Spielbericht
02.03.22
5:4 n.E.! HSV steht im Halbfinale des DFB-Pokals
In der regulären Spielzeit treffen Philip Heise (40.) und Philipp Hofmann (50.) für die Gäste. Robert Glatzel gleicht mit einem Doppelpack aus (52./91.). Im Elfmeterschießen hält Daniel Heuer Fernandes zwei Elfmeter und sichert die nächste Runde.
Der HSV steht im Halbfinale des DFB-Pokals. Die Rothosen gewannen gegen den Ligakonkurrenten Karlsruher SC am Mittwochabend (02.03.22) in einem packenden Pokalkrimi mit 5:4 (0:1/2:2/2:2) nach Elfmeterschießen. Die 25.000 Zuschauer im Volksparkstadion sahen dabei von Anfang an ein dramatisches Spiel, in dem Philip Heise durch einen direkt verwandelten Freistoß die Gäste kurz vor der Halbzeit mit 1:0 in Führung (40.) brachte. Philipp Hofmann erhöhte kurz nach der Pause auf 2:0 (50.), ehe Robert Glatzel der Partie seinen Stempel aufdrückte. Der HSV-Stürmer traf nur zwei Minuten nach dem KSC-Treffer zum Anschluss (52.) und schoss sein Team kurz vor dem Ende in die Verlängerung (90.+1). Dazwischen vergab Sonny Kittel noch einen Strafstoß in dessen Zuge Christoph Kobald mit Gelb-Rot vom Platz flog (71.). Im Elfmeterschießen konnte Daniel Heuer Fernandes dann gleich drei Elfmeter gegen Marvin Wanitzek, Ricardo van Rhijn und Daniel O’Shaughnessy halten. Für den HSV trafen Josha Vagnoman, Mario Vuskovic und Robert Glatzel.
Freistoß entscheidet intensive erste Hälfte
Cheftrainer Tim Walter änderte seine Startelf im Vergleich zum Nordderby gegen Werder Bremen drei Tage zuvor auf drei Positionen: Für Faride Alidou, Ludovit Reis und Moritz Heyer begannen Giorgi Chakvetadze, David Kinsombi und Jan Gyamerah in einem Spiel, das der HSV zwar sehr mutig und entschlossen begann, mehr als ein Schuss von Chakvetadze (1.) dabei allerdings nicht herauskam. Die Gäste wurden nach gut zehn Minuten deutlich stärker und verbuchten ihrerseits zwei hochkarätige Möglichkeiten. Zunächst umkurvte Goller den herausgeeilten Heuer Fernandes kurz vor dem 16er, wurde dann aber von einer beherzten Grätsche von Schonlau gestoppt (19.), nur zwei Minuten später parierte der HSV-Torwart selber den Schuss von Choi (21.), der frei vor ihm auftauchte.
Es entwickelte sich ein wilder Schlagabtausch mit vielen Strafraumszenen auf beiden Seiten – sinnbildlich dafür die Chancen von Hofmann auf der einen und Meffert auf der anderen Seite direkt hintereinander (35.). Das entscheidende Highlight der ersten Hälfte setzten dann die Karlsruher: Heise zirkelte fünf Minuten vor der Pause einen Freistoß direkt um die Mauer zur 1:0-Führung (40.).
Dank Glatzel-Doppelpack in die Verlängerung
Der HSV kam wieder mit Schwung aus der Kabine, eine erste Hereingabe von Jatta verfehlte Glatzel nur knapp, doch fast im Gegenzug gab es die kalte Dusche. Einen abgefälschten Schuss von Wanitzek konnte Heuer Fernandes noch abwehren, der Ball landete aber direkt vor den Füßen von Hofmann, der sich diese Chance zum 2:0 nicht entgehen ließ (50.). Doch wer glaubte, dass die Rothosen sich davon schocken ließen, sah sich getäuscht. Nur zwei Minuten später traf Glatzel per Kopf zum wichtigen 1:2-Anschluss (52.).
Nun rannte der HSV an. Die 25.000 Zuschauer im Volkspark unterstützten lautstark und pushten ihr Team nach vorne. Jatta mit einem Schuss (63.) und Glatzel mit seinem Versuch (67.) sorgten für eine Druckphase, die dann in einem Elfmeter (67.Kobald an Glatzel) und einer gelb-roten Karte für Kobald endete. Doch Kittel ließ diese Riesenchance zum Ausgleich liegen und scheiterte an KSC-Keeper Gersbeck (72.). Mit einem Mann mehr auf dem Feld drückten die Rothosen die Karlsruher, die auf ein 4-4-1 umstellten, von nun an noch weiter in der eigenen Hälfte fest. Es folgten zahlreiche brenzlige Strafraumszenen, auf den großen Jubel mussten aber alle bis in die Nachspielzeit warten. In der ersten der sechminütigen Nachspielzeit traf Glatzel nach toller Vorarbeit von Jatta zum verdienten 2:2-Ausgleich. Der Volkspark bebte. Es gab Verlängerung.
