Interview
12.11.24
„Das Volksparkstadion ist vorzeitig abbezahlt“
Vorstand Eric Huwer spricht im Interview mit hsv.de über das positive Jahresergebnis, über Folgen, Rahmenbedingungen und einen emotionalen Aspekt. Außerdem erklärt er, was ihn im aktuellen Geschäftsjahr besonders freut.
HSV.de: Der dritte Jahresüberschuss in Folge nach zuvor elf Jahren mit Negativergebnissen ist nicht gerade die Regel im deutschen Profifußball. Wie erklären Sie Finanzlaien, dass der HSV offenbar auch nach sechs Jahren Zweitligazugehörigkeit gesunden bzw. sich stabilisieren kann?
Eric Huwer: Wir wirtschaften hanseatisch. Wir arbeiten täglich daran, unsere Ertragskraft zu steigern und nicht mehr auszugeben als einzunehmen. Gleichzeitig versuchen wir, unsere Schulden abzubauen. Jeder Euro, der nicht an Kreditgeber geht, steht uns zur Weiterentwicklung des HSV zur Verfügung. Auf der Erlösseite erzielen wir nachhaltig außergewöhnlich gute Ergebnisse und weisen am Ende der Saison ein positives Jahresergebnis aus - ohne unsere sportlichen Ambitionen zu senken. Wir sind verlässlich, darauf kommt es an. Unsere Partner können sich mit diesem Weg identifizieren. Gemeinsam arbeiten wir jetzt schon daran, die nächsten Entwicklungsschritte zu machen. Der Zusammenhalt ist für uns unverzichtbar, um erfolgreich zu sein. Der sportliche Bereich bekennt sich zu 100% zu unserem Weg.
Was bedeutet das dritte Plus in Folge konkret für die HSV Fußball AG?
Es bedeutet, dass der wirtschaftliche Turnaround keine Eintagsfliege war. Wir gewinnen weiterhin an Stabilität. Wir schaffen uns nötige finanzielle Reserven, um auf die unerwarteten und im Profifußball doch regelmäßigen Herausforderungen vorbereitet zu sein. Und wir können in unsere eigene Zukunft investieren. Denn das müssen wir, wenn wir mittel- und langfristig wettbewerbsfähig sein wollen – auch in der Bundesliga, die wir gemeinsam anpeilen.
In einigen Fankreisen ist die Vermeldung positiver Jahreszahlen gelegentlich verbunden mit Träumen von großen Transfers und von großen Namen. Stört Sie das?
Das stört mich überhaupt nicht. Träumen muss doch erlaubt sein. Ich bin dennoch sehr froh, dass die meisten Menschen in unserem Umfeld die Lage schon sehr gut einschätzen und anerkennen, dass wir einen Weg der wirtschaftlichen Vernunft beschreiten. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir aus den vorherigen elf Jahren mit Negativergebnissen noch Verlustvorträge von mehr als 50 Millionen Euro mit uns herumschleppen. Das sollte Mahnung und Warnung genug sein.
Welcher Aspekt des Jahresergebnisses freut Sie persönlich am meisten?
Natürlich hat die vorzeitige Zurückzahlung des Stadionkredits nicht nur einen bilanziellen, sondern auch einen emotionalen Wert. Ich freue mich sehr, dass wir jetzt endlich sagen können: Das Volksparkstadion ist vorzeitig abbezahlt. Und wir werden weiterhin in unsere Heimspielstätte investieren, um zu versuchen, das herausragende Stadionerlebnis weiter zu steigern. Außerdem freut mich unsere gewonnene Handlungsfähigkeit. Ich agiere lieber als zu reagieren. Oder in Fußballsprache gebracht: Ich habe lieber den Ball als ihm nur hinterherzujagen.
Eine Abschlussfrage noch: Wie sieht die Prognose für das Geschäftsjahr 2024/25 aus?
In diesem Jahr wird es noch einmal schwieriger, ein ähnlich positives Jahresergebnis zu erreichen. Das liegt auch daran, dass wir nach dem 30. Juni 2024 noch erhebliche Instandhaltungs- und Modernisierungsarbeiten in unserem Stadion vorgenommen haben. Zudem haben wir nach sechs gescheiterten Aufstiegsversuchen vor dem Transfersommer gemeinsam entschieden, dass wir einige Kaderkorrekturen vornehmen wollen, um unser Ziel schnellstmöglich zu erreichen. Auch im siebten Jahr Zweite Liga werden wir wieder mehr als 100 Millionen Euro Umsatz generieren. Unsere Ziele sind allen klar: Wir wollen maximalen sportlichen Erfolg – als starker, solider Club mit Wachstumsambitionen. Und wir wollen möglichst bald schuldenfrei sein.
Danke für das Gespräch.
Den ausführlichen Jahresabschluss gibt es hier.
Die ausführliche Meldung zu den Jahreszahlen 2023/24 gibt es hier.