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Verein

14.07.16

„Es geht auch um die Sicherheit“

HSV-Vorstand Frank Wettstein und Barclaycard Arena-Geschäftsführer Uwe Frommhold erläutern ihre Haltung für den Bau der U5 und gegen eine S-Bahn-Station Stadionstraße.

HSV.de: Herr Wettstein, Sie haben sich gemeinsam mit Barclaycard Arena-Geschäftsführer Uwe Frommhold für den Bau der U-Bahn-Linie 5 (U5) und damit auch gegen das Streckennetz der S-Bahn-Linie 32 (S32) ausgesprochen. Warum?

Frank Wettstein: Weil wir die Situation von unserem Standort aus betrachten und die Erweiterung des Streckennetzes der Öffentlichen Verkehrsmittel ja einen Fortschritt, eine Verbesserung darstellen soll.

Uwe Frommhold: Die Variante der S32 mit einer Haltestelle Stadionstraße würde für uns nichts an der misslichen Lage ändern. Wir hätten keine Verkürzung der Entfernung unserer Arenen zum Anschluss an das Hamburger Schnellbahnnetz. Wir müssten uns dann weiterhin der Frage stellen: Wie bringen wir unsere Besucher sicher und bequem in unsere Veranstaltungsstätten?

"Ich kann die Argumentation der Besucher gut verstehen: Ihnen ist der Weg von der Bahn zu uns zu weit." Uwe Frommhold

Wäre eine S-Bahn-Station an der Stadionstraße denn nicht auch eine Verbesserung der Anbindung?

Wettstein: Auf den ersten Blick vielleicht schon, bei genauerer Betrachtung aber auf keinen Fall. In Sachen Sicherheitslage wäre es sogar eine Verschlechterung. Ganz abgesehen davon dauert der Fußweg von der Ecke Stadionstraße/Luruper Hauptstraße bis zu den wichtigsten Eingängen aller Arenen etwa 15 Minuten. Der Fußweg vom S-Bahnhof Eidelstedt liegt etwa drei Minuten näher.

Frommhold: Ich möchte auch gar nicht nur Argumente gegen eine mögliche S-Bahn-Station an der Stadionstraße, sondern lieber die Vorteile eines Bahnhofs in unmittelbarer Arenen-Nähe nennen. Stand jetzt ist es ja so, dass der Parkraum rund um unsere Veranstaltungsstätten in vielen Fällen nicht einmal für eine Großveranstaltung ausreicht, schon gar nicht für Anschlussveranstaltungen. Trotzdem versuchen die meisten Gäste, auch ortskundige Hamburger, mit dem PKW möglichst in den Volkspark zu kommen. Die Argumentation der Besucher kann ich gut verstehen: Ihnen ist der Weg von der Bahn zu uns zu weit. Und der Busshuttle ist auch nicht für jeden Besucher die richtige und schon gar nicht die bevorzugte Lösung. Extrem lange Wartezeiten sind nicht zu vermeiden. Im Falle eines Arenen-nahen Bahnhofs würden mit Sicherheit viele ortskundige Besucher auf die U-Bahn umsteigen.

"Unser höchstes Gebot ist stets die Sicherheit aller Besucher. Gerade bei sogenannten Risikospielen." Frank Wettstein

Was meinen Sie mit der „Verschlechterung der Sicherheitslage“ im Falle der S32, Herr Wettstein?

Wettstein: Das betrifft in erster Linie die Bundesligaspiele im Volksparkstadion. Unser höchstes Gebot ist stets die Sicherheit aller Besucher. Gerade bei sogenannten Risikospielen gilt es eine mit der Polizei abgestimmte Fantrennung vorzunehmen. Bei uns erfolgt die Zuführung der Gästefans über den Süden, so dass es möglichst wenige potenzielle Konfrontationspunkte gibt. Derzeit wird der Block der Gästefans über einen Busshuttle zum S-Bahnhof Othmarschen über die Stadionstraße geführt, das wäre im Falle einer Haltestelle dort nicht mehr möglich. Hinzu kommt, dass es am Bahnhof Diebsteich ein heikles Nadelöhr geben würde. An diesem Ort ist es leider auch schon der jüngeren Vergangenheit zu unschönen Vorfällen gekommen.

Frommhold: Das Thema Sicherheit spielt aber nicht nur für Risikospiele des HSV eine Rolle. Denn auch für uns stehen Gesundheit und Sicherheit der Besucher natürlich ganz oben auf der Agenda. Die Notfallpläne bei unseren Veranstaltungen sehen den Hellgrundweg als zusätzlichen Entfluchtungsweg in Gefahrensituationen vor – das stünde im krassen Widerspruch zu einer weiteren Hauptzuwegung von dieser Seite, also von einer S-Bahn-Station in der Stadionstraße zu uns hin und von uns weg.

Sind aufgrund des jüngsten Wegfalls der Handballprofis und der Hamburg Freezers nicht aber Rückgänge der Besucherzahlen zu erwarten?

Frommhold: Auch das wäre eine extrem kurzsichtige Betrachtung. Wir haben pro Jahr mit 130-140 Events in der Barclaycard Arena zwischen einer und 1,5 Millionen Besucher. Wir werden immer wieder neue und attraktive Angebote schaffen, die sich nachhaltig positiv auf den Standort Hamburg auswirken und auch eine gewichtige Rolle für den Tourismus der Hansestadt spielen.

Wettstein: Ich kann das bestätigen. Nehmen Sie die aktuellen Zahlen des Volksparkstadions hinzu, dann wird die Bedeutung unseres Standorts noch deutlicher. In einer Saison verzeichnen wir knapp eine Million Besucher unserer Heimspiele, hinzu kommen 650.000 Menschen bei Konzerten wie in den vergangenen vier Wochen und bei weiteren Drittveranstaltungen wie dem Holi-Festival, dem REWE-Familienfest, Tagungen, Messen und ähnlichem. Dann kommen noch bis zu 150.000 Touristen und Kunden hinzu, die HSV-Angebote nutzen oder Trainingseinheiten unserer Profis besuchen. Mit der Fertigstellung unseres HSV-Campus im kommenden Jahr, dem Bau unseres neuen Konferenzcenters oder auch der Inbetriebnahme des Lauftreffs Volkspark wird unser Standort eine weitere Attraktivitätssteigerung erfahren.

Wie werden Sie sich im weiteren Verlauf der städtischen Entscheidungsfindung verhalten?

Frommhold: Wir werden in den Dialog mit der Stadt treten, den wir bereits begonnen haben. Und wir werden unsere Position klarmachen. Wir werden dabei auch auf die begrenzte Aufnahmefähigkeit der angrenzenden Straßen Hellgrundweg und Farnhornstieg hinweisen.
Wettstein: Wir wollen inhaltlich und vertraulich diskutieren, damit am Ende gute und richtige Lösungen gefunden werden. Dies ist eine einmalige Chance für die Stadt Hamburg, den Volkspark mit seinen Arenen in das öffentliche Verkehrsnetz zu integrieren. Dass wir dabei eine Beachtung erfahren sollten, steht für uns außer Frage.