
Gegner-Interview
10.12.19
Diekmeier: "Hamburg wird immer in meinem Herzen bleiben"
Im Interview mit HSV.de verrät Dennis Diekmeier, warum einige Freunde für das Wochenende abgesagt haben, wie er seine Entwicklung beim SV Sandhausen sieht und was er von Dieter Hecking hält.
Acht Jahre schnürte Dennis Diekmeier die Fußballschuhe für den HSV. 184 Pflichtspiele absolvierte er in dieser Zeit für die Rothosen. Nun trifft er am Sonntag (15. Dezember, live im HSVnetradio) mit seinem neuen Club, dem SV Sandhausen, wieder auf seine alte Liebe. Nachdem der 30-jährige Rechtsverteidiger nach seinem Aus in Hamburg ein halbes Jahr lang vertragslos war, hat er nun sein Glück beim Club aus der Kurpfalz gefunden. Trainer Uwe Koschinat machte ihn nach kurzer Zeit sogar zum Kapitän. Im Sommer unterschrieb Diekmeier einen neuen Dreijahresvertrag. Warum er diesen ohne zögern annahm, was einige Freunde davon abhält, am Wochenende vorbeizukommen, und welchen Eindruck er von Dieter Hecking hat, unter dem er beim 1. FC Nürnberg einst spielte, verrät er im Interview mit HSV.de.
Hi Dennis, am Sonntag kommt es für dich zu einem besonderen Spiel. Der SV Sandhausen empfängt mit dem HSV den Verein, bei dem du acht Jahre lang gespielt hast. Wie viele Freunde aus deinem Hamburger Umfeld haben sich am kommenden Wochenende bei dir angemeldet?
Diekmeier: Man merkt, dass es auch in meinem Umfeld ein besonderes Spiel ist. Schon im Sommer haben viele angekündigt, dass sie zum Spiel gegen den HSV vorbeikommen wollen. Einige waren allerdings enttäuscht, dass die Partie nun auf einen Sonntag gelegt wurde. Dadurch haben einige aus unserem Freundeskreis abgesagt.
Bei einem Spiel am Sonnabend hättet ihr ansonsten das Haus voll gehabt?
Auf jeden Fall. Da wäre bei uns zuhause einiges losgewesen. Mit An- und Abreise und nächsten Tag arbeiten oder zur Schule gehen ist es jetzt ein bisschen schwer. Da kommen einige nicht. Dennoch musste ich so um die zehn Karten besorgen.

Im Januar dieses Jahres hast du nach einem vertragslosen halben Jahr beim SV Sandhausen angefangen. Wie hat sich die Sache damals aus deiner Sicht entwickelt?
Als ich beim SV Sandhausen unterschrieben habe, ging es für mich hauptsächlich darum, einfach wieder Fußball zu spielen. Ich wollte mich zeigen und beweisen, dass ich gut drauf und topfit bin. Viele Vereine haben sich zuvor gefragt, wie das bei mir nach einem halben Jahr Pause ist. Ich wollte mich also von meiner besten Seite zeigen.
Das ist dir dann ganz gut gelungen.
Es lief optimal für mich. Wir haben eine super Rückrunde mit Sandhausen gespielt. Mir selber sind viele Torvorlagen gelungen, nach ein paar Spielen hat mich Uwe Koschinat zum Kapitän gemacht und ich konnte mit meiner Leistung viel beitragen und das große Vertrauen zurückzahlen.
Im Sommer hast du dann einen neuen Dreijahresvertrag unterschrieben.
Aufgrund der Leistungen in der Rückrunde sind im Sommer ein paar Vereine auf mich zugekommen. Unser Präsident Jürgen Machmeier wollte mich aber unbedingt halten und hat alles dafür getan, dass ich in Sandhausen bleibe. Seine Wertschätzung war klasse. Da brauchte ich auch gar nicht lange überlegen, weil es mir auch unter dem Trainer extrem Spaß gebracht hat, hier Fußball zu spielen.
Du sprichst den Trainer an. Was bedeutet dir die Wertschätzung von Uwe Koschinat, der dich nach so kurzer Zeit zum Kapitän gemacht hat?
Ich bin ein Typ, der auf dem Platz rauf und runter marschiert, der mit seiner Körpersprache Leute mitreißen kann und sich in jeden Zweikampf haut. Das wird hier sehr geschätzt. Und das war dann auch der Grund für das Kapitänsamt. Ich wurde gefragt, ob ich es machen will, und ich konnte mir das gut vorstellen.
