Trainingslager
13.07.23
Apnoetauchen: Über die Grenzen hinausgehen
Am Donnerstagnachmittag tauschten die Rothosen den Fußballplatz mit dem Hotelpool und bekamen beim Apnoetauchen einen Beweis dafür, was sich mit dem richtigen Willen alles im Kopf entscheiden kann.
Jonas Meffert holte tief Luft, atmete mehrmals ein und aus und steckte seinen Kopf unter Wasser. Kapitän Sebastian Schonlau stoppte parallel die Zeit, andere Teamkameraden feuerten ihren Mittelfeldspieler an. Als der 28-Jährige nach 2:33 Minuten sein Haupt wieder aus dem Hotelpool streckte, hatte „Meffo“ nicht nur die Bestzeit aller Feldspieler beim Apnoetauchen inne, sondern bekam vor allem den Beweis dafür geliefert, was alles mit der richtigen Einstellung möglich ist. So kam die Nummer 23 beim ersten Durchgang auf eine Verweildauer von 1:20 Minuten unter Wasser. „Man hatte nach dem ersten Durchgang schon gedacht, dass man alles rausgeholt hat, doch nach ein paar Tipps, dem geteilten Wissen und den Anfeuerungsrufen von außen hat man es geschafft, noch viel länger unter Wasser zu bleiben", beschrieb Meffert im Nachgang der knapp zweistündigen Veranstaltung, an deren Ende der gebürtige Kölner treffend zusammenfasste: "Es ist alles möglich. Im Kopf wird so viel entschieden. Das ist etwas, was heute sicherlich alle Beteiligten rausziehen werden."
Aufgeteilt in Zweiergruppen – Gute Zeiten bereits im ersten Durchgang
Genau diese Erkenntnis war auch die Intention von Sportvorstand Jonas Boldt, der den Kontakt zum österreichischer Apnoetaucher Christian Redl herstellte und diesen zu einem Workshop der besonderen Art ins Teamhotel „Kitzhof“ einlud. „Es entscheidet sich alles im Kopf. Jeder hat seinen Schlüssel selbst in der Hand – also lasst uns heute gemeinsam eintauchen“, erklärte der Verantwortliche zu Beginn der speziellen Session. Nach einer ersten theoretischen Einführung des mehrfachen Weltrekordhalters in verschiedenen Disziplinen des Freitauchens ging es für die Spieler, das Trainer- und Betreuerteam sowie Sportdirektor Claus Costa und eben Boldt das erste Mal in den Pool, um in einer Experimentierphase die erste Zeit beim Tauchen zu nehmen. Aufgeteilt in Zweierpaare – unter anderem bildeten Torwarttrainer Sven Höh und Keeper Matheo Raab, Meffert und Schonlau, Bakery Jatta und Robert Glatzel oder Ludovit Reis und Andras Nemeth ein Duo – nahmen die Rothosen eine erste Kostprobe des Tauchens und landeten bereits im ersten Durchgang bei guten Zeiten. Beispielsweise Schlussmann Hannes Hermann hielt für 1:41 Minuten unter Wasser die Luft an, Glatzel für 1:31 Minuten oder Laszlo Benes für 1:28 Minuten.
"Es war unglaublich zu sehen, was körperlich alles möglich ist, wenn es vom Kopf her passt."
Angeknüpft an diese Ausgangswerte erhielt die gesamte Gruppe weitere Instruktionen des 47-jährigen Experten. "Mit der richtigen Atemtechnik und -frequenz, vor allem aber der Strategie, seine Gedanken positiv aufzuladen und in kritischen Momenten umzulenken, ist so viel mehr möglich. Es ist nur der Kopf. Und am Ende ist jede Steigerung ein Erfolg. Denn in der Welt der Jungs kann jeder Prozentpunkt den Unterschied ausmachen", vermittelte Redl den aufmerksam lauschenden Fußballprofis die Eigenschaften, auf die es ankommt. Und die Maßnahmen fruchteten: Bakery Jatta beispielsweise verachtfachte (!) seine Zeit, Benes packte nochmal 53 Sekunden auf seine Startzeit drauf und Torwart Raab hielt es für 2:40 Minuten aus. Den Gesamtbestwert holte sich Physiotherapeut Andreas Thum als letzter im Becken mit 3:04 Minuten – unter lautstarker Anfeuerung und tosendem Applaus der Spieler. "Es war eine coole Abwechslung, und unglaublich zu sehen, was körperlich alles möglich ist, wenn es vom Kopf her passt. Wir konnten ein paar Sachen mitnehmen für unseren Sport. Wenn es zum Beispiel im Spiel mal nicht so läuft, die Atemtechniken anzuwenden und sich bei brenzligen Situationen zu beruhigen, indem man den Puls reguliert", schilderte Robert Glatzel, der nach ausführlicher Vorbereitung des richtigen Atems für exakt zwei Minuten im Becken abtauchte.
Fokus, Mindset und klarer Kopf
Diesen Willen, seine eigene Performance immer aufs Maximum zu pushen, hat auch Cheftrainer Tim Walter bei seinen Schützlingen sichtlich wahrgenommen. "Man hat allen Spielern angesehen, dass sie eine Freude und Moral entwickelt haben, immer noch mehr an die Grenzen und teilweise sogar über diese hinauszugehen“, brachte der Coach die gewonnenen Erkenntnisse auf den Punkt und schlug abschließend die Brücke zum schwarz-weiß-blauen Kerngeschäft: „Es ging darum, sich zu fokussieren und das Mindset zu kontrollieren. Wenn der Kopf klar ist, dann kann man über die Grenzen hinausgehen und unwahrscheinliche Dinge schaffen. Das ist unser Ziel für die neue Saison und deshalb war es eine spannende Erfahrung!"