Spannend bis zum Schluss
Der KSC sah sich in der Verlängerung zwar der spielerischen Überlegenheit des HSV gegenüber, konnte sich aber vom permanenten Druck befreien bzw. das Walter-Team schnaufte kurz durch. Gordon besaß dadurch die erste Chance per Kopf (95.). Die beste Möglichkeit (103.) verzeichnete dann wiederum Kittel, der nach Vorarbeit von Glatzel aus kurzer Distanz aber erneut an Gersbeck scheiterte.
In der zweiten Hälfte der Verlängerung, dem vorerst letzten Akt in diesem berauschenden Fußballspiel, ließen die Kräfte naturgemäß nach, gefährliche Strafraumszenen gab es dennoch. Der HSV versuchte mit den Fans im Rücken die Entscheidung zu erzwingen. Die letzten Minuten schlugen die Gäste die Bälle nur noch lang aus dem eigenen Sechzehner, doch mit Mann und Maus gelang ihnen der Weg ins Elfmeterschießen.
"Ferro" der Elfer-Held
Die Entscheidung vom Punkt begann für den HSV ebenso dramatisch wie das Spiel. Schonlau scheiterte an Gersbeck, der schon in der regulären Spielzeit den Versuch von Kittel parierte. Als Gondorf und Heise trafen, sah es so aus, als wenn der KSC auf der Siegerstraße wäre, doch dann kam die Stunde des Daniel Heuer Fernandes. Der Rothosen-Keeper hielt hintereinander die Efmeter von Wanitzek, van Rhijn und O’Shaugnessy. Auf der anderen Seite trafen Vagnoman, Vuskovic und Glatzel, so dass der letzte gehaltene Elfmeter von "Ferro" die Entscheidung schon vor dem letzten Schützen des HSV bedeutete. Der HSV zog ins Halbfinale des DFB-Pokals ein.
Das Spiel im Stenogramm:
Hamburger SV: Heuer Fernandes - Muheim (80. Wintzheimer), Schonlau, Vuskovic, Gyamerah (56. Vagnoman) - Kittel, Meffert, Kinsombi (55. Reis) - Chakvetadze (59. Alidou/106. Heyer), Glatzel, Jatta
Karlsruher SC: Gersbeck - Heise, O'Shaughnessy, Kobald, Thiede - Choi (26. Cueto/74. Gordon), Wanitzek, Breithaupt (120. van Rhijn), Gondorf, Goller (86. Kaufmann) - Hofmann (85. Schleusener)
Tore: 0:1 Heise (40.), 0:2 Hofmann (50.), 1:2 Glatzel (52.), 2:2 Glatzel (90.+1)
Elfmeterschießen: 2:3 Gondorf, 2:3 Schonlau / Gersbeck hält, 2:4 Heise, 3:4 Vagnoman, 3:4 Wanitzek / Heuer Fernandes hält, 4:4 Vuskovic, 4:4 van Rhijn / Heuer Fernandes hält, 5:4 Glatzel, 5:4 O'Shaughnessy / Pfosten
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Felix Zwayer (Berlin)
Gelbe Karten: Gyamerah (39.), Jatta (107.) / Kobald (45.+2), Breithaupt (101.)
Gelb-Rote Karten: - / Kobald (71.)