Wie beurteilst du insgesamt die Entwicklung beim SV Sandhausen?
Sandhausen ist natürlich nach wie vor ein Verein aus einem Dorf mit 15.000 Einwohnern. Man merkt aber gerade auch in der Umgebung, dass bei dem Club etwas passiert. Es ist eine positive Entwicklung da. Früher stand Sandhausens Fußball für hinten drinstehen, lange Bälle schlagen und einfach verteidigen. Mittlerweile haben wir eine gute Spielstruktur, die der Trainer reingebracht hat, und eine gute Mannschaft. Viele sagen, es macht Spaß uns zuzuschauen.
Was denkst du über die Perspektive und die Ziele des Vereins?
Sandhausen ist jetzt das achte Jahr in Folge in der 2. Liga. Das ist für diesen Verein eine echte Hausmarke. Aber man will sich weiterentwickeln. Die letzten Jahre war man auch immer wieder im Abstiegskampf. Nach so vielen Jahren kann man dann vielleicht auch mal selbstbewusst sagen, dass man weiter im Mittelfeld spielen will, ohne sich Sorgen zu machen.

Wie sehr verfolgst du das Geschehen beim HSV noch?
Ich muss ehrlich sein: Ich habe gar nicht so viel verfolgt. Dadurch, dass ich auch durch meine Familie immer sehr viel zu tun hatte, bin ich gar nicht dazu gekommen, mir viele HSV-Spiele anzuschauen. Wenn ich mit ein, zwei Jungs mal telefoniere höre ich aber viel Gutes.
Viel Lob bekommt in Hamburg vor allem Dieter Hecking. Du hast selber in Nürnberg unter ihm gespielt. Wie hast du ihn als Trainer damals wahrgenommen?
Schon in Nürnberg habe ich als junger Spieler gemerkt, dass er eine extreme Erfahrung durch seine Zeit im Profifußball und auch als Trainer hatte. Er ist eine extreme Respektsperson als Trainer. Er wurde sehr geschätzt in der Mannschaft. Ich denke, er ist genau der richtige Typ für den HSV. Man hat das Gefühl, dass er sehr viel Ruhe reinbringt.
Am Sonntag soll es nicht so ruhig zur Sache gehen. Ihr seid sechs Spielen ungeschlagen, habt zuletzt den VfB Stuttgart zuhause geschlagen. Der HSV hat seit sechs Auswärtsspielen keinen Sieg mehr errungen. Was erwartest du für ein Spiel?
Ich habe gehört, dass der HSV sechs Punkte aus den nächsten beiden Spielen holen will. Aber wir wollen das Spiel zuhause auch gewinnen. Es wird sicherlich ein sehr spannendes Spiel mit vielen Zweikämpfen. Beide Mannschaften wollen auf Sieg spielen: Wir wollen unsere Serie weiterführen und der HSV will oben dranbleiben.
Das erste Spiel des Jahres war gegen den HSV und nun auch das letzte der Vorrunde. Schließt sich damit der Kreis für dich in einem verrückten Jahr?
Es ist schon verrückt und passt irgendwie zum Fußball. Hamburg wird immer in meinem Herzen bleiben. Der HSV ist einfach ein geiler Verein und ich habe es auch immer geliebt, in Hamburg zu spielen. Das wissen auch alle Leute. Es wird immer, egal ob jetzt oder in ein paar Jahren, ein besonderes Spiel für mich sein.
Deine Frau und deine Kinder sind mittlerweile auch zu dir nach Heidelberg gezogen. Ist es schon eine zweite Heimat geworden?
Meine Familie ist jetzt seit knapp vier Monaten hier. Vorher war ich alleine und bin sehr viel gependelt. Wir wohnen in der Nähe von Heidelberg. Es ist was anderes als Hamburg, aber alle fühlen sich sehr wohl. Wir haben ein sehr schönes Haus gefunden. Es macht einfach eine Menge Spaß. Mein Sohn Dion spielt jetzt zum Beispiel auch beim SV Sandhausen. Er ist mega stolz, dass er im gleichen Fußballverein wie der Papa spielen kann und mir macht es Spaß, ihn zum Training zu begleiten. Das HSV-Trikot trägt er manchmal aber auch noch. (lacht)