Interview
28.11.23
Glatzel: "Ein Stadtderby hat seine eigenen Gesetze"
Am Freitagabend steht für den HSV das Stadtderby am Millerntor auf dem Programm. Kein gewöhnliches Spiel, wie HSV-Mittelstürmer Robert Glatzel im HSV.de-Gespräch betont, sondern eines mit Pokal-Charakter.
Am Montag ist der HSV in die Stadtderby-Woche gestartet, den Freitagabend fest im Blick. Das Hamburg-interne Duell – auch Robert Glatzel hat es fest im Blick. 14 Spiele, 15 Torbeteiligungen und an mehr als 50 Prozent aller HSV-Tore dieser Saison direkt beteiligt, so liest sich der bisherige Arbeitsnachweis Glatzels. Zehn eigene Treffer und fünf Assists sind großartige Werte, mit denen der HSV-Mittelstürmer nicht nur die Torjägerliste, sondern auch die Tabelle der besten Scorer der Liga anführt.
In dieser Rolle als Leistungsträger und damit auch als Führungsspieler ist Glatzel eine der Persönlichkeiten im Team von Trainer Tim Walter, die auch gerade in speziellen Spielen besonders gefragt ist. Das Stadtderby am Freitagabend ist definitiv ein solches, entsprechend bat HSV.de den Top-Scorer vor seinem insgesamt fünften Hamburger Derby (bislang zwei Glatzel-Scorerpunkte in vier Partien) und zum Start in die Stadtderby-Woche um eine Einschätzung vor dem Hamburg-internen Duell.
HSV.de: Robert, ihr habt gegen Eintracht Braunschweig auch das siebte Heimspiel der Saison gewonnen, auch wenn es ein hart erarbeiteter Sieg war. Was bleibt aus dieser Partie?
Robert Glatzel: Es bleiben die drei Punkte. Und einige Erkenntnisse, denn natürlich haben wir das Spiel analysiert, die guten Dinge ebenso wie die, die wir verbessern müssen. Damit ist das Spiel jetzt abgehakt und der Blick geht ausschließlich nach vorn.
"Ein Stadtderby hat den Charakter eines Pokalspiels"
Dort erwartet euch ein ganz besonderes Spiel.
Ja, das wird kein Spiel wie jedes andere. Ein Stadtderby hat den Charakter eines Pokalspiels – es hat seine ganz eigenen Gesetze. Da spielt es keine Rolle mehr, dass wir alle sieben Heimspiele gewonnen haben oder dass die Leistung gegen Braunschweig nicht unsere beste war. Es zählt nur das, was am Freitagabend ab 18.30 Uhr auf dem Rasen passiert.
Das letzte Stadtderby war mit dem 4:3-Erfolg für euch als Mannschaft und alle HSV-Fans ein ganz besonderes Erlebnis.
Das stimmt, und wir wünschen uns natürlich, ein solches Erlebnis wiederholen zu können. Aber auch hier gilt: Das letzte Stadtderby ist für die Partie am Freitag völlig irrelevant. Es hat keinen Einfluss darauf, was passieren wird, denn wir können uns von diesem Spiel und diesem emotionalen Sieg nichts mehr kaufen, sondern müssen uns alles wieder neu erarbeiten. Genauso wenig spielt es eine Rolle, wie viele Spiele der FC St. Pauli jetzt ungeschlagen ist oder wie das letzte Stadtderby am Millerntor verlaufen ist. Es geht am Freitag alles komplett bei null los.
Die Personalsituation entspannt sich gerade in der Viererkette wieder etwas, dafür müsst ihr den Ausfall von Bakery Jatta verkraften. Was bedeutet das für dieses Spiel?
Natürlich ist es sehr, sehr bitter, das Baka nicht dabei sein kann, aber wir haben in dieser Saison schon so viele Ausfälle und personelle Engpässe als Mannschaft aufgefangen und weggesteckt, dass wir auch dieses Mal damit werden umgehen können. Denn kein Spiel – und schon gar kein Stadtderby – wird von einer einzelnen Person allein entschieden. Das geht immer nur als Kollektiv, als gesamte Mannschaft. Und mit unseren Fans im Rücken.
Die werden euch auch am Millerntor unterstützen. Was für eine Stimmung erwartest du?
Es wird eine besondere Atmosphäre herrschen. Wir müssen versuchen, die Unterstützung unserer Fans ebenso wie die gesamte Stimmung im Stadion für uns in positive Energie umzuwandeln, und dann alles, was in uns steckt und was wir spielen können, über 90 Minuten abzurufen.
"Wir haben richtig Bock auf dieses Duell"
Du hast bereits einige Stadtderbys gespielt. Wirst du deshalb auch nochmal gezielt die zu erwartende Atmosphäre ansprechen, speziell auch gegenüber denjenigen, die ein solches Stadtderby noch nicht erlebt haben?
Natürlich sprechen wir in der Mannschaft darüber, um optimal auf den Freitagabend vorbereitet zu sein. Aber dass wir mit besonderen Situationen und hitziger Atmosphäre umgehen und erfolgreich sein können, das haben wir bereits mehrfach bewiesen. Entsprechend fahren wir mit breiter Brust dorthin und gehen selbstbewusst und mit ganz viel Vorfreude in dieses Spiel. Wir haben richtig Bock auf dieses Duell.
Worauf wird es dabei ganz besonders ankommen?
Es ist das Spiel Erster gegen Zweiter, es treffen also zwei starke Mannschaften aufeinander, die beide einen klaren Plan haben. Und die Fußball spielen und nicht nur das Spiel des Gegners zerstören wollen. Es dürfte für die Zuschauer also eine sehr gute und spannende Partie werden, in der es für uns darauf ankommen wird, alles auf den Platz zu bringen, den Plan des Trainers umzusetzen und uns auch das für ein Spitzenspiel notwendige Spielglück zu erarbeiten. Dafür werden wir alles geben. Wenn das gelingt, werden wir ein erfolgreiches Stadtderby spielen.