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Saison

12.07.17

"Rotenburg immer ein treffliches Ereignis"

Der HSV-Vorstandsvorsitzende Heribert Bruchhagen spricht unter anderem über das Trainingslager in Rotenburg, die Personalie Nicolai Müller und das Bild des HSV in der Öffentlichkeit. 

Für Heribert Bruchhagen sind Trainingslager – wie so viele Dinge im Fußball-Geschäft – längst Routine geworden. Der 68-Jährige ist seit über 40 Jahren in verschiedenen Funktionen in Deutschlands größter Sportbranche tätig, hat die Saisonvorbereitung als Spieler, Trainer und vor allem als Manager und Vorstandsvorsitzender unzählige Male hautnah miterlebt. Nichtsdestotrotz oder gerade deshalb ist der HSV-Chef in diesen Tagen eng bei der Mannschaft, saugt die Atmosphäre im Trainingslager vor Ort auf und gestaltet das Stimmungsbild selbst mit. „Same procedure as every year“ könnte man meinen, aber auf die Feinheiten, die sich dann doch jedes Mal aufs Neue wieder in einem neuen Gewand präsentieren, kommt es an. 

In der Lobby des Teamhotels „Landhaus Wachtelhof“ nahm sich der HSV-Vorstandsvorsitzende deshalb Zeit für ein Gespräch und sprach unter anderem über … 

… das Trainingslager in Rotenburg: Wir haben bisher ein gelungenes Trainingslager hinter uns, was vor allen Dingen für die Physis der Spieler von Bedeutung ist. Die Qualität des Trainingsplatzes ist in Ordnung und die allgemeinen Bedingungen sind gut. Rotenburg hat sich bislang für uns immer als ein treffliches Ereignis erwiesen. Wir haben hier gute Erfahrungen gesammelt, auch mit den dann folgenden Ergebnissen und haben die Hoffnung, dass dieses Trainingslager auch dazu dient, dass wir einen guten Start in der Bundesliga hinlegen.

… seine Aufgaben vor Ort: Als Vorstand gehört es sich, dass man gerade die neuen Spieler besser kennenlernt und auch atmosphärisch mit eingebunden ist. Daher fühle ich mich verpflichtet, ein paar Tage hier zu sein. Man darf den Kontakt nicht überbewerten, aber es gehört zu meinen Pflichten, auch die Saisonansprache an die Mannschaft zu richten und ein paar Ziele auszugeben. Darüber hinaus gibt es natürlich Gespräche mit Jens Todt und Markus Gisdol bezüglich der Zusammenstellung des Kaders. Die Intensität und Nähe in einer Vorbereitung sind einfach viel höher als im Tagesgeschäft in Hamburg. Deshalb ist es immer sinnvoll, vor Ort dabei zu sein.

… mögliche Zugänge: Es herrscht Konsens darüber, dass wir in der Innenverteidigung noch einen Spieler von Bundesliga-Format wollen und so jemand auf der Position des linken Verteidigers wünschenswert ist. Wir suchen allerdings keine Ergänzungen, sondern Verstärkungen und davon sind nicht so viele auf dem Markt vorhanden, bzw. können wir nicht mit jedem Angebot mithalten. Wenn wir keinen geeigneten Spieler finden, dann muss man diesen aus den eigenen Reihen heraus formen.  

… mögliche Abgänge: Wir verhalten uns auf der Abgabenseite absolut vertragstreu. Wir üben auf keinen Spieler Druck aus, dass er den Verein verlassen soll. Manchmal ist man auch überrascht, wie sich die Situation noch einmal neu entwickeln kann. Ich erinnere mich da an Aaron Hunt, der im Winter vor einem Abschied stand, dann in der Rückrunde aber sehr wichtig für uns geworden ist. Nach den ersten Test-, Pokal- und vielleicht sogar Bundesliga-Spielen ändert sich erfahrungsgemäß die Betrachtung auf einzelne Spieler noch einmal. Klar ist aber auch, dass wir den Kader verkleinern müssen. Das ist unsere Aufgabe. 

… die Personalie Nicolai Müller: Bei Nicolai Müller geht es ausschließlich um den Sachverhalt, ob er seinen Vertrag bei uns verlängert. Es geht nicht darum, ob wir ihn abgeben. Dort sind wir völlig festgelegt: Nicolai Müller wird bei uns bleiben. Inwiefern er seinen Vertrag verlängert, liegt dann an den Gesprächen mit Jens Todt. Ich bin dort guter Hoffnung, aber möchte keine Prognose abgeben.

… die Ansetzung der ersten Spieltage: Die Begründungen, warum wir gleich zu Beginn dreimal an einem Freitag spielen, wurden uns von der DFL plausibel erklärt und sind nachvollziehbar. Ich gehe davon aus, dass nach 34 Spieltagen alle Teams gleich häufig am Freitag gespielt haben. Wir müssen die Situation hinnehmen und es gilt der Spruch: Dinge, die du nicht ändern kannst, beklage sie nicht. Den Frust und die Enttäuschung unserer Fans kann ich dabei verstehen, aber zumindest steht für unsere norddeutschen Fans ein Auswärtsspiel in Hannover und nicht in Stuttgart an. Zudem hoffe ich, dass sich Sky und Discovery bei den Übertragungsrechten noch einigen.    

… das Bild des HSV in der Öffentlichkeit: Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder redet man voller Respekt vom HSV, der seit 1963 fester Bestandteil der Bundesliga ist, was ein Indiz dafür ist, dass nicht immer alle Beteiligten alles falsch gemacht haben, oder aber man bewertet uns anhand der Ergebnisse der 80er Jahre. Heute hat sich die Landschaft durch die internationalen Gelder und die Fernsehgelder geändert. Wir sind nicht mehr der gleiche Verein und es ist sportlich unheimlich schwierig, dieser Erwartungshaltung gerecht zu werden. Ein Chaos-Club waren wir aber weder in der Vergangenheit noch sind wir das in der Zukunft. Wir sind ein sehr gut aufgestellter und organisierter Verein. Sportlich, das muss man ehrlich zugeben, haben wir in der Vergangenheit die Erwartungen nicht erfüllt und hier ist die Kritik angebracht. Aber in der Gesamtbetrachtung kann dieser Verein stolz sein und wir müssen jetzt versuchen, die Qualität aus der Rückrunde auch in der kommenden Saison auf den Platz zu bringen. Das wird mit der Konkurrenzsituation und dem Auftaktprogramm schwer genug.