Inklusion beim HSV
Der Erinnerungskoffer des HSV
Das Bundesgesundheitsministerium bezeichnete 2017 dementielle Erkrankungen als eine der größten Herausforderungen unserer Gesellschaft. Bis zu 1,7 Millionen Menschen sind heute in Deutschland an Demenz erkrankt, durch den demografischen Wandel wird sich diese Zahl bis zum Jahr 2050 auf über 3 Mio. erhöhen. In Großbritannien beschäftigt sich die „Alzheimer Society“ bereits schon des längeren mit dem Zusammenhang von Fußball und dementiellen Erkrankungen. Studien wie auch Projekte belegen, dass die Erinnerung an Fußballereignisse bei Fußballfans das Gedächtnis wie auch das Wohlbefinden stärken können. Angelehnt an diese positiven Erfahrungen wollen wir in Zusammenarbeit mit der HAW Hamburg und der Alzheimer Stiftung einen „Erinnerungskoffer“ für Fans mit Demenz entwickeln. Der Erinnerungskoffer enthält unterschiedliche Erinnerungsstücke aus den vergangenen Jahren. Sie sollen bei den Fans positive Erinnerungen wieder ins Gedächtnis rufen und die Erinnerungsleistung stärken. In der gesundheitlichen Versorgung von Menschen mit Demenz spielt von jeher die Erinnerungsarbeit als Teil der Biografiearbeit eine große Rolle. Sie hat vielfältige Effekte wie die Stärkung der Identität, Vorbeugung gegen Einsamkeit, Verbesserung des Wohlbefindens und insbesondere die Stärkung verbleibender Ressourcen und die Vermittlung von Sicherheit und Geborgenheit. Zudem würde die Erinnerungsarbeit mit dementiell erkrankten Fußballfans auch die von der EU geforderten und seit 2006 verabschiedeten Inklusion von Menschen mit chronischer Erkrankung und Behinderung fördern.
Während der Corona-Pandemie: Virtueller Erinnerungskoffer im Einsatz
Aufgrund der Corona-Pandemie muss das Projekt "Erinnerungskoffer" seit geraumer Zeit pausieren. Die dementiell erkrankten Personen der Pflegeeinrichtungen haben mit der Situation sehr zu kämpfen. Sie müssen auf viele persönliche Kontakte, Besuche ihrer Familie, verschiedene Angebote in ihrer Einrichtung und gewohnte Strukturen verzichten.
Um die Menschen mit Demenz auch und insbesondere in dieser schwierigen Zeit zu unterstützen, hat der HSV den virtuellen Erinnerungskoffer ins Leben gerufen, durch den eine virtuelle Begegnung geschaffen werden soll. Dafür hat der HSV einen 32-minütigen Film entwickelt, der unter anderem aus Filmbeiträgen und Fotos der vergangenen Jahrzehnte sowie Originaltönen bekannter HSV-Legenden besteht. Dieser kann zu jederzeit unterbrochen werden, so dass die dementiell erkrankten Personen das Gesehene mit den Pflegern besprechen können.
Das Konzept wurde zunächst in der Tagespflegeeinrichtung "Mole44" in Hamburg-Eppendorf erprobt und stieß auf Begeisterung bei allen Beteiligten. "Schon nach ein paar Minuten waren unsere Gäste von der Stimmung in den Bann gezogen", erzählte Barbara Ester aus dem Leistungsteam der Tagespflege "Mole44" nach der Zeitreise mit dem virtuellen Erinnerungskoffer. "Wir waren auf einmal live im Stadion und haben mitgefiebert und gejubelt. Fußball verbindet und das hat man sofort gemerkt." Weiter berichteten die Pfleger der "Mole 44" davon, dass sich die dementiell Erkrankten in frühere Zeiten zurückversetzt fühlten und bei den gezeigten Filmausschnitten lautstark gejubelt wurde. Ein Mensch mit dementieller Erkrankung erzählte sogar, dass er bei einem der in den Filmbeiträgen gezeigten Spiele live dabei gewesen ist und beschrieb voller Freude die damaligen Erlebnisse.
Im nächsten Schritt des Projektes wird der virtuelle Erinnerungskoffer nun weiteren Pflegeeinrichtungen zur Verfügung gestellt. Alle Einrichtungen, die Interesse an einer Zeitreise mit dem virtuellen Erinnerungskoffer haben, können sich per E-Mail bei Fanny Boyn, der HSV-Fanbeauftragten mit Schwerpunkt Inklusion, melden.