Spielbericht
18.01.22
5:4 n.E.! HSV durch kurioses Elfmeterschießen im Viertelfinale
In der regulären Spielzeit fallen keine Tore. In der Verlängerung treffen Robert Glatzel (92.) und Anthony Modeste (120., FE). Beim entscheidenden Elfmeter berührt Florian Kainz den Ball zweimal.
Der HSV steht im Viertelfinale des DFB-Pokals. In der dritten Runde gewannen die Rothosen am Dienstagabend (18. Januar) gegen den 1. FC Köln mit 5:4 (0:0:/1:1) nach Elfmeterschießen. Beim entscheidenden Elfmeter durch Florian Kainz landete der Ball zwar im Tor, der Kölner hatte diesen durch ein Wegrutschen jedoch zweimal berührt und der Treffer wurde aberkannt. In der regulären Spielzeit sahen die 750 Zuschauer im Rhein-Energie-Stadion zuvor ein abwechslungsreiches und ausgeglichenes Spiel. Beide Teams hatten ihre Möglichkeiten, die Partie innerhalb der 90 Minuten zu entscheiden, der HSV traf dabei sogar zweimal den Pfosten. Es ging aber in die Verlängerung. In dieser traf zunächst Robert Glatzel nach toller Vorarbeit von Sonny Kittel zur Führung (92.), die bis zur letzten Sekunde der Verlängerung hielt. Dann entschied Schiedsrichter Daniel Schlager nach einem leichten Zupfen von Sebastian Schonlau gegen Anthony Modeste auf Elfmeter, den der eingewechselte Kölner-Torjäger zum 1:1 verwandelte (120.+2). Im Elfmeterschießen vergaben Kittel auf Seiten des HSV und Salih Özcan bei den Kölnern. Dann kam der unglückliche Versuch von Kainz und der HSV zog ins DFB-Pokal-Viertelfinale ein.
HSV mit Aluminium-Pech...
Vier Tage nach dem 1:1 bei Dynamo Dresden veränderte HSV-Trainer Tim Walter seine Mannschaft auf zwei Positionen. Für David Kinsombi und Jan Gyamerah spielten Manuel Wintzheimer und Miro Muheim von Beginn an im 4-3-3-System der Hamburger, die direkt versuchten, früh und hoch zu pressen. So sollte der FC gleich im Spielaufbau unter Druck gesetzt werden, doch die Kölner gingen mit einer identischen Idee ins Spiel - und hatten diesbezüglichen den besseren Start.
Mit ihrem frühen Attackieren setzten sie die Hamburger einige Male rund um deren eigenen Strafraum unter Druck und kamen so auch zu einigen Abschlüssen und vor allem zur größten Chance der Anfangsphase, doch Schonlau konnte in letzter Sekunde gerade noch das eigentlich sichere 0:1 durch Uth verhindern. Und diese Szene schien die Rothosen aufgerüttelt zu haben, denn in der Folge übernahmen sie mehr und mehr Spielanteile und gestalteten die Partie erst ausgeglichen, um sie dann in der Schlussphase des ersten Durchgangs sogar zu bestimmen. Und um ein Haar wäre diese Leistungssteigerung auch belohnt worden, denn nachdem erst Glatzel nur knapp das 1:0 verpasst hatte, scheiterte Heyer mit dem Pausenpfiff am linken Pfosten und verpasste unglücklich das 1:0, das zu diesem Zeitpunkt aufgrund der Verteilung der Spielanteile sowie der 2:1-Führung in puncto Großchancen nicht unverdient gewesen wäre.
... mit Spielvorteilen...
Nach dem Seitenwechsel legten beide Teams gleich wieder dynamisch los, wobei es erneut die Kölner waren, die zuerst zu Chancen kamen. Hierbei im Fokus: HSV-Keeper Heuer Fernandes, der direkt in den ersten fünf Minuten nach Wiederbeginn gleich doppelt und richtig stark gegen Thielmann und Andersson retten musste. Doch in der Folge waren es dann wieder die Rothosen, die etwas mehr vom Spiel hatten, die mit guten Ballstaffetten und flüssigen Kombinationen mutig nach vorn spielten - und die ebenfalls zu ihren Möglichkeiten kamen.
