
Trainingslager
17.01.20
Gyamerah, Hunt und Harnik: Der Kampf ums Comeback
Jan Gyamerah, Aaron Hunt und Martin Harnik sind verletzt ins Wintertrainingslager nach Lagos geflogen und arbeiteten in Portugal am Comeback. Letztendlich mit unterschiedlichem Erfolg.
Der Fußball beschert den Profis viele schöne Momente: Tore, Siege und im besten Fall sogar Titel. Zur ganzen Wahrheit gehören allerdings auch Verletzungen, Reha und der harte Kampf um das Comeback. Einer, der ein Lied davon singen kann, ist Aaron Hunt. Der 33-Jährige hat in seiner langen Profikarriere viele Erfolge gefeiert, aber auch einige Rückschläge erlitten. Gerade das vergangene Kalenderjahr lief für den HSV-Kapitän alles andere als nach Wunsch. Viele kleinere Verletzungen verhinderten viele Einsätze und machten dem "Hunter" das Leben schwer. In diesem Kontext irgendwie bezeichnend, dass 2019 mit einem Rückschlag endete. Nur wenige Tage vor dem letzten Pflichtspiel des Jahres gegen den SV Darmstadt 98 (2:2) erlitt der Spielmacher einen Bänderriss im Sprunggelenk, der nicht nur einen Einsatz beim SVD verhinderte, sondern auch dafür sorgte, dass die Nummer 14 der Rothosen angeschlagen ins Wintertrainingslager nach Lagos fliegen musste. Vor Ort absolvierte Hunt daher zunächst nur individuelle Einheiten mit Reha-Trainer Sebastian Capel und kämpfte um den Einstieg ins Mannschaftstraining. Das gelang, wenn auch nur für einzelne Übungsformen ohne Zweikämpfe. Dennoch bleibt der Skipper optimistisch ("bis zum Auftakt gegen den 1. FC Nürnberg ist noch genügend Zeit") - und zeigt damit, wie routiniert und zuversichtlich er mit der unbefriedigenden Situation umgeht.

Ein leuchtendes Beispiel für den Umgang mit schwierigen Momenten ist auch Jan Gyamerah. In Lagos präsentierte sich der 24-Jährige mit permament guter Laune, die auch auf die Mannschaftskollegen abstrahlt. Eine bemerkenswerte Einstellung, schließlich musste "Gyambo", wie er teamintern genannt wird, im September des vergangenen Jahres einen brutalen Rückschlag auf seinem bis dahin vielversprechenden Weg zum Schlüsselspieler verkraften. Bei einer dynamischen Aktion im Training brach sich der Außenverteidiger das Wadenbein - sein Selbstvertrauen konnte diese schwere Verletzung aber nicht erschüttern. Sowohl die anschließende Operation als auch den langen und steinigen Weg durch die Reha-Phase nahm der gebürtige Berliner ohne Kompromisse in Kauf und kämpfte sich Tag für Tag näher an das Comeback auf dem Rasen heran. Vieles davon spielte sich in den Katakomben des Volksparkstadions ab, so dass Dieter Hecking und sein Trainerteam bei der Trainingslager-Planung beschlossen, den Kämpfer mit nach Lagos zu nehmen, um ihn wieder in den Kreis der Mannschaft aufzunehmen. Zwar konnte das Kraftpaket auf den Trainingsplätzen des "La Cascade" ausschließlich individuell arbeiten, alleine diese Schichten bedeuteten für "Gyambo" aber einen weiteren Schritt auf dem Weg zurück. Schon vor der Reise nach Portugal demonstrierte der Rechtsfuß seine Zuversicht und seine Geduld: "Mittlerweile geht es mir wieder ganz gut. Wann ich wieder voll ins Mannschafstraining einsteigen kann, müssen wir abwarten."
Abwarten muss aktuell auch Martin Harnik. Der Östereicher startete zwar gesund in das neue Jahr, verletzte sich allerdings im Testspiel gegen den FC Schalke 04 (0:4) an der Wade und flog dementsprechend angeschlagen ins Wintertrainingslager nach Lagos. An der Algarve sollte die Wadenverhärtung mit individuellem Training gesteuert werden, um bestenfalls einen schnellen Wiedereinstieg ins Teamtraining zu realisieren. Das gelang nicht, so dass der 32-Jährige bereits am heutigen Freitag (17. Januar) die Rückreise nach Hamburg angetreten hat. In der Hansestadt soll der Angreifer genauestens untersucht werden, um einen zielgerichteten Comeback-Plan aufzustellen. Dass der nicht allzu ausführlich sein wird, ließ ein diesbezüglich optimistischer Dieter Hecking nach der heutigen Einheit allerdings bereits durchblicken: "Martin konnte heute Vormittag ganz normal laufen, so dass wir erstmal keinen weiteren Rückschlag befürchten. Er soll morgen im MRT untersucht werden, damit wir dann planen können. Bestenfalls kann er die freien Tage am Montag und Dienstag nutzen und dann am kommenden Mittwoch wieder ins Training einsteigen." So beurteilt auch Harnik selbst die Lage: "Ich denke, dass ich im Laufe der nächsten Woche wieder voll einsteigen kann."

Neben Martin Harnik im Flieger Platz nehmen wird heute Nachmittag Jairo Samperio. Der 26-Jährige musste im gestrigen Testspiel gegen den FC Seoul (1:1) ausgewechselt werden, da er sich am linken Oberschenkel verletzte. Analog zum Österreicher müssen auch beim Spanier eingehendere Untersuchungen vorgenommen werden, um eine genaue Diagnose zu stellen. Weitere Gemeinsamkeit der beiden Pechvögel: Auch bei Jairo besteht die Hoffnung auf einen zeitnahen Wiedereinstieg ins Training. Hecking: "Wir hoffen und glauben, dass es nichts Schlimmes ist."
Noch zügiger sollte es bei Lukas Hinterseer gehen, der nach dem Test gegen die Südkoreaner über Unwohlsein klagte und dementsprechend heute im Training fehlte. Der Mittelstürmer wird aller Voraussicht nach für das Testspiel beim FC Basel (19. Januar, Anstoß: 15 Uhr) ausfallen, sollte aber in der kommenden Woche für das Mannschaftstraining wieder zur Verfügung stehen. Gute Aussichten also, die sich auch die anderen Rekonvaleszenten wünschen. Mit harter Arbeit, etwas Geduld und der optimalen Behandlung wird diesem Vorhaben nichts im Wege stehen.