Nachbericht
25.02.18
"Wir haben noch lange nicht aufgegeben!"
Am Tag nach der bitteren 0:1-Niederlage im Nordderby sprach HSV-Trainer Bernd Hollerbach unter anderem über das gestrige Spiel, die Verfassung der Mannschaft und besondere Maßnahmen im Hinblick auf das wichtige Heimspiel gegen Mainz 05.
Enttäuschung und Frust herrschten am gestrigen Samstagabend im HSV-Lager unmittelbar nach dem Abpfiff des 108. Nordderbys. Die Hamburger hatten aufopferungsvoll gekämpft, mussten sich aber durch einen Lucky-Punch der Bremer in der 86. Minute mit 0:1 geschlagen geben und verpassten damit die große Chance, im Kampf um den Klassenerhalt den Abstand zu verkürzen. Die vermeintlich nicht regelkonforme Entstehung des Eigentores durch HSV-Innenverteidiger Rick van Drongelen erhitzte zunehmend die Gemüter und sorgte in der Summe für einen ganz bitteren Abend für alle HSVer. Am Tag nach der Niederlage war zumindest die Enttäuschung über das Ergebnis im Volkspark noch deutlich spürbar. "Wir hätten mindestens einen Punkt verdient gehabt und deshalb ärgert mich die Situation so, als Rick das Standbein auf der Torlinie weggetreten wird. Das war meiner Meinung nach ein klares Foulspiel", erklärte Trainer Bernd Hollerbach nach einer intensiven Trainingseinheit am Sonntag in einer Presserunde. Gleichzeitig lobte der Cheftrainer den Einsatz und die Moral seiner Mannschaft und gibt sich trotz der verschärften Tabellensituation kämpferisch: "Ich weiß, dass uns viele schon abgeschrieben haben. Ich würde diesen Fehler nicht machen. Die Mannschaft und ich haben noch lange nicht aufgegeben." Um diese Mentalität und den Fokus vor dem wichtigen Heimspiel gegen den 1. FSV Mainz 05 (Sonnabend, Anstoß um 15:30 Uhr) weiter zu schärfen, erwägt das Trainerteam deshalb ein Kurztrainingslager unter der Woche.
Im Detail sprach Bernd Hollerbach in der heutigen Presserunde über…
... das gestrige Spiel: Ich habe mir das Spiel heute Nacht noch einmal angesehen. Einsatz und Moral waren wieder da und das ist für mich im Moment das Wichtigste. Ich habe gestern keinen Spieler gesehen, der einem Zweikampf aus dem Weg gegangen ist oder Angst vor dem Publikum hatte. Jeder hat sich reingehauen. Wir hätten mindestens einen Punkt verdient gehabt und deshalb ärgert mich die Situation so, als Rick das Standbein auf der Torlinie weggetreten wird. Das war meiner Meinung nach ein klares Foulspiel. Deshalb bin ich noch immer enttäuscht.
... das Offensivspiel: Wir haben schon die ganze Saison über nach vorn Probleme, uns im entscheidenden Moment durchzusetzen. Wir müssen weiter hart jede Woche an diesem Aspekt arbeiten. Es ist klar, dass wir im vorderen Drittel besser werden müssen. Jatta war diesbezüglich gestern klasse. Er hat gebrannt und war immer gefährlich. Das ist ein Beispiel für die anderen, dass man viel Aufwand betreiben und zielorientiert zum Tor gehen muss.
... die Verfassung der Mannschaft: Uns fehlt natürlich ein Erfolgserlebnis. Wir müssen auch mal mit 1:0 in Führung gehen. Bisher sind wir immer einen Rückstand hinterhergelaufen. Von der Moral und der Leidenschaft her war das gestern wieder in Ordnung. Wir haben alles rausgehauen. Ich habe eine Mannschaft auf dem Platz gesehen und die Jungs deshalb heute morgen auch wieder aufgerichtet. Wenn wir so weiter machen, dann werden wir unser Erfolgserlebnis auch bekommen. Doch das bekommt man nur, wenn man hartnäckig bleibt. Es bringt nichts, jetzt zu jammern oder den Kopf in den Sand zu stecken. Es zählt nur: Ärmel hochkrempeln und nach vorne!
... das Spiel gegen Mainz und besondere Maßnahmen: Es ist ein ganz, ganz wichtiges Spiel. Das erste von zehn Endspielen. Wir werden alles daran setzen, damit die drei Punkte am Samstag hierbleiben. Es gibt daher auch die Überlegung, spätestens zum Donnerstag in ein Kurztrainingslager zu fahren, um etwas Ruhe zu haben und die Mannschaft im engen Kreis beisammen zu haben. Wir müssen alles reinlegen und 100-prozentig konzentriert sein. Wir sind aktuell an der Organisation dran, haben aber aufgrund der anstehenden Kälte die Schwierigkeit, dass wir in der näheren Umgebung einen Platz mit Rasenheizung finden müssen.
... die Gesamtsituation: Ich weiß, dass uns viele schon abgeschrieben haben. Ich würde diesen Fehler nicht machen. Die Mannschaft und ich haben noch lange nicht aufgegeben. Ich weiß, was die letzten fünf bis sechs Spiele in der Bundesliga alles passieren kann. Da geschehen verrückte Sachen. Da gibt es Teams, die bereits durch sind, sich für die Champions League qualifiziert haben oder schon Meister sind. Wir müssen jetzt sehen, dass wir den Druck von hinten erhöhen. Ich sehe uns noch lange nicht abgeschrieben und glaube, dass wir das Ding noch wuppen.
... die Personalsituation: Julian Pollersbeck ist krank und liegt mit Fieber flach. Albin hat heute eine individuelle Einheit auf dem Platz absolviert. Bei ihm sieht es gut aus, dass er unter der Woche wieder ins Mannschaftstraining einsteigen wird. Ähnlich gut ist die Lage bei Lewis Holtby, der heute auf dem Fahrrad gefahren ist. Bei ihm müssen wir noch aufpassen, dass die Risswunde zubleibt, damit keine Infektion eintritt.