Besonders Knapp scheiterte Kittel per Freistoß rund eine Viertelstunde vor dem Ende. Apropos Standardsituationen: Zu diesem Zeitpunkt hatten sich die Rothosen ein Eckenverhältnis von 10:4 erspielt, was als Beleg für das Spielgeschehen mit durchaus vorhandenen Hamburger Vorteilen gewertet werden darf. Und die hätten sich dann kurz vor dem Ende fast auch wirklich im Ergebnis widergespielgelt, doch erneut hatte der aufgerückte Heyer das Pech am Stiefel kleben und scheiterte nach einem Kittel-Freistoß zum zweiten Mal in dieser Partie am Aluminium. So blieb es nach 90 sehr kurzweiligen Minuten beim torlosen Remis der sehr guten Sorte, das damit in die Verlängerung ging.
... und dem verrückten Sieg
Beide Trainer nutzten die kurze Pause vor dem Beginn der Verlängerung, um ihre Mannschaften noch einmal taktisch einzustellen und richtig zu pushen. Und die Walter-Mannen hatten offensichtlich besser zugehört, denn nur zwei Minuten nach Wiederanpfiff zauberte der HSV die Führung aus dem Hut. Kittel hatte sich auf links wunderbar durchgesetzt und butterweich geflankt, so dass Stoßstürmer Glatzel, der sich bis zu diesem Zeitpunkt in etliche Zweikämpfe geschmissen und sich in ihnen aufgerieben hatte, goldrichtig stehend einnicken konnte.
Ein wunderbarer Angriff und eine verdiente Führung, die bis zur 120. Minuten auch souverän verteidigt werden konnte. Doch dann kam der letzte Kölner Angriff und mit ihm ein Luftduell zwischen Schonlau und Modeste, das den Hausherrn wirklich in den letzten Sekunden der Verlängerung einen Elfmeter und damit den 1:1-Ausgleich durch eben jenen Modeste bescherte. Was für ein Spiel! Und das war noch lange nicht das Finale, denn es folgte ja noch das Elfmeterschießen, das ebenfalls erst beim letzten Schützen und auf verrückteste Weise die Entscheidung brachte. Denn nachdem der HSV mit seinem letzten Elfmeter mit 5:4 in Führung gegangen war, rutsche Kölns Kainz beim letzten FC-Elfmeter weg und schoss sich den Ball mit rechts an den Fuß seines linken Standbeins, von wo er im hohen Bogen ins Tor flog. Ein Regelverstoß, da ein Elfmeter mit dem ersten Kontakt geschossen werden muss, so dass dieser sofort von Schiedsrichter Schlager als verschossen gewertet wurde und der HSV unter großem Jubel und Getöse seinen Einzug ins Viertelfinale des DFB-Pokals feierten. Was für ein Pokalkrimi - mit dem besseren Ende für die Hamburger, die damit unter den letzten acht Mannschaften des DFB-Pokals stehen.
Das Spiel im Stenogramm:
1. FC Köln: Schwäbe - Ehizibue (66.Schmitz), Kilian, Hübers, J. Horn (60.Özcan) - Ljubicic, Hector, Ki. Schindler (76.Duda), Thielmann (100.Kainz) - Uth, Andersson (60.Modeste)
Hamburger SV: Heuer Fernandes - Heyer, Vuskovic, Schonlau, Muheim (111.Gyamerah) - Meffert, Reis, Kittel - Alidou (104.Kinsombi), Glatzel (116.Kaufmann), Wintzheimer (78.Jatta)
Tore: 0:1 Glatzel (92.), 1:1 Modeste (120.)
Elfmeterschießen: 1:2 Kinsombi, 1:2 Özcan / Heuer Fernandes hält, 1:2 Kittel / Schwäbe hält, 2:2 Modeste, 2:3 Vuskovic, 3:3 Ljubicic, 3:4 Gyamerah, 4:4 Duda, 4:5 Schonlau, 4:5 Kainz trifft, berüht den Ball aber zweimal
Zuschauer: 750
Schiedsrichter: Daniel Schlager (Hügelsheim)
Gelbe Karten: Hector (43.), Schindler (76.), Hübers (82.) / Reis (90.+3), Walter (100.), Schonlau (120.)
