Spielbericht
19.05.22
1:0 - HSV gewinnt Relegationshinspiel bei Hertha BSC
Der HSV hat das Hinspiel der Bundesliga-Relegation bei Hertha BSC verdient mit 1:0 gewonnen. Ludovit Reis erzielte das Tor des Tages und krönte damit eine starke Hamburger Leistung.
Der Hamburger SV hat am Donnerstagabend (19. Mai) das Hinspiel der Bundesliga-Relegation 2022 mit 1:0 (0:0) beim Bundesligisten Hertha BSC gewonnen. Vor mehr als 75.000 Zuschauern im ausverkauften Berliner Olympiastadion zeigten die Rothosen - angetrieben von mehreren tausend mitgereisten HSV-Fans - eine mutige und im zweiten Durchgang sehr reife und insgesamt starke Leistung. Diese krönte in der 57. Minute Mittelfeldmotor Ludovit Reis, der mithilfe des Innenpfostens das entscheidende Tor erzielte. Dieser Treffer bescherte dem HSV nach zuletzt fünf Siegen in Serie in der 2. Liga nun im ersten Relegationsspiel den sechsten Dreier am Stück - und darüber hinaus eine gute Ausgangslage für das Rückspiel, das am kommenden Montag (23. Mai) im Volksparkstadion steigt.
Strittige Torraumszenen...
HSV-Trainer Tim Walter veränderte seine Startelf aus dem Rostock-Spiel, in dem die Rothosen den fünften Sieg in Serie eingefahren und damit die Bundesliga-Relegation klargemacht hatten, vier Tage später auf einer Position: Anstelle von Vagnoman bot der Coach im Mittelfeld Rohr auf - und der sollte in der 35. Minute unfreiwillig im Mittelpunkt stehen, als Schiedsrichter Osmers nach einem Handspiel Pekariks im Hertha-Strafraum gerade auf Elfmeter für den HSV entscheiden wollte.
Doch dann schaltete sich der VAR ein, weil er ein vorangegangenes - und vermeintliches - Handspiel Rohrs erkannt haben wollte, so dass sich der HSV-Strafstoß in einen Hertha-Freistoß wandelte. Es war einer von mehreren Aufregern in dieser ersten Hälfte, in der die Hamburger den besseren Start erwischten. Das Walter-Team war von Beginn an da, präsentierte sich defensiv zweikampfstark und offensiv gewohnt mutig. So verdienten sich die Rothosen das Gros der Spielanteile in dieser Partie, die aber insgesamt von einiger Nervosität geprägt war. Die beeindruckende Kulisse, dazu die immense Bedeutung - in Kombination ließ dies auf beiden Seiten ab und an den Fuß beim Abspiel etwas wackeln. So ergaben sich hüben wie drüben nur sehr vereinzelte Torabschlüsse, da im letzten Drittel oftmals die Genauigkeit fehlte. Insbesondere Jatta konnte sich auf dem rechten Flügel einige Male stark durchsetzen, doch am Ende fehlten immer wieder ein paar Zentimeter. Zentimeter, die der HSV auf seiner Seite hatte, als Hertha BSC kurz vor dem Pausenpfiff mit seiner besten Angriffsaktion der ersten Hälfte um ein Haar in Führung gegangen wäre, doch Torschütze Belfodil stand mit der Fußspitze im Abseits. So endete dieser erste Durchgang torlos, was für den HSV aufgrund von je 60 Prozent Ballbesitz und Zweikampfquote sowie des strittigerweise nicht gegebenen Elfmeters fast ein bisschen zu wenig erschien.
... und ein kurioses Tor des Tages
Nach der Pause kamen die Berliner besser ins Spiel, die Hereinnahme von Angreifer Jovetic verlieh den Gastgebern einen Schub. Doch der HSV stemmte sich dagegen, verteidigte stark und blieb sich darüber hinaus auch im Spiel mit dem Ball treu: immer mutig, immer mit dem spielerischen Ansatz - und im entscheidenden Moment auch mit dem nötigen Quäntchen Glück: In der 57. Minute spielten sich Reis und Muheim auf links durch und der wohl als Flanke gedachte Ball des Niederländers senkte sich hinter Hertha-Keeper Christensen zum 1:0 an den Innenpfosten und ins Netz.
Was für ein Tor! Und nun führte der HSV tatsächlich bei der Hertha, die sich von diesem Schock und aus der nun folgenden Umklammerung der Rothosen kaum mehr befreien konnte. Der HSV hielt das Heft in der Hand, bestimmte das Geschehen und hielt die Gastgeber mit seiner hoch stehenden Verteidigung weit vom eigenen Tor weg. Eine starke und vor allem sehr reife Leistung der Walter-Elf, die Mitte der zweiten Hälfte dem zweiten Tor näher war als die Berliner dem Ausgleich. Denn die verzweifelten an der Verteidigungsarbeit des HSV, der nun gar nicht mehr nervös und vor allem als perfekt funktionierendes Team agierte und im Verbund wirklich nichts mehr zuließ. Und wenn doch mal ein Ball durchrutschte, was quasi kaum passierte, dann war bei Heuer Fernandes Endstation, der seinen Kasten blitzblank sauber hielt. So stand am Ende ein verdienter Sieg des HSV, der an diesem Abend in allen Belangen besser war - und der nun am kommenden Montag im Rückspiel alles klarmachen kann. Welch ein Fußball-Krimi!
