Trainingslager
20.07.24
"Es geht nicht nur um Fußball, sondern auch um die Einstellung"
Kaum im Trainingslager in Österreich angekommen, traf sich Stefan Kuntz beim Fantalk mit den Anhängern des HSV, ehe er am Freitag in einer Medienrunde Auskunft über den Status Quo und die Planungen gab.
Am Donnerstagnachmittag traf Stefan Kuntz im HSV-Trainingslager im österreichischen Bramberg am Wildkogel ein. Und nur wenige Stunden später stand der Vorstand Sport auf der Terrasse des Vereinsheims am Trainingsplatz der Rothosen, hielt ein Mikrofon in der Hand und begrüßte alle mitgereisten HSV-Fans. Die hatten es sich auf der Anlage der TSU Bramberg gemütlich gemacht und konnten Kuntz anschließend im Fantalk mit Fragen löchern. In sehr entspannter und gut gelaunter Atmosphäre tauschten sich die rund 150 Fans und der HSV-Vorstand den gesamten Abend über aus – und trafen sich auch am Freitagvormittag wieder. Denn Kuntz schaute bei der Übungseinheit der Profis vorbei und stand am Rande des Trainings zudem auch den mitgereisten Journalisten in einer Medienrunde zur Verfügung. In dieser sprach Stefan Kuntz über...
... die Bedingungen im Trainingslager: Ich bin seit Donnerstag in Österreich dabei und konnte mir entsprechend schon einen guten Eindruck verschaffen. Und der ist positiv. Die Greenkeeper hier vor Ort darf man wirklich loben, sie haben einen sehr guten Job gemacht. Die Trainingsbedingungen, aber auch die Anlage und das Hotel sind absolut top, da kann ich mich der Meinung des Trainers nur anschließen. Und dass der Trainer mit den Rahmenbedingungen zufrieden ist, das ist für mich ohnehin der wichtigste Aspekt.
… seine Zusammenarbeit mit Trainer Steffen Baumgart: Steffen arbeitet konzentriert und strukturiert und hat einen klaren Plan. Zudem haben wir in den vergangenen Wochen im Zusammenspiel bisher in allen Themen und Diskussionen eine gemeinsame Lösung gefunden. Und: Die Abläufe rund um die Mannschaft, die Art und Weise der Belastung, die Struktur, der Trainingsaufbau, die systematische Arbeit, die Ideen, die hinter allem stecken, und auch die Einbindung der Jugendspieler – all das wurde im Vorwege besprochen und in den ersten Wochen der Vorbereitung auch umgesetzt. Das findest du heute nicht mehr so oft. Deshalb ist das Vertrauen von meiner Seite sehr groß, und von daher betrachte ich das Zusammenwachsen auch als sehr positiv.
… einen möglichen Wechsel des Spielsystems: Man macht als Trainer das, was am besten zu seinem Kader passt. Steffen hat in der Vergangenheit mit seinem System gute Erfahrungen gemacht, das ist klar, aber hier beim HSV hat er nun andere und neue Spieler um sich herum. Dies hat er neu bewertet, hat im Sommer an der Überlegung gearbeitet, was mit den Qualitäten dieser Spieler das Beste ist. Und die Erfahrung hat es gelehrt, dass man auch eine gewisse Variabilität benötigt, um auf die unterschiedlichen Stärken der Gegner auch unterschiedlich reagieren zu können. Und genau das wird nun trainiert.
… weitere Erfolgsfaktoren: Ich sehe, dass Steffen stark am Erfolgshunger der Mannschaft arbeitet. Denn er selbst hat diesen riesigen Hunger, das spürt man in allen Aktionen und das gefällt mir sehr gut. Denn dieser Punkt ist auch mir sehr wichtig. Und Steffen macht es sehr gut, das geht alles in die richtige Richtung, da brauche ich mich höchstens noch ergänzend einbringen. Aber Fakt ist: Wer nicht hungrig ist, der passt nicht zum HSV.
… die Förderung der Nachwuchsspieler: Der Trainer hat den jungen Spielern die Möglichkeit gegeben, nicht nur in zwei oder drei Trainingseinheiten, sondern über einen längeren Zeitraum zu zeigen, was sie können. Zu zeigen, was sie draufhaben, wenn die Belastung hoch wird, wenn die harten Läufe kommen, wenn es in die intensiven Eins-gegen-eins-Situationen geht, wenn das tiefe Taktische dazukommt. Und alle jungen Spieler haben bisher einen guten Eindruck hinterlassen.
… mögliche Veränderungen am Kader: Wir haben bereits wichtige Entscheidungen bezüglich des Kaders für die neue Saison getroffen und auch umgesetzt. Und auch für die noch offenen Stellen haben wir unsere Arbeit schon erledigt, aber jetzt kommt auch noch der Faktor Verhandlungsgeschick ins Spiel. Manchmal muss man da auch ein bisschen taktieren, um die für den HSV bestmögliche Lösung umzusetzen. Dadurch werden wir jetzt nicht einen Tag nach dem Trainingslager den Kader komplett haben, das ist vielmehr ein fließender Prozess. Auch auf der Seite derjenigen Spieler, denen wir vielleicht sagen müssen, dass sie bei uns auf wenig Spielzeit kommen werden. Wichtig ist Steffen und mir, dass hierbei immer nur der Fußballer bewertet wird, der Mensch wird immer in höchstem Maße respektiert. Dieses Verhalten ist uns wichtig.
… den Zeitplan für Kaderveränderungen: Wir wollten das Trainingslager noch in die Bewertung mit reinnehmen. Und die Testspiele gegen stärkere Gegner. Wobei ich gewisse Dinge auch schon in Spielen wie gegen Neetze oder Lübeck sehen kann. Denn es geht nicht immer nur um Fußball, sondern auch um Dinge wie die richtige Einstellung. Es gibt eben ein paar Sachen, die sollte man immer haben, egal gegen wen man spielt oder auch dann, wenn man nur zum Training geht. Und diese Dinge, die man da sieht, können ich und auch der der Trainer mit seiner Erfahrung sehr gut einschätzen. Anschließend werden wir uns dann zusammensetzen und das weitere Vorgehen besprechen.
… mögliche Veränderungen abseits der Mannschaft: Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich mir idealerweise drei Monate lang alles im Club anschauen möchte, um mir die bestmögliche Informationsgrundlage für mögliche Entscheidungen aufzubauen. Ich habe in der Vergangenheit gelernt, dass man ohne genügend Informationen und ohne sich ein umfassendes Bild gemacht zu haben manchmal auch nicht die beste Entscheidung trifft. Der Fokus liegt hierbei natürlich zuallererst auf der Mannschaft und der laufenden Transferphase, die Ende August endet. Allen anderen Bereichen können wir danach die verstärkte Aufmerksamkeit widmen.
… den Umgang mit dem noch gesperrten Mario Vuskovic: Ich fand es als Außenstehender immer bewundernswert, wie der HSV als Club und auch wie die Fans mit diesem Thema umgegangen sind, diese Loyalität ist ja heutzutage keine Selbstverständlichkeit. Ich habe mich ausführlich mit dem Prozess beschäftigt, wollte aber auch mehr über den Menschen Mario Vuskovic erfahren. Vor drei Wochen haben wir uns dann kennengelernt, haben uns getroffen, uns ausgetauscht über seine Situation, seine Erwartungen, über die Unterstützung seiner Familie und des HSV. Ich habe großes Mitgefühl und wir wollten ihm noch einmal versichern, dass er in uns Gesprächspartner und Unterstützer an seiner Seite hat.