Trainingslager
24.07.17
Andre Hahn: Nordisch by nature
Der 26-jährige Stürmer kann auf eine bewegte Vergangenheit zurückblicken. Seine norddeutschen Wurzeln hat er dabei nie verloren, wie sich beim Treffen mit HSV.de bestätigt.
Hohe Berge, weite Täler, bunte Wiesen und verträumte Dörfer – so präsentiert sich das Öztal seinen Bewohnern und Besuchern. Andre Hahn hat für die atemberaubende Kulisse abseits des Fußballplatzes nur bedingt einen Blick. Für den Stürmer steht - wie für seine Mannschaftskollegen auch - die harte Arbeit auf dem Rasen im Vordergrund. Zudem geht es für den Neuzugang von Borussia Mönchengladbach darum, die Abläufe und Mitspieler in den intensiven Tagen in Österreich noch besser kennenzulernen. „Aufgrund meiner bisherigen Laufbahn bin ich sehr offen, gehe auf die Leute zu und habe kein Problem damit, mich irgendwo mit hinzusetzen und mit Leuten in Kontakt zu treten“, sagt er selbstbewusst. Das schnelle Einleben habe daher schon jetzt sehr gut geklappt. „Ich kannte ja schon ein paar Jungs und auch die Nordluft."
„Die Elbe ist für mich Heimat"
Der Norden ist ein gutes Stichwort. Denn hier liegen die Orte, an denen sich Hahn eigentlich zuhause fühlt und auch deshalb die Berge in Österreich nur als Beiwerk wahrnimmt. „Die Elbe ist für mich Heimat. Der Deich ist für mich ein Stück von Freiheit, ein Stück von Weite“, bestätigt er. Geboren und aufgewachsen ist der 26-Jährige in Otterndorf, einer niedersächsischen Kleinstadt (rund 7.000 Einwohner) in der Nähe von Cuxhaven. Schon als Kind sei er immer über den Deich zum Meer gelaufen. Die Natur war immer ein Wegbegleiter. Das Heimatgefühl und die zurückhaltende norddeutsche Art sind bei ihm in Fleisch und Blut übergegangen. Seine Eltern und auch sein Bruder (spielt beim TSV Otterndorf Fußball) wohnen immer noch dort. „Meine Familie hat einen sehr hohen Stellenwert für mich, sie gibt mir immer Halt“, bestätigt Hahn.
Bei Gesprächen über seine sportliche Zukunft sei sie immer mit eingebunden gewesen. Besonders seine Frau, denn Hahn hat mittlerweile seine eigene kleine Familie gegründet. Vor eineinhalb Jahren wurde der gemeinsame Sohn Julien Joel geboren. „Er ist zwar noch zu klein, aber mit meiner Frau bespreche ich natürlich alles. Man bestreitet ja auch zusammen den Weg. Man will, dass alle glücklich sind“, so der Tatoo-Liebhaber, der seine Liebsten auch auf seiner Haut verewigt hat. Neben einem Fußabdruck seines Sohnes zieren weitere Symbole vor allem den Oberkörper. „Der rechte Arm gehört meiner Familie. In den Sternen sind ihre Initialen. Dank ihr bin ich so weit gekommen, ich bin stolz, so eine Familie zu haben“, erklärt er.
Auf dem Platz im Tunnel
In Hamburg sucht er nun eine gemeinsame Bleibe. Möglichst natürlich an der Elbe. Etwas ruhiger. Mit viel Natur. „Wir suchen eher etwas außerhalb, sind lieber im Grünen. Ich muss nicht mitten in die Innenstadt. Trubel habe ich im Beruf genug. Da kann ich auch mal abschalten“, sagt er lachend. Hört man Andre Hahn in seiner typisch norddeutschen Art sprechen, dann kann man sich kaum vorstellen, dass er auf dem Platz ganz anders agiert. „Dort bin ich im Tunnel“, hat er mal zu Protokoll gegeben. Immer mit vollem Einsatz. Schnell, laufstark und mit dem absoluten Willen. So hat er sich auch in die Bundesliga gekämpft. Über einige Umwege. Die Geschichte ist bekannt.
„Wir müssen alle an einem Strang ziehen!"
Nun soll das (zweite) Kapitel HSV dazukommen. Während der Verhandlungen sprach er deshalb auch ausgiebig mit Markus Gisdol. „Es war mir sehr wichtig mit dem Trainer zu sprechen. Im Grunde ist er auch mein Chef, er muss mich aufstellen“, bestätigt er. Das Gespräch sei auf jeden Fall ein Argument für den Wechsel gewesen. „Wir hatten in Augsburg eine ähnliche Spielweise. Die kam mir da sehr zugute und ich glaube auch, dass es meine Art ist Fußball zu spielen.“ Mit seinen Eigenschaften will er dazu beitragen, dass der Club nicht wieder bis zum letzten Spieltag gegen den Abstieg kämpfen muss. „Wir müssen alle an einem Strang ziehen: Verein, Trainer, Spieler, Fans, Stadt. Dann können wir etwas erreichen.“
Die Grundlagen dafür sollen in den kommenden Tagen im Trainingslager gelegt werden. Und auch wenn der Schweiß fließt und die Muskeln brennen, wird Andre Hahn vielleicht auch noch einmal einen Blick für die schöne Natur haben, bevor es in die geliebte norddeutsche Heimat zurückgeht und die Bundesliga wieder zum Alltag zählt.