vorbereitung im Norden trainiert und gespielt. Ist das nur aus der EURO-bedingten Trainingsgelände-Not entstanden?

Nicht nur die Hansestadt Hamburg, sondern der gesamte Norden ist die Heimat unseres HSV und eines Großteils unsere Anhängerschaft. Wir haben uns in diesem Jahr bewusst dazu entschieden, zum Auftakt der Vorbereitung im Norden zu trainieren und zu spielen, um die Mannschaft gemeinsam nahbar mit den Fans auf die anstehende Saison vorzubereiten. Insbesondere die Nähe zwischen unserer Mannschaft und unseren Fans wird auch in Zukunft ein hohes Gut für uns sein, welches im Profifußball leider immer mehr verloren geht. Die vergangenen Jahre haben gezeigt, wie wichtig die Verbindung zwischen den Fans auf der Tribüne und der Mannschaft auf dem Platz ist.

Und es geht auch um die Anhängerschaft von Morgen. Mit unser HSV-Fußballschule an mehr als 110 Standorten und unserer Aktion HSV goes KiTa versuchen wir vor allem die jüngsten HSV-Fans in ihren Heimatorten zu erreichen und den HSV anfassbar und erlebbar zu machen.

Cornelius Göbel, Direktor Fan, Kultur und Identität beim HSV freut sich über den Zuspruch der Fans und blickt schon jetzt voller Vorfreude auf die neue Saison.

Zu solchen Erlebnissen zählte in den vergangenen Jahren häufig auch das Volksparkfestival, das in diesem Sommer nicht stattfinden kann.

Das ist richtig. Im Hinblick auf die Zeit vor der Saison hat sich das Volksparkfestival in den vergangenen Jahren mit beeindruckenden Zahlen zu einer etablierten Saisoneröffnung für alle HSV-Fans weiterentwickelt. Durch die bereits angesprochene EURO-bedingte Lage sowie die anstehenden Konzerte (von Taylor Swift) und die damit verbundenen Rasentausch- und Umbaumaßnahmen sind wir in diesem Jahr leider nicht in der Lage, eine entsprechende Veranstaltung inklusive eines Testspiels im Volksparkstadion durchzuführen. So gern wir uns auch mit allen HSV-Fans auf die neue Saison beim Volksparkfestival eingestimmt haben, so sehr bedauern wir, dass die organisatorischen Umstände diesmal leider keine andere Möglichkeit zulassen. Wir werden alles daran setzen, zur darauffolgenden Saison mit einem Volksparkfestival inklusive eines Testspiel wieder die Spielzeit einzuläuten.

Wichtig ist uns jedoch, dass besonders unseren jüngsten HSV-Fans eine gebührende Saisoneröffnung nicht verwehrt bleibt. Umso mehr freuen wir uns, dass unser HSV Kids Club am 28. Juli zur großen Sommerparty am Volkspark einlädt, um unseren lütten Rothosen ein alternatives Programm zum Volksparkfestival anbieten zu können.

Nun startet der HSV ins zweite Trainingslager nach Österreich. Reisen eigentlich wieder viele Anhänger mit?

Viele Anhänger werden den Weg nach Österreich ins Trainingslager auf sich nehmen. Besonders wichtig ist uns auch hier die Nahbarkeit zu den Fans, die nicht nur Geld, sondern vor allem auch viel Zeit und Urlaubstage investieren, um dem HSV nah zu sein.Viele haben sich bereits im Vorfeld bei uns gemeldet und uns darüber informiert, dass sie den HSV ins Trainingslager begleiten werden. Die Fanbeauftragten, die in Österreich vor Ort sind, haben eine WhatsApp-Gruppe erstellt, die die Fans auf dem Laufenden hält bzgl. Fan-Angeboten wie dem Fan-Abend oder dem Fan-Talk. Informationen bzgl. der Testspiele, Tickets oder die Trainingszeiten werden ebenfalls in der Gruppe geteilt. Mittlerweile sind mehr als 110 Personen der Gruppe beigetreten. Die Fans reisen aus ganz Deutschland und Österreich an. Viele Anhänger verbinden den Besuch im Trainingslager mit ihrem Urlaub. Im vergangenen Jahr haben weit mehr als 100 Personen am Fan-Abend teilgenommen. In diesem Jahr gehen wir von einer ähnlichen Zahl aus.

Der Run auf HSV-Dauerkarten und -Tickets war in den vergangenen Jahren grandios. Wie sieht es in diesem Jahr aus, was erwartest du?

Die absolvierten Testspiele und der Verkauf der Dauer- und Tageskarten für das erste Heimspiel gegen Hertha BSC zeigen eindrucksvoll auf, dass die an den HSV gerichtete Nachfrage weiterhin extrem hoch ist. Die Heimspiele im Volkspark bieten den Fans nicht nur sportliche Highlights, sondern vor allem auch ein großes Maß an Fankultur, die seinesgleichen sucht. Laut, kreativ und immer vor vollen Plätzen zeigt sich unsere „Festung Volkspark“ geschlossen auf den Rängen, was uns extrem stolz macht. Besonders freuen wir uns darüber, dass wir – gegen den Trend, dass die Stadionbesucher immer älter werden – vor allem auch ein junges Publikum anziehen und begeistern. Der Volkspark von Morgen wird so nicht nur im nächsten Jahr, sondern darüber hinaus auch weiter mit seiner vollen Kraft die Mannschaft auf den Rasen eindrucksvoll unterstützen.

Gibt oder gab es Learnings aus der EURO?

Die EM 2024 war für den Standort Hamburg ein voller Erfolg und es war schön, erneut internationales Publikum und auch Superstars wie Ronaldo und Mbappe im Volksparkstadion begrüßen zu können. Wir sind sehr dankbar und stolz darauf, als Austragungsort etwas für diese tolle Heim-EM beigetragen zu haben. Ein Lerneffekt sollte vor allem für den Weltverband FIFA sein, dass solche Turniere nur in Ländern ausgetragen werden, in denen Fan- und Fußballkultur leben. Es war eine sehr beeindruckende Demonstration, was für eine Kraft und gesellschaftliche Relevanz der Fußball hat. Fußball verbindet und wir fühlen uns in diesem Weg weiter bestätigt, mit der Sichtbarkeit Werte zu vermitteln und gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Die EM hat gezeigt, dass der Fußball Menschen unterschiedlicher Nationen, Religionen, Altersgruppen, Geschlecht und weiteren Merkmalen zusammenbringen kann. Als HSV wollen wir dieses Ethos des Fußballs weitertragen und auch im nächsten Jahr mit vielen Veranstaltungen und Aktionen unsere Verantwortung als einer der größten Vereine Deutschlands nachkommen.

Vielen Dank für das Gespräch.