
Gegner-Interview
04.11.18
Lasse Sobiech: "Jeder kann sich auf dieses Spiel freuen"
Im Interview mit HSV.de spricht Lasse Sobiech über seinen neuen Verein, den Druck beim 1. FC Köln und beim HSV sowie seine Erwartungen an das Duell am Montag.
Er spielte zwar nur eine Saison (2013/14) beim HSV, konnte aber fünf Jahre lang Hamburg als sein Zuhause bezeichnen. Nachdem Lasse Sobiech von 2014 – 2018 beim Statdrivalen des FC St. Pauli die Knochen in der Defensive hinhielt, wechselte der 1,96 Meter große Abwehrspieler in diesem Sommer zum kommenden HSV-Gegner aus Köln. Beim FC stand er zu Beginn der Saison in sechs Partien über die vollen 90 Minuten auf dem Platz und absolvierte insgesamt acht Partien, bevor ihn ein Zehenbruch nach dem Spiel gegen den MSV Duisburg stoppte. Aktuell muss sich Sobiech durch die Reha kämpfen und wird dem 1. FC Köln noch einige Zeit fehlen. Vor dem Spitzenspiel am kommenden Montag (5. November, ab 20:15 Uhr live im HSVnetradio) zwischen dem HSV und den Domstädtern erklärt er im Interview mit HSV.de, was er vom Duell der beiden Aufstiegsfavoriten erwartet, wie er diesen Druck wahrnimmt und warum er sich das Derby gegen Pauli live im Stadion angeschaut hat.
Hi Lasse, aktuell musst du leider aufgrund eines Zehenbruches, der sogar operiert wurde, pausieren. Wie sieht zurzeit dein Alltag aus und wann kannst du wieder einsteigen?
Lasse Sobiech: Zurzeit bestimmt die Reha meinen Tagesablauf. Es ist jetzt über drei Wochen her, dass ich mich verletzt habe. Nächste Woche habe ich eine Untersuchung, bei der auch ein Röntgenbild gemacht wird. Dann stellt sich heraus, ob alles wieder gut zusammengewachsen ist. Ich hoffe natürlich, dass ich dann zumindest diesen speziellen Schuh, den ich im Moment tragen muss, loswerde und Step by Step mehr machen kann. Wann ich genau wieder einsteigen kann, ist zum jetzigen Zeitpunkt aber noch schwer zu sagen.
Zuvor hattest du dich nach deinem Wechsel im Sommer in der Stammformation des FC festgespielt. Vor der Verletzung standen für dich acht Einsätze, davon sechs in der Startelf, zu Buche. Wie bewertest du deinen Start in Köln?
Von Anfang an war mir klar, dass es in Köln nicht einfach wird, dass ich mich in der Mannschaft neu beweisen muss. Deshalb war ich sehr zufrieden, dass ich mich reingearbeitet und viele Spiele von Anfang an gemacht habe. Umso ärgerlicher war es, dass in dieser Phase die Verletzung kam.
Die Entscheidung zum Wechsel war keine leichte, wie du im Sommer gesagt hast. War es der richtige Weg?
Köln ist ein toller und großer Verein, die Chance aufzusteigen ist da und auch zwischenmenschlich passt es. Ich bin froh, den Schritt gegangen zu sein. Man hat ein neues Umfeld, muss sich beweisen und das bringt einen auch menschlich unabhängig vom Fußball weiter.
Nun bist du zwar zum Zuschauen verdammt, seit dem 6. Spieltag führt ihr aber die Tabelle an. Wie zufrieden bist du mit der bisherigen Gesamtleistung?
Wenn man Erster ist, ist das prinzipiell schon mal nicht so schlecht. Wobei man sagen muss, dass die Punkteausbeute auch noch ein bisschen besser sein könnte. Ich glaube aber auch, dass wir uns im Laufe der Saison immer noch steigern werden. Im Pokal gegen Schalke haben wir ein richtig gutes Spiel abgeliefert. Bei uns ist jedem klar, dass wir noch nicht kontinuierlich auf dem Niveau sind, was wir spielen können. Deswegen sind wir froh, ganz oben zu stehen, wissen aber um die Arbeit, die zu tun ist.
