
Interview
25.07.17
Santos und Walace: So war unsere erste HSV-Saison
Die beiden Brasilianer des HSV haben ihre erste Spielzeit im Dress der Rothosen hinter sich. HSV.de traf das Duo zum offenen Gespräch über kulturelle Unterschiede, Anpassungsschwierigkeiten und ihre Ziele in der Bundesliga.
An die Fenster des Teamhotels in Längenfeld prasselt der Regen. Douglas Santos und Walace kommen durch die Lobby des Aqua Domes dennoch mit Badelatschen und kurzen Hosen geschlendert. Typisch Brasilianisch eben. Das Duo erlebt die diesem Sommer die erste gemeinsame Vorbereitung mit dem HSV und kann auf die Erfahrungen der ersten Bundesliga-Saison zurückblicken. Im Gespräch mit HSV.de äußern sich die beiden über die kulturellen Unterschiede zwischen Brasilien und Deutschland, die Schwierigkeiten bei der Kommunikation und über ihre Ziele in der kommenden Saison.
Hallo ihr beiden, sollen wir uns eigentlich auf Deutsch oder Portugiesisch unterhalten?
(Beide lachen herzhaft)
Walace (auf Deutsch): Douglas ist sehr gut. Er macht das alles.
Santos (auf Deutsch): Walace‘s Deutsch ist natürlich noch nicht so gut wie meins. Ich verstehe schon mehr, bin dafür ja auch schon ein paar Tage länger hier. Es ist eine schwierige Sprache. Der Unterricht hilft uns aber sehr.
Welche Worte sind denn am Schwierigsten?
Walace (lacht): Alle!
Santos: Die Fußballbegriffe kann ich alle.
Walace: Ja, auf dem Platz geht das mittlerweile, aber draußen ist es schon sehr schwer.
In Österreich seid ihr wie schon im Trainingslager in Rotenburg auf euch alleine gestellt. Euer Dolmetscher Edson Büttner wurde bewusst zuhause gelassen. Wie ist es ohne ihn?
Walace (antwortet jetzt auf Portugiesisch): Kompliziert. Nach sechs Monaten bin ich leider noch nicht ganz so weit. Douglas schafft das schon alleine und hilft mir jetzt natürlich sehr.
Douglas: Wir werden mehr gefordert. Das ist gut. Alles, was ich verstehe, gebe ich an Walace weiter. Ich habe meine Ohren im Moment überall. Manchmal sind die Unterhaltungen aber noch zu schnell für mich. Da komme ich mit dem Verstehen, Überlegen und Antworten nicht hinterher.
Walace: Es hilft uns in der Entwicklung. Das stimmt. Aber man kann sich einfach nicht so ausdrücken, wie man es eigentlich will.
Verändert das einen als Mensch?
Douglas: Ja, auf jeden Fall. Ich bin eine Person, die sehr offen ist, sich gerne unterhält und sich gerne einbringt. Das alles, kann ich hier auf Deutsch noch nicht in dem Maße machen, wie ich es gerne würde. Dann wirkt man automatisch zurückhaltender und verschlossener. Die Sprache bremst mich in dieser Hinsicht. Aber langsam wird es ja besser.
In der Sommerpause wart ihr beide natürlich auch in der Heimat. Was werdet ihr da über Deutschland gefragt?
Walace: Zwei Sachen: Ist es wirklich so kalt und ob das Bier wirklich so gut ist?
Und was hast du geantwortet?
Walace (auf Deutsch): Ja, das Bier ist super!
Und die Kälte?
Walace: Die macht mir nichts aus. Auch in Porto Alegre scheint nicht immer die Sonne.
Habt ihr denn schon etwas typisch Deutsches angenommen?
Santos: Typisch Deutsch sind wir sicher noch nicht geworden. Aber wir grenzen uns auch nicht ab. Nur bei einem bleibe ich Brasilianer?
Und zwar?
Santos: Ich liebe es barfuß rumzulaufen. In Brasilien sind wir immer am Strand und spielen dort so oft es geht Beachsoccer. Das Gefühl an den Füßen ist einfach schön. Immer in festen Schuhen rumzulaufen tut meinen Füßen nicht gut (lacht und zeigt auf seine Badelatschen, die er trägt)
Frage an Walace: Wobei hat dir Douglas am meisten geholfen, als du nach Deutschland gekommen bist?
Walace: Er hat mir bei sehr vielem geholfen. Am meisten habe ich davon profitiert, dass er alles bezüglich der Versicherungen und Verträge, die du hier als Profi haben solltest, mit mir durchgegangen ist. Das gibt es so in Brasilien nicht. Auch bei der Wohnungssuche hat er mir geholfen. Ohne ihn wäre es sicher schwerer geworden.
Kommen wir zum Sportlichen: Wie habt ihr den Fußball in Deutschland angenommen?
Santos: Ich habe mich sehr schnell anpassen müssen, habe sofort gespielt und mich deswegen auch sofort weiterentwickelt. Ich höre auf das, was der Trainer von mir erwartet und versuche das in jedem Training umzusetzen.
Walace: Es dauert schon, sich an die neue Spielweise anzupassen. Die Unterschiede zum Fußball in Brasilien sind groß. Das Spiel ist hier schneller und körperbetonter. Ich lerne jeden Tag mehr davon, was der Trainer von mir verlangt.
Wie zufrieden seid ihr denn mit eurer Entwicklung?
Walace: Natürlich möchte man immer mehr spielen. Wenn ich auf der Bank gesessen habe, hat der Trainer mir immer seine Sichtweise und Gründe erklärt. Die muss ich respektieren. Für mich heißt das dann, weiter an mir zu arbeiten und mich dem Trainer wieder anzubieten.
Santos: Für mich gilt das gleiche. In der Hinrunde habe ich regelmäßig gespielt. Dann hat der Trainer Matze vorgezogen. Das musst du als Spieler akzeptieren und weiter Vollgas geben.
Was war euer persönliches Highlight mit dem HSV?
Walace: Dass wir als Mannschaft zum Ende der Saison so richtig zusammengefunden haben. Durch die Trainingslager sind wir definitiv enger zusammengerückt.
Santos: Das stimmt. Es waren rückblickend nicht unbedingt die 90 Minuten gegen Wolfsburg auf dem Platz, sondern vor allem die Woche davor, als wir mit der Mannschaft nach Rotenburg gefahren sind. Wir haben sehr konzentriert trainiert, aber es gab trotzdem Momente, in denen wir Spaß hatten und auch locker waren. Ich glaube, das hat uns am Ende im Spiel geholfen.
Walace: Die Freude und der Spaß am Fußball waren auch am Ende des Spiels noch da, als Luca das Tor gemacht hat. Und so müssen wir auch in der neuen Saison weitermachen.
Jetzt sind wir mitten in der Vorbereitung auf die neue Saison. Mit welchen Zielen geht ihr in die kommende Spielzeit?
Santos: Für uns als Mannschaft und den ganzen Club wünsche ich mir eine bessere Saison. Wir sind jetzt eine viel bessere Gemeinschaft und haben das Zeug dazu, besser Fußball zu spielen. Gerade zuhause in unserem Stadion müssen wir genau das den anderen Clubs zeigen.
Walace: Dem stimme ich zu. Für mich persönlich gilt, immer so gut zu trainieren, dass ich immer im Kader bin. Für ein Spiel nicht nominiert zu sein, ist das Schlimmste. Das kannte ich vorher noch nicht.
Wir wünschen euch dabei viel Erfolg und alles Gute und bedanken uns für das Gespräch.