Trainingslager
30.08.20
"Die Mannschaft hat Lust, diesen Weg mit uns zu gehen"
Im Interview mit HSVtv zieht Cheftrainer Daniel Thioune ein Fazit zum diesjährigen Sommertrainingslager. Dabei spricht der 46-Jährige unter anderem über die umgesetzten Trainingsinhalte, seinen positiven Eindruck von der Mannschaft und die nächsten Schritte.
Daniel, sieben intensive Trainingstage und zwei Testspiele liegen hinter uns. Wie fällt dein Fazit zum diesjährigen Sommertrainingslager aus?
Trainingslager sind immer sehr intensiv. Wir hatten eine enge Taktung. Diesbezüglich ist es immer wichtig, dass man bestmöglich regeneriert, gutes Essen vorfindet und kurze Wege zum Trainingsplatz hat. Diese Faktoren haben wir hier in Bad Häring allesamt vorgefunden, so dass ich zufrieden mit dem Setting bin. Wir haben in diesem Rahmen zudem einige Inhalte platzieren können. Insgesamt kann ich also damit einverstanden sein, wie das Trainingslager hier ablief.
In den ersten Trainingswochen in Hamburg hast du viel Wert auf die Arbeit gegen den Ball gelegt. Hier in Österreich galt der Fokus nun dem Spiel mit dem Ball. Wie zufrieden seid ihr als Trainerteam mit der Umsetzung dieser Inhalte?
Anfangs ging es vorrangig darum, eine gewisse Resistenz und Mentalität zu entwickeln. Im Spiel gegen den Ball wollen wir als Hamburger SV auch ein ekliger Gegner sein. Das Trainingslager haben wir nun genutzt, um Inhalte zu platzieren, wie wir im Ballbesitz spielen wollen. In den letzten Testspielen standen wir diesbezüglich vor großen Herausforderungen, da wir uns ausschließlich mit Erstligisten messen mussten und durften. Diese Herausforderung war gut und angemessen. Wir haben bereits viele Punkte aufgesetzt, zugleich sollte klar sein, dass wir in den bisherigen vier Wochen nicht all das trainieren konnten, was wir in den kommenden Monaten brauchen werden.
"Für mich sind alle Spieler Neuzugänge - wir fangen die Saison bei Null an"
Du sprichst die Trainingslager-Testspiele gegen richtig gute Gegner an. Was hat dir von dem gefallen, was die Mannschaft bereits umgesetzt hat?
Ich glaube, es waren immer Phasen zu erkennen, in denen eine Idee erkennbar war. Im letzten Test gegen Feyenoord war es wichtig, dass wir eine hohe Resistenz aufgewiesen haben und mit aller Macht unser Tor schützen wollten. Das ist uns gegen eine Mannschaft gelungen, die seit Ende Oktober nur ein einziges Spiel verloren hat und in der Vorbereitung noch ungeschlagen war. Das hat gezeigt, dass wir gallig waren und Bock hatten, mit dem Spielgerät nach vorn zu spielen. Wir haben diesbezüglich ein paar Bilder wieder gefunden, wie wir auf dem Platz agieren wollen. Zudem haben wir uns mit einem Tor belohnt, auch wenn ich immer gesagt habe, dass wir uns von den Ergebnissen lösen müssen. Dennoch tat der Sieg nach drei Niederlagen in Folge gut und hat mich für die Mannschaft gefreut.
Das Trainingslager hat dir abseits der Arbeit auf dem Platz auch die Möglichkeit gegeben, die Jungs näher kennenzulernen. Wie hast du diese Möglichkeit genutzt?
Mir war es wichtig, zunächst in Hamburg anzukommen und das Team hinter dem Team kennenzulernen. Hier im Trainingslager gab es nun die Zeit, sich weiter zu beschnuppern und weitere Eindrücke zu gewinnen. Ich habe bisher viele Gespräche mit den Spielern geführt. Dabei geht es vorrangig um Fußball, aber es taucht auch die eine oder andere persönliche Frage auf, so dass man sich besser kennenlernt. Ich habe diesbezüglich eingen guten Eindruck gewonnen, eine sehr offene Mannschaft erlebt, die Lust hat, diesen Weg mit uns zu gehen.
Wie hast du diesbezüglich die neuen Spieler erlebt oder differenzierst du diesbezüglich gar nicht, da du selbst neu an Bord bist?
Für mich sind die Spieler sozusagen alle Neuzugänge. Wir fangen die Saison bei Null an. Ich habe micht nicht mit der Vergangenheit und nur wenig mit der Zukunft beschäftigt. Dadurch bleibt das Hier und Jetzt. Unser Team darf mit den bisherigen vier Neuzugängen genauso wachsen wie mit allen anderen Spielern, die schon länger die Raute auf der Brust tragen. Die neuen Spieler sind bisher gut integriert worden. Hier muss die Mannschaft weiter zusammenwachsen, damit sich ein echter Teamgeist entwickelt.
"Gegen den HSV zu spielen, muss nicht immer nur schön, sondern darf auch mal eklig sein"
Mit Toni Leistner ist zuletzt der vierte Neuzugang eingetroffen. Was erwartest du von ihm?
Ich habe eine relativ spannende Mannschaft vorgefunden. Wir sind im Hinblick auf die Charaktäre und die Altersstruktur sehr heterogen aufgestellt. Für uns war es wichtig, den Kader mit Erfahrung und Führungsstärke zu bereichern. Gegen Rotterdam haben wir mit einer sehr jungen Dreierkette gespielt. Das hat sie richtig gut gemacht, stand zugleich gegen Stuttgart aber auch vor Herausforderungen, als sie sehr aktiv gegen den Ball verteidigen musste. Jetzt ist mit Toni jemand da, der schon etwas mehr gesehen hat und auch das Haifischbecken 2. Bundesliga kennt. Wir haben mit ihm und auch den weiteren Neuzugängen Spieler gewonnen, die in der einen oder anderen Stress- und Drucksitution resistenter sind als andere Spieler und das hilft am Ende der Mannschaft in ihrer Gesamtheit.
Nun sind es noch rund zwei Wochen bis zum Pflichtspielauftakt bei Dynamo Dresden. Was sind die Punkte, an denen ihr als Mannschaft in dieser Zeit noch arbeitet wollt?
Es gibt ein paar Prinzipien, die wir besonders im Spiel mit dem Ball aufsetzen wollen. Das ist die größte Herausforderung, denn verteidigen kann in meinen Augen eigentlich jeder. Da gehört ein gewisses Maß an Wille, Bereitschaft und auch Leidenschaft dazu. Gegen den HSV zu spielen, muss nicht immer nur schön sein, sondern darf auch mal eklig sein. Wenn wir den Ball dann haben, dann müssen wir noch ein bisschen etwas aufsetzten. Da gibt es ein paar Prinzipien und im besten Fall entwickeln sich diese Prinzipien zu Automatismen. Das ist aber auch ein längerer Prozess, in dem man zwischendurch stolpert und beharrlich bleiben muss. Diese Geduld ist vorhanden. Es ist nur wichtig, das jeder einzelne Spieler so motiviert ist, dass er wachsen möchte. Wir werden noch in einigen Bereichen etwas tun müssen, unter anderem eine Idee entwickeln, wie wir Standards schlagen, um hier torgefährlicher zu werden. Diese Punkte werden wir in den kommenden Wochen angehen.