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24.01.24
"Extrem emotional": Robert Glatzel über 99 HSV-Spiele
Am Wochenende wird HSV-Torjäger Robert Glatzel gegen den Karlsruher SC sein 100. Pflichtspiel für den Hamburger SV absolvieren. Auf HSV.de spricht Hamburgs Neuner über die besonderen Momente aus 99-mal HSV.
Am vergangenen Wochenende feierte HSV-Coach Tim Walter großes HSV-Jubiläum. Der 2:0-Sieg auf Schalke war das 100. Pflichtspiel des Trainers, und das nächste 100er-Jubiläum steht bereits an diesem Wochenende an. Denn Robert Glatzel absolviert im Heimspiel gegen den Karlsruher SC ebenfalls sein 100. Pflichtspiel für den HSV. Kluge Mathematiker stellen jetzt direkt fest: HSV-Toptorschütze Glatzel, der im Sommer 2021 gemeinsam mit Coach Walter seinen Dienst bei den Rothosen antrat, hat dementsprechend in mehr als zweieinhalb Jahren lediglich ein einziges Spiel verpasst. Kann das wirklich sein? Ja, das kann nicht nur sein, das ist sogar so. Und zwar im Oktober 2022, als "Bobby" im DFB-Pokal bei RB Leipzig aufgrund von Rückenproblemen vorsichtshalber geschont wurde. Ansonsten aber gilt: Spielt der HSV, spielt Glatzel. Und wie! In seinen 99 bisherigen Pflichtspielen erzielte er 59 Tore und bereitete weitere 18 Treffer vor. Macht 77 Torbeteiligungen in 99 Partien - eine unglaubliche Quote.
Und noch ein weiterer Bestwert: Die vergangenen 86 Zweitliga-Spiele absolvierte Hamburgs Nummer 9 allesamt am Stück und löste damit jüngst Rostocks Keeper Markus Kolke als Rekord-Dauerbrenner der Liga ab. Wie geht das? Keine Pause, keine Krankheit, keine Verletzung? "Das hat viele Gründe", sagt Robert Glatzel, "es gehören natürlich harte Arbeit und vor allem eine professionelle Lebensweise dazu, die ist ein Rund-um-die-Uhr-Job. Aber genauso gehört auch Glück dazu, beispielsweise in harten Zweikämpfen bislang von schwereren Verletzungen verschont geblieben zu sein." Harte Arbeit und das nötige Quäntchen Glück - die glatzel'sche Gesundheits- und Glücksformel. Und so wird Hamburgs erfolgreichster Torjäger am Sonntag sein 100. Pflichtspiel für den HSV bestreiten. Grund genug, die bisherigen 99 Partien an einem nasskalten Mittwochnachmittag einmal Revue passieren und es einem damit warm ums Herz werden zu lassen. Auf HSV.de spricht Robert Glatzel über...
... seinen emotionalsten Sieg: Mein allererstes HSV-Spiel auf Schalke war etwas Besonderes. Und das Heimspiel gegen Schalke in dieser Saison mit dem Siegtreffer in der letzten Minute war extrem emotional. Ich weiß bis heute nicht, wie ich darauf gekommen bin, mir in dem Moment das Trikot vom Körper zu reißen, das hatte ich noch nie gemacht. Aber in dem Augenblick war das einfach so, genau wie der anschließende Jubel mit den Balljungs und den Fans auf der Nordtribüne. Da war nichts geplant, das ist einfach so passiert. Aber auch das Pokalspiel gegen den KSC war krass, als wir im Volkspark nach einem 0:2 noch zurückgekommen sind, ich in der Nachspielzeit auf Vorlage von Baka noch das 2:2 erzielen konnte und wir am Ende das Elfmeterschießen gewonnen haben. Es gab schon einige sehr besondere Siege.
... sein schönstes Tor: Das schönste Tor für mich war eigentlich gar nicht so spektakulär, kein Fallrückzieher oder so. Für mich war es das 4:2 vergangene Saison im letzten Spiel vor Weihnachten im Volkspark gegen Sandhausen. Da habe ich einen wunderbaren Pass von Laszlo Benes bekommen und bin von der Mittellinie aus nicht nur allein auf das Tor, sondern auf die gesamte Nordtribüne zugelaufen. Das war ein ganz besonderer Moment. Dann habe noch den Torwart umkurvt, den Ball ins Tor geschoben und damit eine wunderbare Aktion abgeschlossen. Und das Siegtor gegen Schalke zum Saisonstart fand ich auch nicht nur emotional, sondern auch wirklich schön.
... seine schmerzhafteste Niederlage: Das 0:2 im Rückspiel der Relegation gegen Hertha BSC. Wir standen schon mit einem Fuß in der Bundesliga, zumal wir beim 1:0 in Berlin so stark aufgetreten und dermaßen überzeugt waren, dass wir im Rückspiel alles klarmachen. Zu Hause im Volksparkstadion, vor unseren eigenen Fans, mit dieser Ausgangslage - alles war angerichtet. Doch dann fangen wir mit der ersten Aktion das 0:1 und haben dann am Ende alles noch aus der Hand gegeben. Das zu verdauen, hat einige Tage gebraucht. Noch bitterer war nur der 34. Spieltag in Sandhausen. Dort haben wir zwar gewonnen, und trotzdem war es die größte Niederlage für uns.
...seinen bewegendsten Moment: Auch wenn es sich doof anhört, finde ich die gesamte Reise bisher sehr bewegend. Siege, Niederlagen, Höhen, Tiefen - alles das ist sehr emotional in solch einem Verein wie dem HSV. Aber am meisten in Erinnerung geblieben sind die Minuten in Sandhausen, nachdem wir die Info bekommen hatten, dass wir aufgestiegen sind, schon mit den Fans feierten, alle liegen sich in den Armen - und dann gehst du in die Kabine und erfährst, dass das andere Spiel noch läuft. Und dann klebst du mit der gesamten Mannschaft am Radio und hörst live zu, wie dir doch noch der Traum aus den Händen gerissen wird. Diese Leere, diese Stille in der Kabine - das war bewegend.
... seinen wichtigsten Sieg: Ich hoffe, der wichtigste Sieg kommt noch. Denn bislang haben wir für unser Ziel, in die Bundesliga aufzusteigen, diesen einen entscheidenden Sieg noch nicht geholt. Der Auswärtssieg in Sandhausen wäre solch ein Sieg gewesen, hätte der Tag nicht solch ein bitteres Ende genommen. Und den Sieg in Rostock am letzten Spieltag der Saison 2021/22 habe ich noch als einen extrem wichtigen empfunden, als wir uns damals mit fünf Siegen in Serie am Ende doch noch auf Platz 3 und in die Relegation geschossen haben. Aber wie gesagt: Das Ziel ist noch nicht erreicht, deshalb fehlt der wichtigste Sieg noch. Wir arbeiten daran.