
DFB-Pokal
24.10.16
DFB-Pokal: Wieder Osten, diesmal Halle
In der zweiten Runde des DFB-Pokals ist der Hamburger SV beim Halleschen FC zu Gast – einem aufstrebenden Drittligisten im Osten der Republik.
DFB-Manager Oliver Bierhoff mimte am 26. August im Anschluss an den Bundesliga-Auftakt zwischen dem FC Bayern München und dem SV Werder Bremen (6:0) die Glücksfee und bestimmte die 16 Partien der zweiten DFB-Pokalrunde. Als der 70-fache Nationalspieler (37 Tore) um 22:59 Uhr die Kugel mit dem HSV-Los aus der Trommel zog, da trauten einige Fans ihren Augen nicht recht: Hallescher FC. Wieder ein Ost-Club. Wieder ein Drittligist. Wieder eine lange Reise. Ein Déjà-vu-Erlebnis in Bezug auf die erste Runde beim FSV Zwickau, als Alen Halilovic die Rothosen mit seinem Siegtreffer zum 1:0 in die zweite Runde schoss, sowie auf die zahlreichen Pokal-Ausflüge in den Osten seit der Wiedervereinigung.
Sechstes Duell
Über 540 Kilometer waren es Mitte August bis ins tiefe Sachsen, diesmal müssen die HSV-Fans immer „nur“ eine Strecke von 355 Kilometer nach Sachsen-Anhalt auf sich nehmen. Der Gegner aus dem 231.440 Einwohner starken Halle an der Saale ist dem FSV Zwickau nicht nur geographisch, sondern auch in seiner Entwicklung ein Stück voraus. Eröffnete der FSV als Drittligaaufsteiger in der 1. Pokalrunde gegen den Hamburger SV noch feierlich sein brandneues Stadion, besitzt der Hallesche FC schon seit fünf Jahren eine neue Spielstätte. Das alte Stadion wurde 2010 abgerissen. Auf dem Gelände entstand für ca. 17 Millionen Euro der heutige, knapp 15.000 Zuschauer fassende Erdgas Sportpark. Erhalten und in den Neubau integriert wurden dabei die unter Denkmalschutz stehende Außenmauer und die Torbögen, die sich bereits am 1936 errichteten Kurt-Wabbel-Stadion befanden, sowie die Arbeiterstandbilder, die 1951 vom Thingplatz Brandberge ans Stadion umgesetzt worden waren. Ein modernes und zugleich historisches Prunkstück also, das am 20. September 2011 feierlich eingeweiht wurde. Der Gast beim damaligen Eröffnungsspiel? Na klar, der Hamburger SV.
Im bis dato letzten von insgesamt vier Testspielen gegen den Club aus Sachsen-Anhalt siegten die Rothosen mit 4:1. Die HSV-Treffer erzielten damals Sören Bertram (2), Markus Berg und Daniel Nagy. Zuvor gab es gegen die Vorgängerklubs Wacker Halle (1930 – 3:2 für den HSV) und BSG Turbine Halle (1951 – 2:2 und 3:1 für den HSV) ebenfalls HSV-Siege. Auch im DFB-Pokal trafen beide Vereine schon einmal aufeinander und das ebenfalls in der 2. Runde. Am 17. August 1991 siegte die Zweitvertretung des Hamburger SV vor knapp 600 Zuschauern im Edmund-Plambeck Stadion in Norderstedt mit 1:0. Michael Olsen erzielte damals den goldenen Treffer für die von Benno Möhlmann trainierte HSV-Zwote, bei der unter anderem Andreas Reinke und Stefan Schnoor mitspielten.
Vorfreude beim Underdog
Nun kommt es am morgigen Dienstag, den 25. Oktober (Anstoß 20:45 Uhr) unter Flutlicht also zum ersten Pflichtspiel gegen die Bundesliga-Mannschaft des HSV und insgesamt sechsten Vergleich zwischen dem Bundesliga-Dino und dem Halleschen FC. Die Vorfreude beim Drittligisten auf die Partie ist dabei groß. „Das ist für uns ein absolutes Traumlos. Was wollen wir mehr? Ein Bundesligist. Der große HSV kommt zu einem Pflichtspiel nach Halle, das ist für uns eine tolle Geschichte“, erklärt HFC-Manager Ralph Kühne. Halle geht dabei durchaus selbstbewusst ins Duell mit dem Bundesliga-Dino. Denn nicht nur infrastrukturell, sondern besonders sportlich hat sich an der Saale in den vergangenen Jahren viel bewegt. In der Saison 2011/12 stieg der Verein mit 77 Punkten in die 3. Liga und damit zurück in den Profifußball auf. Mit den Plätzen 10, 9, 10 und 13 behaupteten sich die Ostdeutschen in der Drittklassigkeit und befinden sich aktuell auch in dieser Saison im Mittelfeld der Tabelle - daheim sogar noch ungeschlagen. Zudem erweist sich der HFC bis jetzt als Pokal-Mannschaft. In der Saison 2015/16 gewann er souverän den Landespokal, besiegte im Finale den Lokalrivalen aus Magdeburg (2:1) und qualifizierte sich damit für den diesjährigen DFB-Pokal. Dort gab es in der 1. Runde ein 4:3-Erfolg nach Verlängerung gegen den Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern.
Unterm Strich geht die im vergangenen Jahr eingeläutete Pokaltour mit einem Torverhältnis von 30:4-Treffern also weiter und das macht nicht nur Manager Ralph Kühne Mut: „Der HSV ist Favorit, das ist klar. Aber wir brauchen uns mit unserem tollen Publikum im Rücken nicht zu verstecken.“ Der Hallsche FC könnte zum ersten Mal in seiner Historie ins Achtelfinale des DFB-Pokals einziehen, steht überhaupt erst zum dritten Mal in der 2. Runde. Der Erdgas Sportpark ist restlos ausverkauft – auch weil die HSV-Anhänger das Gästekontingent von 1.400 Karten in weniger als zehn Minuten abgenommen haben. „Wieder Osten, diesmal Halle“ lautet das Motto.
Der HFC im Steckbrief
Gegründet:26. Januar 1966
Ort: Halle (Saale), Sachsen-Anhalt
Vereinsfarben:rot-weiß
Stadion:Erdgas Sportpark (15.057 Plätze)
Trainer:Rico Schmitt
Sportmanager:Stefan Böger
Durchschnittsalter: 24,3 Jahre
Aktuelle Liga:3. Liga
Erfolge:1 x DDR-Meister (1952), 2 x DDR-Pokalsieger (1956, 1962)
Rekordspieler: Darko Horvat mit 205 Spielen
Rekordtorschütze: Enrico Kricke mit 41 Toren
Höchster Sieg: 7:0 bei Union Sandersdorf (am 27.4.16 im Halbfinale Sachsen-Anhalt Pokal)
Höchste Niederlage:0:7 beim 1. FC Magdeburg (am 20.9.00 in der NOFV-Oberliga-Süd)
Dieser Text ist in der aktuellen Ausgabe der HSVlive (#4 Oktober) erschienen. Hier könnt ihr euch kostenlos ins Heft klicken.