
Stimmen zum Spiel
06.06.23
"Es tut weh, aber als Einheit sind wir stark"
Auch am Tag nach dem feststehenden Verbleib in der 2. Liga herrscht bei vielen HSVern noch Gefühlschaos. Genau so ging es den Spielern und Verantwortlichen nach der letzten und sehr emotionalen Heimpartie der Spielzeit 2022/23. Die Stimmen zum Saisonabschluss.
Natürlich überwog am Ende die große Enttäuschung. Als am Montagabend (5. Juni) alle Spieler des HSV beim Abpfiff erschöpft und traurig auf den Rasen des Volksparkstadions sanken, da war klar, dass der Hamburger SV nach dem 1:3 im Rückspiel der Relegation gegen den VfB Stuttgart auch in der kommenden Saison in der 2. Liga spielen wird. Von den Fans im ausverkauften Volkspark wurden die Spieler jedoch ganz schnell wieder aufgerichtet, für eine insgesamt starke Saison mit 66 Punkten und einen großen Fight im letzten Saisonspiel gefeiert und mit großem Applaus in die nun anstehende Sommerpause verabschiedet. Dies waren wieder einmal besondere Momente im Volksparkstadion, das zuvor über 90 Minuten lang eine unglaubliche Fußballatmosphäre geschaffen und damit alle HSV-Protagonisten nachhaltig beeindruckt hatte. Dies konnte zwar die Enttäuschung über das nicht erreichte sportliche Ziel nicht komplett nehmen, zumindest aber doch ein Stück weit darüber hinwegtrösten und helfen. Und es zeigte einmal mehr, dass dieser HSV kein normaler Verein ist - egal ob 1. oder 2. Liga. Die Stimmen zum Saisonabschluss.
Sebastian Schonlau: Wir wussten, dass es eine Chance gibt, haben daran geglaubt, die Fans haben daran gelaubt, das ganze Stadion hat daran geglaubt. Wir haben dann eine richtig starke erste Halbzeit gespielt und können mit ein bisschen Glück sogar zum zweiten Tor kommen. So aber haben wir zu früh den Ausgleich kassiert, haben aber dennoch nie aufgehört. Diese Mannschaft gibt nie auf, spielt immer weiter Fußball, davor muss man den Hut ziehen. Wenn man den Weg sieht, den wir vor zwei Jahren begonnen haben, dann wurde sehr viel richtig gemacht. Der HSV steht wieder für etwas, der HSV hat wieder eine Identität, die Fans identifizieren sich wieder mit ihrem HSV. Was heute während des Spiels und vor allem danach los war, das ist unglaublich und zeigt, welch Einheit dieser Verein und die Menschen dieser Stadt sind. Das sagt alles, auch wenn der Aufstieg trotz 66 Punkten nicht gelungen ist, was wirklich unfassbar weh tut. Vor allem für diese Fans, die Unvorstellbares leisten, das ist gar nicht in Worte zu fassen.
"Die Fans haben eine unglaubliche Energie entfacht, so etwas habe ich noch nie erlebt"
Daniel Heuer Fernandes: Wir haben die letzten Tage gut gearbeitet und wirklich an uns geglaubt, dazu kam die unglaubliche Wucht der Fans hier im Stadion. Das war Wahnsinn! Und das Spiel ist mit dem ersten Tor für uns ja auch ideal gestartet, insgesamt haben wir in der ersten Halbzeit gezeigt, wie gut wir sind. Aber der Start in die zweite Hälfte hat uns durch den schnellen Ausgleich und dann auch durch meinen Fehler nicht gutgetan. Dadurch haben wir es nicht geschafft, aber es geht weiter, auch wenn es extrem wehtut. Aber das, was wir als Team zusammen mit den Fans als Einheit zeigen, das macht uns stark. Natürlich waren in dieser Saison nicht alle Ergebnisse gut, aber wir waren und sind immer gerade heraus, arbeiten hart und sind eine extreme Einheit. Jetzt müssen wir das alles verdauen, verarbeiten und weiter an uns glauben. So kann etwas entstehen.