Rote Karten: - / -
Das Spiel im Zeitraffer:
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1. | HSV mit ersten Akzenten: Kurz nach Anstoß schickt David Kinsombi seinen Mitspieler Bakery Jatta mit einem schönen Pass in den Lauf zur ersten Flanke von rechts. Unmittelbar danach versucht Giorgi Chakvetadze, der heute erstmals von Anfang an dabei ist, es mit einem Fernschuss aus 20 Metern. Der Ball verfehlt das Tor um einen guten Meter am rechten Pfosten. Auch die erste Ecke gehört den Rothosen. Guter Start! |
12. | Erst Karlsruhe dann Jatta: Der KSC jetzt mit ihrer ersten nennenswerten Torchance. Über eine Flanke gelangt der Ball in die Box zu Philipp Hofmann, der einen Kopfball aufs Tor bringt, welchen Heuer Fernandes aber sicher kontrollieren kann. Direkt im Anschluss sprintet erneut Jatta die rechte Außenbahn entlang und bringt eine Hereingabe unmittelbar vor das Tor des KSC, wo aber kein Abnehmer zum Verwandeln aufzufinden ist. Robert Glatzel war zwar vor Ort aber das Zuspiel von Jatta leider etwas unplatziert. Das wär's gewesen! |
17. | Kittel mit der nächsten Chance: Chakvetadze schlenzt die Kugel von der linken Seite durch den Sechzehner und das Spielgerät landet über Umwege an der rechten Seite des Fünfmeterraumes, wo Sonny Kittel seine erste Torchance markiert. Der Abschluss ist allerdings nicht platziert genug und verfehlt das Tor knapp links am langen Pfosten. |
19. | Starkes Solo & Starke Rettung: Benjamin Goller läuft mit dem Ball am Fuß völlig frei auf das Tor des HSV zu, wo er Keeper Heuer Fernandes gekonnt ausspielt. Kapitän Sebastian Schonlau ist allerdings als letzter Mann zur Stelle und kann die gefährliche Torchance gerade noch entschärfen. Puh! |
21. | Hamburger Freistoß führt zum Konter: Der HSV hat nach Handspiel vom KSC einen Freistoß aus rund 20 Metern. Vuskovic feuert den Freistoß in die Mauer, so dass der Ball direkt in die entgegengesetzte Richtung abprallt und einen Konter für Karlsruhe einleitet. Kyoung-Rok Choi schnappt sich das Leder und marschiert zum Duell gegen Heuer Fernandes. Der Schlussmann der Rothosen ist aber wieder mal voll da, wirft sich mit voller Körperfläche in den Ball und kann die Torchance vereiteln. So stark! |
35. | Erst Hofmann dann Meffert: Karlsruher Stürmer Hofmann versucht es mit einem Flachschuss an der Strafraumgrenze. Der Ball aber ungefährlich und gut haltbar für Heuer Fernandes. Direkt im Anschluss sprintet sich Jonas Meffert auf der linken Außenbahn bis zum Pfosten des Karlsruher Tores durch und erspielt dem HSV eine weitere Ecke. Bis hierhin ein sehr ausgeglichenes Spiel mit einigen sehenswerten Strafraumszenen! |
39. | Freistoß für den KSC: Mario Vuskovic rutscht beim Zuspiel auf Jan Gyamerah unglücklich aus und der Fehlpass landet bei Lucas Cueto, der auf den Strafraum der Rothosen losrennt. Gyamerah nimmt die Verfolgung auf, kann den Torabschluss nur noch mit einem Textilvergehen verhindern und sieht dafür die erste gelbe Karte des Spiels. |
40. | 0:1 Freistoßtor für den KSC: Der unglücklich entstandene Freistoß führt zum Gegentor. Philip Heise legt sich die Kugel aus 20 Metern zurecht und schießt einen schönen Freistoß. Heise umkurvt die Mauer der Rothosen mit einem gefühlvollen Schuss auf der linken Seite und schlägt Heuer Fernandes, der es aufgrund der eingeschränkten Sicht und kurzen Distanz nicht mehr rechtzeitig in die von ihm aus gesehen rechte Ecke schafft. Ein sehenswerter Freistoß bringt die Gäste nach ausgeglichenem ersten Durchgang mit der Führung in die Halbzeit... |
48. | Gutes Zusammenspiel: David Kinsombi bringt den Ball auf die rechte Außenbahn, wo Jatta übernimmt und den Ball direkt quer vor das Tor spielt. Das Timing zwischen Jatta und Glatzel stimmt leider erneut nicht ganz überein, so dass Glatzel den Ball nicht mehr erwischen kann. |
50. | 0:2 Marvin Wanitzek schießt an der Strafraumgrenze aufs Tor und Heuer Fernandes kann den abgefälschten Ball nur frontal abwehren. Mittelstürmer Hofman steht goldrichtig und kann direkt vom Elfmeterpunkt einnetzen. 2:0 aus Sicht der Gäste... |
