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20.12.22
HSV gedenkt der Ermordung von Ramazan Avcı
Auch 37 Jahre nach seiner Ermordung gedenkt der HSV Ramazan Avcı. Am S-Bahnhof Landwehr findet eine Kundgebung statt.
Ramazan Avcı wurde am 20. Dezember 1959 in Gönen geboren, einer türkischen Stadt mit ca. 75.000 Einwohnern. Einen Tag nach seinem 26. Geburtstag wurde er von rechten Skinheads aus dem Umfeld der Fanszene des HSV angegriffen und starb drei Tage später an seinen Verletzungen.
Was war geschehen? Vor 37 Jahren, am 21. Dezember 1985, griffen Neonazis vor der Gaststätte „Landwehr“ in Hamburg-Eilbek Ramazan Avcı, seinen Bruder Veli und einen Freund an, die in der Nähe auf einen Bus warteten. Während Veli und ihr gemeinsamer Freund sich in den ankommenden Bus retten konnten, floh Ramazan panisch auf die Fahrbahn und wurde von seinen Verfolgern mit einem Auto angefahren und von der Gruppe von Skinheads mit Baseballschlägern, Axtknüppeln und Tritten brutal malträtiert. Drei Tage später, am Heiligabend des 24. Dezember 1985, erlag er seinen schweren Verletzungen und starb im Krankenhaus. Die Täter kamen aus dem Umfeld der Lohbrügger Neonaziszene und der „Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei“ (FAP). Sie waren HSV-Fans und Skinheads, und einige von ihnen waren in der Fanszene bekannt. Nicht nur, dass die Angehörigen bis heute keine Entschädigungszahlungen erhalten haben, schloss die damals ermittelnde Polizei und die Staatsanwaltschaft ein rassistisches Motiv aus. Es kam daher lediglich zu einer Verurteilung wegen Totschlags. In der Ausstellung „Ins rechte Licht gerückt: Der Einfluss von rechts auf die HSV-Fanszene der 1980er Jahre“ wird dokumentiert, dass es sich bei der Ermordung von Ramazan eben nicht um einen „tragischen Einzelfall“ handelt, wie der damalige Innensenator (SPD) Rolf Lange erklärte. Ramazan Avcı hinterließ seine schwangere Lebensgefährtin Gülüstan. Wenige Tage nach seinem Tod wurde sein Sohn Ramazan geboren. Gülüstan gründete zusammen mit anderen Aktivisten die „Initiative zum Gedenken an Ramazan Avcı“. Nach jahrelangen Kämpfen von Angehörigen und Aktivisten wurde 2012 eine Gedenktafel an dem Platz aufgestellt, auf dem Ramazan Avcı ermordet wurde. Dieser Platz an der S-Bahnstation Landwehr heißt seitdem Ramazan-Avcı-Platz.
Unsere Gedanken sind in dieser Zeit bei Familie und Freunden von Ramazan Avcı. Zusammen mit seinen Angehörigen sowie anderen Hinterbliebenen und Überlebenden rassistischer Gewalt veranstaltet die Initiative zum Gedenken an Ramazan Avcı am morgigen Mittwoch (21. Dezember 2022) um 17 Uhr eine Gedenkkundgebung am S-Bahnhof Landwehr. Hiermit laden wir alle HSV-Fans dazu ein, an der Kundgebung teilzunehmen.