
Nachwuchs
10.08.18
„Das Auftreten hat mich stolz gemacht“
Am Sonnabend starten die U19 und U17 in die Nachwuchs-Bundesligen. Vor dem Ligastart spricht Sebastian Harms, Sportlicher Leiter des Leistungsbereichs, über das Ende vergangene Saison und den Ausblick auf das kommende Spieljahr.
Basti, fangen wir mit einem kleinen Rückblick an. Die U19 kassierte am letzten Spieltag der A-Junioren-Bundesliga bei Werder Bremen in der Nachspielzeit den 2:2-Ausgleich, der sie letztlich die Teilnahme an der deutschen Meisterschaft kostete. Wie schmerzhaft war das für dich persönlich?
Das war schon extrem brutal, weil das Erreichen der Endrunde um die deutsche A-Jugend-Meisterschaft eigentlich einer der letzten Meilensteine in der Entwicklung unseres NLZ ist. Als ich 2002 beim HSV angefangen habe, setzten wir uns als Team Ziele. Das erste: Anschluss an die Nachwuchsarbeit von Hertha BSC und Werder Bremen finden. Die beiden Vereine hatten damals die größten Erfolge im A- und B-Jugendbereich und waren unsere Fixpunkte im Norden beziehungsweise Nordosten. Im Laufe der Jahre haben sich die Unterschiede in der personellen Qualität und Ausbildung der Spieler zwischen unseren Nachwuchsleistungszentren egalisiert. Das zweite: Hamburger Jungs in den bezahlten Fußball bringen. Auch das haben wir erreicht, da reicht nur ein Blick in den aktuellen Kader unserer Profis.
Und ein drittes Ziel schien dann zum Greifen nahe.
Ja, wir hatten seit vielen Jahren erstmals die Möglichkeit, als Staffelsieger der A-Junioren-Bundesliga Nord bei einer Endrunde um die deutsche A-Jugend-Meisterschaft dabei zu sein. Daher war das Gegentor in Bremen kurz vor dem Abpfiff in dem Moment schon sehr enttäuschend. Die U19 hat eine sehr starke und konstante Saison gespielt und nach dem 0:3 am vorletzten Spieltag zuhause gegen Dresden noch einmal alle Kräfte zu einer sehr starken Leistung im letzten Spiel mobilisiert, die leider nicht für den Sieg gereicht hat. Das Auftreten der Jungs, der Trainer und des Funktionsteams hat mich trotzdem sehr stolz gemacht. Aber: An solchen Niederlagen wachsen wir alle. Das war eine sehr wertvolle Erfahrung, die uns alle weiterentwickeln wird. Und die Lust auf Erfolg ist bei allen Beteiligten weiter gewachsen.
Die Hälfte der Jungs ist aus der U19 rausgewachsen, die andere spielt jetzt ihr zweites A-Jugendjahr. Ergänzt von 15 Spielern aus der U17. Wie würdest du die A-Jugend in diesem Jahr beschreiben?
Es ist spürbar, dass sich aus den zwei Jahrgängen gerade eine neue Gemeinschaft bildet. Wir verfügen über eine große Gruppe an Spielern aus der U17, die teilweise fünf, sechs Jahre nahezu unverändert zusammengespielt hat. Diese Gruppe wird jetzt mit dem älteren Jahrgang neu gemischt. Es hat ein paar Wochen gedauert, bis sich auf und neben dem Platz alles neu gefunden hat. Insbesondere die Spieler des älteren Jahrgangs mussten und müssen hierbei eine wichtige Führungsrolle übernehmen. Uns freut sehr, dass mit Jonas David, Josha Vagnoman, Fiete Arp und Tobias Knost gleich vier 2000er bereits bei den Profis dabei sind, allerdings war einigen dieser Spieler auch eine wichtige Führungsrolle in der U19 zugedacht. Diese Rollen mussten nun zum Teil neu besetzt werden, aber auch hier befindet sich die Mannschaft mittlerweile auf einem guten Weg. Wir haben somit eine sehr junge A-Jugend auf dem Platz, die aber gleichzeitig dennoch über eine sehr hohe individuelle Qualität auf vielen Positionen verfügt. Ich bin guter Dinge, dass wir erneut eine gute Platzierung erzielen können und gleichzeitig wieder einige Spieler so weiterentwickeln werden, dass sie ihre nächsten Schritte in den Herrenbereich beim HSV schaffen werden.
Für die U19 geht es am Sonnabend ins erste Saisonspiel beim 1. FC Magdeburg. Wie schätzt du die A-Jugend-Bundesliga in dieser Saison ein?
Es wird da keine großen Überraschungen geben. Werder hat eine sehr starke Mannschaft, aber auch Hertha, RB Leipzig und der VfL Wolfsburg werden oben mitspielen.
Genauso wie in der B-Jugend-Bundesliga?
Da sieht es ähnlich aus.
Die U17 beginnt mit einem Heimspiel am Sonnabend gegen Hertha BSC. Was zeichnet die ehemalige U16 in dieser Spielzeit aus?
Die Jungs haben eine sehr lehrreiche Saison gespielt, in der sie lernen mussten, gegen viele Wiederstände anzukämpfen. Das haben sie vor allem in der Rückrunde sehr gut gemacht und sich sportlich und in ihrer Persönlichkeit stabilisiert. Ich glaube, dass die Spieler in ihrer Grundeinstellung zum Leistungssport einen großen Schritt nach vorn gemacht haben, ohne dass sich der Charakter der Mannschaft dabei stark verändert hat. In der Mannschaft stecken extrem viel Leben und Energie, mit vielen verschiedenen Typen. Das spiegelt sich auch auf dem Platz wider. Wenn die Jungs es schaffen, ihre Energie in eine positive, einheitliche Richtung zu lenken, dann verfügen wir über eine spiel- und zweikampfstarke Mannschaft, die auf dem Feld extrem griffig ist und die eine gute Rolle spielen wird. Auf dieser Basis können wir die Spieler gut weiterentwickeln.
An Typen mangelt es ja angeblich in vielen Nachwuchsleistungszentren. Wie gelingt es, solche besonderen Spieler zu formen und gleichzeitig die Gesamtheit im Blick zu behalten?
Das ist immer ein Balanceakt. Auf der einen Seite geht es darum, die besten Jungs maximal zu unterstützen, zu fördern und formen, damit sie es bis in den bezahlten Fußball schaffen. Auf der anderen Seite ist es immer das Ziel im Mannschaftssport, dass auch die Gruppe funktioniert. Der Einzelne entwickelt sich in der Regel nicht optimal, wenn es in der Gruppe um ihn herum nicht stimmt und die Einzelleistungen sind auf Basis einer starken Mannschaftsleistung meistens besser. Als Sportlicher Leiter in diesem Bereich muss ich auch immer auf dem Radar haben, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit den jeweiligen Teams arbeiten, diese Prozesse optimal unterstützen.
Zum Abschluss: Hat der Abstieg der Profimannschaft etwas an der täglichen Arbeit im und außerhalb des Nachwuchsleistungszentrums verändert?
Dadurch, dass wir im NLZ unsere Voraussetzungen personell, materiell und organisatorisch konstant halten konnten und wir mit vielen Eigengewächsen und sehr motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit einer hohen emotionalen Bindung an den HSV in den Mannschaften arbeiten, hat sich an der täglichen Arbeit nichts geändert. Aber natürlich wünschen sich alle Beteiligten einen möglichst schnellen Wiederaufstieg in die Bundesliga.
Der Trainingsstart der U19 und U17 im Video