52. | 1:2! ANSCHLUSSTREFFER VON GLATZEL: Jatta dribbelt sich durch das Halbfeld und übergibt an der linken Seite des Sechzehners auf Chakvetadze. Der Georgier bringt eine perfekte Flanke direkt auf Glatzel. Die Nummer 9 des HSV köpft nach bester Torjäger-Manier gegen die Laufrichtung ins lange Eck und schlägt Marius Gersbeck zum Anschlusstreffer. Weiter so! |
62. | Wieder HSV: Sonny Kittel erspielt sich mit einem schnellen Richtungswechsel freie Schussbahn an der Strafraumgrenze. Der Torabschluss mit rechts wird vom Karlsruher Keeper zur Ecke geklärt. |
63. | Jatta versucht's: Der Gambier fasst sich ein Herz und feuert aus rund 17 Metern einen satten Torschuss mit dem linken Fuß ab. Der Ball fliegt knapp über das rechte Lattenkreuz. Drei Minuten später kommt Glatzel zum Torschss. Der Ausgleich liegt in der Luft... |
68. | Elfmeter oder doch nicht?: Sonny Kittel bringt den Ball von der rechten Seite gefährlich in den Fünfmeterraum, wo Robert Glatzel lauert. Der Stürmer der Rothosen gerät mit Christoph Kobald aneinander. Ein Schubser von Kobald ist zu erkennen und Schiedsrichter Felix Zwayer entscheidet auf Strafstoß. Nach Rücksprache mit seinem Schiedsrichterteam sieht es zunächst so aus, als würde Zwayer die Entscheidung zurücknehmen, ehe er sich die Szene am Monitor ansieht und dann erneut auf den Punkt zeigt: Elfmeter für den HSV und eine gelb-rote Karte für den lamentierenden Christoph Kobald. |
72. | Elfmeter entschärft: Sonny Kittel legt sich den Ball am Elfmeterpunkt zurecht und zielt mit der Innenseite auf die linke Seite des Tores. Marius Gersbeck fliegt genau in die richtige Ecke und hält somit den Elfmeter... |
75. | Erneut Jatta: Bakery Jatta ist heute überall präsent und spielt an der rechten Strafraumgrenze seinen Gegenspieler Jerome Gondorf aus, bevor er erneut abzieht und das Tor nur knapp am linken Torwinkel verfehlt. |
88. | Spiel auf ein Tor: Der HSV will es jetzt wissen und drängt auf den Ausgleich. Erst kommt Manuel Wintzheimer nach Doppelpass mit Kittel zum Torschuss und direkt im Anschluss führt ein Versuch von Glatzel zur Ecke. Der KSC versucht sich in Unterzahl über die Zeit zu retten. |
90.+1 | 2:2! AUSGLEICH DURCH GLATZEL: Aller guten Dinge sind drei und nach drei fast identischen Hereingaben von Bakery Jatta auf Robert Glatzel stimmt dieses mal alles. Jatta bringt den Ball von rechts scharf vor den Kasten, wo Glatzel in den Ball rauscht und die Kugel über die Linie befördert. Verdienter Ausgleich und im Volksparkstadion geht es in die Verlängerung! |
104. | Riesenchance für den HSV: Nachdem in den ersten zehn Minuten der Verlängerung keine allzu gefährlichen Szenen entstanden, ist es der HSV mit der ersten gefährlichen Aktion. Robert Glatzel setzt sich an der rechten Seite des Fünfmeterraumes gegen Jerome Gondorf durch, beweist Übersicht und legt die Kugel auf den einlaufenden Kittel ab. Der Zehner der Rothosen zieht sofort ab aber Marius Gersbeck zeigt Reflexe und verhindert das 3:2. |
110. | Vermeintliche Torchancen aber Ball im aus: Eine Ecke von Ludovit Reis wird im Fünfmeterraum heiß und Kittel kommt gleich zweimal aus kürzester Distanz zum Torschuss, doch Gersbeck kann parieren. Das Stadion schreit auf und fiebert mit aber der Linienrichter hatte schon die Fahne gehoben: Die Ecke war bereits im aus... |
115. | Der eingewechselte Moritz Heyer bringt eine Flanke gefährlich vor das Tor, wo Glatzel den nächsten Treffer wittert. Der Keeper des KSC ist allerdings aufmerksam und pflückt die Flanke aus der Luft. Kurz danach dribbelt Jatta den Sechzehner entlang und kommt zum Torabschluss. Der Stand des Gambiers ist allerdings alles andere als fest und der Ball segelt über die Latte. |
120. | Trotz handfester Bemühungen schaffen es die Rothosen nicht den Ball über die Torlinie zu befördern und das DFB-Pokal-Viertelfinale geht ins Elfmeterschießen... |