Spielbericht
21.04.23
4:3 - HSV gewinnt irres Stadtderby
Der Hamburger SV hat das ebenso verrückte wie hochemotionale Stadtderby gegen den FC St. Pauli im ausverkauften Hexenkessel Volksparkstadion mit 4:3 gewonnen.
Der HSV hat am Freitagabend (21. April) das Stadtderby gegen den FC St. Pauli mit 4:3 (1:1) gewonnen. In einer unfassbaren Atmosphäre im ausverkauften Volksparkstadion waren die Gäste zunächst in Führung gegangen, ehe der HSV in der zweiten Hälfte auf 3:1 und 4:2 davonziehen konnte. Es blieb allerdings bis zum Ende hochspannend, da beide Teams eine schier unglaubliche Willensleistung ablieferten und der FC St. Pauli kurz vor Ende noch einmal auf 4:3 herankam, doch schlussendlich fuhr der HSV den Dreier ein und feierte in einem unvergleichlichen Jubeltaumel gemeinsam mit den Fans den Derbysieg. Was für ein Fußballabend!
Hexenkessel Volkspark ...
Tim Walter veränderte seine Mannschaft im Vergleich zum Spiel auf dem Betzenberg auf drei Positionen. Benes, Suhonen und Katterbach blieben zunächst draußen, dafür kehrten Meffert, Heyer und Dompe in die Startelf der Hamburger zurück, die bereits in der dritten Minute den ersten Warnschuss durch Glatzel abgaben. Begleitet wurde dieser von ohrenbetäubendem Lärm, denn das Volksparkstadion glich vom Anpfiff weg einem echten Hexenkessel, in dem man sein eigenes Wort nicht verstehen konnte.
Jeder gelungene Spielzug wurde ebenso wie jede Grätsche frenetisch bejubelt. Aber auch die Gäste spielten von Anfang an mit und verzeichneten in der zwölften Minute durch Afolayan die erste gefährliche Torannäherung, insgesamt aber war der HSV in dieser Anfangsphase das spielbestimmende Team, das sich immer wieder gut über die Außenbahnen nach vorn spielte und nach einer Viertelstunde durch Kittel das 1:0 auf dem Fuß hatte. Ein lautes Raunen aus mehr als 50.000 Kehlen ging in diesem Augenblick durch das Tollhaus Volksparkstadion, das fünf Minuten später kollektiv den Atem anhielt, als Daschner den Ball aus fünf Metern Torentfernung nicht richtig traf, so dass Heuer Fernandes noch reagieren und das 0:0 festhalten konnte. Im Gegensatz zur 36. Minute, als sich die HSV-Defensive einmal komplett überspielen ließ, so dass Saliakas auf der rechten Seite mit ganz viel Anlauf in den Strafraum eindringen und den Ball aus wenigen Metern Entfernung zum 0:1 im kurzen Eck unterbringen konnte. Und das zu einem Zeitpunkt, zu dem das Spiel seine wilde Anfangsphase eigentlich hinter sich gebracht und sich etwas beruhigt hatte, da beide Defensivreihen nun abgeklärter agierten. Damit war es nun natürlich vorbei, es wurde wieder intensiver - und richtig, richtig laut. Denn in der 44. Minute fasste sich der aufgerückte David ein Derby-Herz und schweißte den Ball aus 20 Metern unhaltbar in den rechten Torwinkel, was einen Jubelorkan sondergleichen zur Folge hatte. Ein echtes Traumtor zum 1:1, mit dem es kurz darauf auch in die Halbzeit ging.
... und eine irre Schlussphase
Den Schwung des Ausgleichtreffers nahmen die Rothosen nicht nur mit in die Kabine, sondern auch in die zweite Hälfte. Hellwach kam das Walter-Team zurück auf den Platz, übernahm sofort das Kommando - und schlug gleich doppelt zu. Eine Schonlau-Hereingabe segelte in und durch den Gäste-Strafraum, wo Jatta am hinteren Pfosten hellwach war und in der 48. Minute den Ball zum 2:1 in den Winkel knallte, ehe Heyer nur vier Minuten und eine wunderbare Reis-Vorarbeit später per Abstauber das 3:1 folgen ließ.
Jetzt kannte die Festung Volkspark kein Halten mehr, selten war ein HSV-Heimspiel lauter gewesen als in diesem Moment, in dem die Atmosphäre den Siedepunkt überschritt. Und es blieb weiter extrem heiß, denn der FC St. Pauli gab sich noch lange nicht geschlagen und trat die Flucht nach vorn an. Gleich zweimal musste Heuer Fernandes deshalb gegen Paqarada und Saliakas in höchster Not retten, ehe Saad in der 71. Minute gegen zu weit aufgerückte Rothosen in Szene gesetzt werden und das 2:3 erzielen konnte. Damit war sie eingeleitet, die wilde Schlussphase, in der Kittel erst das 4:2 erzwang, das schlussendlich Medic per Eigentor erzielte beim Versuch, vor dem einschussbereiten Königsdörffer noch zu retten, was nicht mehr zu retten war (78.). Doch nur zwei Minuten später verkürzten die Gäste durch Irvines Kopfball erneut, so dass es mit einer knappen 4:3-Führung des HSV in die letzten Minuten ging. In denen hauten beide Teams noch einmal alles raus, kämpften um jeden Ball, jeden Zentimeter und jede Sekunde, ehe endlich der Schlusspfiff ertönte und in einer unglaublichen Atmosphäre der Derbysieg im Volksparkstadion gefeiert werden konnte. Unglaublich, was an diesem Freitagabend für eine Fußballatmosphäre herrschte - und mittendrin ein knapper, aber verdienter Derbysieger HSV.
Das Spiel im Stenogramm:
Hamburger SV: Heuer Fernandes - Heyer, David, Schonlau, Muheim - Reis, Meffert, Kittel (89. Suhonen) - Jatta (60. Benes), Glatzel, Dompe (46. Königsdörffer, 90.+5 Krahn)
FC St. Pauli: Vasilj - Medic, Smith, Mets - Saliakas (89. Beifus), Irvine, Hartel, Paqarada - Aremu (59. Saad), Daschner (85. Otto), Afolayan (59. Metcalfe)
Tore: 0:1 Saliakas (36.), 1:1 David (44.), 2:1 Jatta (48.), 3:1 Heyer (52.), 3:2 Saad (71.), 4:2 Medic (ET, 78.), 4:3 Irvine (80.)
Zuschauer: 57.000 (ausverkauft)
Schiedsrichter: Sven Jablonski (Bremen)
Gelbe Karten: David, Heyer, Schonlau, Meffert / Paqarada, Afolayan, Smith
Gelb-Rote Karten: - / -
Rote Karten: - / -
Das Spiel noch einmal im Detail nachlesen? Hier im Liveticker!
Hamburger SV | Statistik zum Spiel | FC St. Pauli |
---|---|---|
11 | Torschüsse | 16 |
50% | Ballaktionen | 50% |
49% | Zweikampfquote | 51% |
81% | Passquote | 83% |
3 | Ecken | 3 |
11 | Flanken | 7 |
1 | Abseits | 4 |
11 | Fouls | 9 |
Kittel, Glatzel 2 | Torschüsse | 3 Irvine |
Kittel, Reis 2 | Torschussvorlagen | 5 Saliakas |
Schonlau 88 | Ballaktionen | 86 Mets |
David 86% | Zweikampfquote | 74% Medic |
Kittel, Jatta 3 | Flanken | 2 Afolayan |