Verein
05.07.21
Der HSV trauert um Hans-Jürgen Ripp
Am 4. Juli ist mit Hans-Jürgen „Ditschi“ Ripp eine große und verdiente Persönlichkeit des Hamburger SV verstorben. Der HSV gedenkt seines ehemaligen Bundesliga-Spielers, der als gebürtiger Hamburger und Eigengewächs des Vereins eine ganz besondere Verbindung zum Club hatte.
Als Hans-Jürgen Ripp im April 2017 einen Abdruck seines feinen linken Fußes vornehmen ließ, um damit auf dem Hamburger „Walk of Fame“ verewigt zu werden, spiegelten sich Freude und Stolz in seinem Gesicht. Das Haar nicht mehr so lockig wie zu seiner aktiven Zeit, dafür noch immer mit seinem unverkennbaren Schnauzbart und von jugendlichem Aussehen gekennzeichnet, erklärte Ripp mit hamburgischem Dialekt: „Diese Auszeichnung ist eine sehr große Ehre für mich. Ich freue mich darüber und denke, dass wir ehemaligen Spieler diese Würdigung verdient haben, schließlich haben wir große Erfolge mit dem HSV gefeiert.“
In der Tat! Den größten Erfolg feierte Hans-Jürgen, den die meisten Hamburger nur unter dem Namen „Ditschi“ kannten und der von 1970 bis 1979 die HSV-Fans begeisterte, im Jahr 1977 mit dem Gewinn des Europapokals der Pokalsieger. Ripp hatte beim 2:0-Sieg im Finale gegen den RSC Anderlecht von Trainer Kuno Klötzer die Libero-Rolle übertragen bekommen, seinen Job wie immer in zuverlässiger Manier erfüllt und sich nicht nur mannschaftlich, sondern auch individuell in den Geschichtsbüchern des HSV verewigt. Denn Ditschi avancierte mit diesem Erfolg zum ersten gebürtigen Hamburger und erstem HSVer, der in der Jugend des Vereins gespielt hatte und später mit dem Club Europapokalsieger wurde. Doch damit nicht genug: Mit dem Triumph im DFB-Pokal (1976) und dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft (1979) gelang dem Eigengewächs gar ein historischer Hattrick. Eine Erfolgsserie, an die sich Ripp am Tag der Walk-of-Fame-Ehrung gern erinnerte: „Eine solche Serie als erster gebürtiger Hamburger und HSV-Eigengewächs hinzulegen, das war damals nicht so einfach. Es macht mich stolz, dieses Kunststück als Erster vollbracht zu haben.“
Am 24. Juni 1946 in Hamburg geboren, ging Ripp einst aus der HSV-Jugend hervor, spielte für die Amateure und verließ dann die Rothosen, um nach Stationen bei Vorwärts Billstedt, Stern-Pfeil (Dulsberg) und dem SC Sperber zu seinem HSV zurückzukehren. In mehr als 400 Begegnungen, darunter 236 Ligaspielen, brillierte der 1,78 Meter große Linksfuß als einer der schnellsten Abwehrspieler der Bundesliga, der seine Gegenspieler auf dem Platz gekonnt ausdribbelte und unter anderem den sogenannten „Eisenbahner“, den Übersteiger-Trick, salonfähig machte. Ditschi spielte dabei fast ein Jahrzehnt lang an der Seite der größten HSVer aller Zeiten: von Uwe Seeler, Charly Dörfel und Willi Schulz über Manfred Kaltz und Peter Nogly bis hin zu Kevin Keegan, Felix Magath und Horst Hrubesch. Und Ditschi Ripp selbst zählte ebenfalls dazu.
Anfang der 80er Jahre beendete Ripp seine aktive Karriere und war auch nach dem Ende seiner Laufbahn aus seiner Geburtsstadt Hamburg nie wegzudenken. Er arbeitete als Sachbearbeiter bei der Landesversicherungsanstalt und lebte später als Rentner in Steilshoop. Im Volksparkstadion war er immer wieder ein gern gesehener Gast, der mit Josha Vagnoman, Stephan Ambrosius und Jonas David zuletzt mehrere Hamburger Jungs begutachten konnte, die auf seinen Spuren wandelten. Einmal Hamburg, immer Hamburg – so hatte es Ditschi geliebt!
Am 24. Juni 2021 feierte Hans-Jürgen Ripp seinen 75. Geburtstag, auch der HSV war zu Gast, überreichte Geschenke und gratulierte. Niemand konnte an diesem Tag ahnen, dass Ditschi nur wenige Tage später nicht mehr unter uns sein würde. Am 4. Juli, knapp zwei Wochen nach seinem 75. Ehrentag, ist er plötzlich und unerwartet verstorben.
Der HSV trauert um einen großartigen Spieler, eine große Persönlichkeit und einen besonderen Menschen, dessen berühmter Fußabdruck auf dem Walk of Fame für immer an den Hamburger Jung mit seiner selbstbewussten Persönlichkeit und seinen großen Erfolgen erinnern wird. Die HSV-Familie hat ein verdientes Mitglied und einen tollen Mitmenschen verloren.