Jonas Meffert: Wenn du als Zweitligist in die Relegation gehst, dann muss alles passen. Dann musst du nicht nur besser sein als der Gegner, sondern auch das nötige Glück haben, der Schiedsrichter mal für dich entscheiden und einfach alles für dich laufen. Der letzte Zweitligist, der in der Relegation aufgestiegen ist, war Union Berlin, und die haben in der Relegation nicht einmal ein Spiel gewonnen, sondern zweimal ein Unentschieden erkämpft - und spielen jetzt in der Champions League. Das zeigt, wie schwer es ist, diese Spiele in der Relegation gegen den Bundesligisten zu gewinnen. Aber wir haben alles gegeben zusammen mit den Fans, die eine unglaubliche Energie entfacht haben, so etwas habe ich noch nie erlebt. Das war unfassbar! Was nach unserem 1:0 los war - unbeschreiblich! Wenn wir danach das Glück auf unserer Seite haben und das 2:0 machen, dann wäre wirklich alles möglich gewesen. Ist aber leider nicht - und das ist extrem schmerzhaft, zumal wir mit 66 Punkten eine gute Saison gespielt haben.
"Wenn man das Fundament sieht, das wir hier gebaut haben, dann ist sehr viel Gutes entstanden"
Jonas Boldt: Wir haben heute wieder einmal gesehen, was in Hamburg und im Volkspark los sein kann, wenn wir alle Kräfte bündeln. Am Ende hat es leider nicht gereicht. Es haben auf die gesamte Saison gesehen Nuancen entschieden, am Ende hätte uns ein Unentschieden statt einer Niederlage in einem der engen Spiele zum Aufstieg gereicht. Aber wir haben gesehen, dass wir das Fundament stabilisiert haben, und darauf können wir aufbauen. Man spürt das an der Unterstützung der Fans und daran, was hier in Hamburg zwischen Verein und Fans zusammengewachsen ist. Wir werden jetzt alles analysieren, auch Dinge auf den Tisch packen, die wir verbessern müssen, und werden weiter daran arbeiten und es wieder angehen. Wenn man das Fundament sieht, das wir hier gebaut haben, und gesehen hat, wie wir Fußball spielen, dann ist sehr viel Gutes entstanden, worauf wir aufbauen können und werden. Und dann versuchen wir, uns in der nächsten Saison wieder weiterzuentwickeln und erneut mehr Punkte zu holen.
Tim Walter: Über zwei Spiele gesehen, hat der VfB Stuttgart sich verdient durchgesetzt, wobei wir diese Relegation nicht heute verloren haben, sondern bereits im Hinspiel. Heute ist uns das gelungen, was wir uns vorgenommen hatten: Wir wollten die Menschen mitnehmen, was mit dem frühen 1:0 und unserem großartigen Spiel in der ersten Halbzeit gelungen ist. Dadurch haben wir das Stadion angezündet und haben von unseren Mädels und Jungs auf den Tribünen wieder eine Unterstützung erfahren, die unglaublich ist. Das 1:1 direkt nach der Pause hat uns dann aber den Stecker gezogen, auch wenn meine Mannschaft trotzdem wieder nicht aufgehört hat, sondern erneut großen Charakter gezeigt hat, aufgestanden ist und immer weitergemacht hat - mit der Unterstützung der Fans. Es ist unbeschreiblich, wie wir heute wieder unterstützt wurden, das ist mehr als erstklassig und dafür fehlen mir die Superlative, um es in Worte zu fassen. Gemeinsam haben wir hier beim HSV eine gute Basis geschaffen, auf der wir weiter aufbauen werden. Wir haben aber gerade in diesen zwei Spielen auch gesehen, woran wir noch arbeiten müssen. Und das werden wir tun.