Der Druck und die Ansprüche sind in Köln – ähnlich wie beim HSV – hoch. Das Ziel ist der Aufstieg. In jedem Spiel geht ihr als Favorit in die Partie. Wie nimmst du diesen Druck wahr?
Eigentlich ganz positiv. Diesen Druck hat man ja nicht ohne Grund. Es ist ja nicht so, dass wir von der ersten Liga runtergekommen sind und uns brutal verschlechtert haben, sondern dass wir so gut besetzt sind und so eine Qualität in der Mannschaft haben, dass man diese Rolle selbstverständlich annimmt.
Ebenfalls ähnlich wie der HSV tut ihr euch Zuhause bislang noch schwerer als auswärts. Warum ist das deiner Meinung nach für beide Mannschaften eigentlich so?
Ehrlich gesagt, will ich da gar kein großes Fass aufmachen. Dass jede Mannschaft, wenn sie beim HSV oder beim FC spielt, bis in die Haarspitzen motiviert ist, aus einer kompakten Defensive spielt und es dann nicht leicht ist, diese zu bespielen, ist doch jedem klar. Ich bin mir aber sicher, dass wir dieses Thema in den nächsten Wochen ablegen werden.
Jetzt steht am Montag das Spitzenspiel zwischen dem 1. FC Köln und dem HSV an. Erster gegen Zweiter. Was erwartest du für ein Spiel?
Der HSV ist eine Mannschaft, die sich nicht hinten reinstellt, sondern wie wir versucht, Fußball zu spielen. Deswegen erwarte ich ein offenes Spiel. Für die Zuschauer wird es sicher ein sehr attraktives Spiel, weil beide Teams auf Ballbesitz spielen und nicht mauern. Für die zweite Liga ist es sicherlich qualitativ eine sehr hochwertige Partie. Ich denke, jeder kann sich auf dieses Spiel freuen.
Worauf wird es ankommen?
Ich glaube, dass derjenige, der das erste Tor erzielt, einen großen Vorteil haben wird, weil das andere Team dann größere Räume geben muss, und beide Mannschaften offensiv so stark sind, dass sie das ausnutzen können.
Du hast ein Jahr beim HSV gespielt, danach noch einmal vier Jahre für den FC St. Pauli. Was bedeutet dir Hamburg noch und wie sind die Kontakte?
Natürlich ist die Verbundenheit zu St. Pauli intensiver, trotzdem habe ich natürlich auch den HSV immer verfolgt. Das mach ich mit allen Vereinen, bei denen ich gespielt habe. Da ich ja die ganze Zeit noch in Hamburg war, habe ich alle Entwicklungen natürlich noch einmal intensiver wahrgenommen.
Beim Hamburger Derby Ende September warst du sogar im Stadion.
Richtig. Die Spiellegung war perfekt. Wir hatten mit dem FC schon Freitag gespielt und das Derby war am Sonntag. Das Aufeinandertreffen gab es die letzten Jahre nicht, und da ich für beide Vereine gespielt habe, war klar, dass ich das unbedingt gucken wollte.
Gibt es denn noch Kontakt zum HSV?
Es sind nicht mehr viele Spieler da. Beim Derby habe ich trotzdem ganz viele Leute getroffen, wie zum Beispiel die ehemaligen Spieler Rene Adler, Jaroslav Drobny oder Marcell Jansen, dazu Ordner oder auch Mitarbeiter des Clubs. Da gibt es immer noch viele Leute, die man kennt, das war sehr schön.
Sehen wir in der nächsten Saison den 1. FC Köln und den HSV beide wieder in die Bundesliga?
Das wäre sicherlich schön. Wenn man beim 1. FC Köln oder auch beim HSV gespielt hat, dann sieht und weiß man einfach, dass die Fans, die Stadien und alles drum herum Lust darauf machen, eine Liga höher zu spielen. Beide Vereine gehören deshalb auch in die erste Liga.
Wo wirst du das Spiel am Montag eigentlich schauen?
Da ich ja noch die Reha in Köln mache, werde ich das Spiel, so schwer es mir fällt, wohl vor dem Fernseher verfolgen. Aber ich freue mich darauf, auch wenn ich leider nicht dabei sein kann.