Gelb-Rote Karten: - / -
Rote Karten: - / -
Das Spiel im Zeitraffer:
Min. | |
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8. | Die erste Chance des Spiels gehört dem FC: Nach einer Ecke steigt Andersson am zweiten Pfosten am höchsten, Heuer Fernandes klärt den Kopfball mit beiden Händen zur Seite weg. |
21. | Ganz dicke Möglichkeit für die Gastgeber: Heuer Fernandes spielt einen Fehlpass, den Mark Uth eigentlich bestrafen muss. Nach dem Andersson-Ballgewinn hat der Kölner Angreifer alle Zeit der Welt, wartet aber mit dem Abschluss zu lange. So kann Schonlau für den bereits geschlagenen Heuer Fernandes retten und die Situation löschen |
35. | Riesenchance für den HSV. Wintzheimer schießt aus 16 Metern den vor ihm postierten Kilian an. Von dort prallt der Ball Hector an den Fuß und gelangt so in den Lauf von Glatzel, der vor Schwäbe aus acht Metern völlig frei vor dem Kasten auftaucht, doch über das Tor schießt. |
45+2. | Riesen Doppelchance: Heyer kommt aus dem Mittelfeld mit dem Ball am Fuß an den Sechszehner gelaufen, startet dann gegen zwei Kölner ein Solo und steht auf einmal völlig frei vor Schwäbe. Sein Schuss mit der Seite landet am linken Pfosten, den Nachschuss schießt Kittel aus 14 Metern - ebenfalls sehr frei - rechts am Pfosten vorbei. |
47. | Gleich wieder eine XXL-Chance für die Kölner zu Beginn der 2. Hälfte. Eine flache Hereingabe von der rechten Seite von Schindler kommt an den Fünfmeterraum, wo Heuer Fernandes den Ball zunächst mit der Brust auf die linke Seite abfälscht, dort taucht Thielmann völlig frei auf. "Ferro" wirft sich in den Schuss und kann erneut in höchster Not klären. |
49. | Wieder eine Flanke des FC. Diesmal von links. Den Kopfballaufsetzer von Andersson aus sechs Metern hält Heuer Fernandes diesmal aber problemlos fest. |
52. | Guter Angriff des HSV. Reis setzt sich im Mittelfeld gut mit einem beherzten Lauf gegen Hector durch. Am Ende erhält er den Ball im Strafraumzentrum von Wintzheimer zurück. Sein Schuss wird aber geblockt. |
72. | Gute Freistoßmöglichkeit für den HSV: Von halbrechts schlenzt Kittel den Ball über die Mauer, Schwäbe ist mit beiden Fäusten da und lenkt zur Ecke. |
77. | Erste Chance für den eingewechselten Modeste. Nach einer Ecke von der rechten Seite steigt der beste Torjäger des FC am ersten Pfosten hoch und bringt die Kugel aufs Tor, Heuer Fernandes reißt gerade noch beide Arme hoch und hat den Ball im Nachfassen dann sicher.. |
83. | Wieder rettet das Aluminium für den FC: Ein Freistoß von der rechten Seite wird durch Muheim mit links scharf auf den zweiten Pfosten gebracht, dort kriegt Heyer den Fuß noch vor der Grundlinie an den Ball und dieser klatscht gegen den Außenpfosten. |
92. | 0:1! Die Führung für den HSV! Alidou spielt Kittel auf dem linken Flügel frei. Der Techniker geht an Schmitz vorbei und flankt fast von der Grundlinie, in der Mitte steigt Glatzel kurz vor dem zweiten Pfosten hoch und nickt die Kugel aus kurzer Distanz über die Linie. |
95. | Fast der Ausgleich. Thielmann prüft Heuer Fernandes mit einem Schuss aus rund 20 Meter. Der HSV-Torwart wehrt mit langen Armen kurz vor dem Pfosten zur Ecke ab. |
102. | Kittel schickt Jatta auf der rechten Seite auf die Reise. Der Gambier gewinnt das Laufduell gegen Hübers, sein Schuss im Strafraum kann aber doch noch im letzten Moment geblockt werden. |
120.+2 | 1:1! Ein letzter Angriff des FC bringt noch einen Elfmeter. Bei der Flanke von der linken Seite zupft Schonlau leicht gegen seinen Gegenspieler Modeste, der zu Boden geht, aber nicht an den Ball gekommen wäre. Schlager entscheidet auf Elfmeter, den der FC-Stürmer sicher verwandelt. |