Das Spiel im Stenogramm:
Hertha BSC: Christensen - Pekarik, Boyata, Kempf, Plattenhardt - Tousart, Stark (70. Gechter), Serdar (70. Richter), Mittelstädt - Wollschläger (46. Jovetic), Belfodil (80. Maolida)
Hamburger SV: Heuer Fernandes - Heyer, Vuskovic, Schonlau, Muheim - Rohr (59. Vagnoman), Meffert, Reis - Jatta (74. Kaufmann), Glatzel, Kittel (90.+1 Gyamerah)
Tore: 0:1 Reis (57.)
Zuschauer: 76.000
Schiedsrichter: Harm Osmers (Hannover)
Gelbe Karten: Stark (29.), Tousart (30.), Boyata (49.) / -
Gelb-Rote Karten: - / -
Rote Karten: - / -
Das Spiel im Zeitraffer:
Min. | |
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15. | Gegenseitiges Abtasten: Vor rund 76.000 Fans beginnen beide Traditionsvereine konzentriert und nicht überhastet. Die Spannung im Berliner Olympiastadion ist zwar förmlich greifbar, jedoch kommt es in der ersten Viertelstunde zu keinen nennenswerten Torraum-Szenen. |
22. | Erster Torschuss HSV: Nach einem Eckstoß für den Hamburger SV gelangt Miro Muheim im linken Halbfeld an den Ball und nimmt aus rund 20 Metern Maß. Aber: Der Torschuss des 24-jährigen Linksverteidigers verfehlt das Tor der Hertha um gut zwei Meter am rechten Pfosten. |
32. | Aufregung im Berliner Strafraum: Nach einem Zuspiel von Maximilian Rohr kommt Robert Glatzel elf Meter vor dem Tor aus halblinker Position zum Torschuss, den Peter Pekarik mit dem linken Arm abblockt. Ein Handelfmeter liegt in der Luft und das Schiedsrichtergespann muss sich deshalb ausgiebig beraten. Nach der Überprüfung des Videobeweises kommt es allerdings zu einer ganz anderen Entscheidung. Denn: Vor dem Torschuss und fragwürdigem Handspiel im Strafraum kam Rohr bereits leicht mit der Hand an den Ball, weshalb die Aktion zurückgepfiffen wird. |
32. | Kopfball ans Außennetz: Bakery Jatta bricht auf der rechten Außenbahn durch, seine Flanke wird jedoch von der Berliner Abwehrkette abgeblockt. Den Rebound schnappt sich Rohr und schlenzt den Ball aus halbrechter Position gefühlvoll an den langen Pfosten, wo Mannschaftskollege Glatzel lauert. Der HSV-Stürmer versucht es per Kopf, setzt das Leder jedoch ans linke Außennetz des Berliner Kastens. Schade! |
45. | Abseitstor Hertha BSC: Das war ein kurzer Torjubel für Hertha BSC. Denn: Nach einer Flanke von links, die von Maximilian Mittelstädt geschlagen wurde, köpft Ishak Belfodil die Kugel aus kurzer Distanz unten rechts ins Tor des HSV. Aber: Der 30-jährige Mittelstürmer der Hertha stand bei der Hereingabe knapp im Abseits, so dass der Treffer nicht gegeben wird. Somit bleibt es beim 0:0 und es geht torlos in die Halbzeit. |
56. | Torschuss Hertha: Die Berliner bringen eine Flanke von links, die nach Hamburger Abwehr bei Stevan Jovetic landet. Der eingewechselte Offensivspieler der Hertha kommt mittig vor dem Tor zum Schuss, setzt den Ball jedoch deutlich links am Kasten vorbei. |
57. | 0:1! LUDOVIT REIS: Das erste Tor der Relegation gehört dem HSV! Ludovit Reis macht sich im linken Halbfeld auf den Weg zum Sechzehner der Berliner und hat nach einem wunderschönen Doppelpass mit Muheim dann freie Bahn. Und Reis schlenzt den Ball aus spitzem Winkel butterweich Richtung Tor. Mit diesem Ball hat Oliver Christensen nicht gerechnet, wird auf dem falschen Fuß erwischt und kommt nicht mehr ran, so dass sich die Kugel ins lange Toreck senkt. Im ausverkauften Olympiastadion steht es 1:0 aus Hamburger Sicht! |
61. | Heuer Fernandes hält: Belfodil tankt sich durch den Strafraum der Rothosen und kommt dann aus halbrechter Position zum Torschuss. Heuer Fernandes pariert den Ball aus spitzem Winkel souverän. Stabil! |
90.+3 | Das Hinspiel geht an den HSV: Von der alten Dame kommt offensiv nicht mehr viel. Für den HSV kann der eingewechselte Jan Gyamerah an der linken Strafraumgrenze noch einen Torschuss markieren, den der Berliner Keeper jedoch unter sich begräbt. Also: Im letzten Drittel des Relegations-Hinspiels wird die Punktetafel nicht mehr abgeändert, so dass der Hamburger SV dieses Auswärtsspiel mit einem schönen Treffer von Reis für sich entscheidet. Am Montag geht es dann im heimischen Volksparkstadion weiter! |
Hertha BSC | Statistik zum Spiel | Hamburger SV |
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6 | Torschüsse | 10 |
45% | Ballaktionen in % | 55% |
43% | Zweikampfquote | 57% |
74% | Passquote | 80% |
2 | Ecken | 4 |
16 | Flanken | 12 |
3 | Abseits | 2 |
13 | Fouls | 9 |
Jovetic, Serdar 4 | Torschüsse | 4 Glatzel (+ andere) |
Belfodil 2 | Torschussvorlagen | 3 Kittel |
Plattenhardt 69 | Ballaktionen | 97 Muheim |
Pekarik 67% | Zweikampfquote | 79% Schonlau |
Mittelstädt 7 | Flanken | 10 Jatta, Reis |