Saison
25.09.16
Beiersdorfer: "Eine Veränderung ist erforderlich"
Der Vorstandsvorsitzende bezieht im Interview mit HSV.de Stellung zur Trainerbeurlaubung und zum Fehlstart in die Bundesliga-Saison.
HSV.de: Nach fünf Spieltagen und vier Niederlagen in Folge haben Sie sich für einen Trainerwechsel entschieden und Bruno Labbadia beurlaubt. Warum?
Dietmar Beiersdorfer: Aus sportlich-inhaltlichen Gründen. Die Entscheidung ist uns schwergefallen. Vor allem in Anbetracht der Leistungen, die Bruno Labbadia mit seinem Trainerteam hier bei uns in einer sehr schwierigen und herausfordernden Zeit geleistet hat. Dennoch war und ist es meine Aufgabe, die Gesamtentwicklung im Auge zu behalten, sie zu bewerten und im Sinne des HSV richtungsweisende Entscheidungen zu treffen. Das war jetzt der Fall. Ich habe nach der jüngsten Transferperiode, nach der langen Vorbereitung und in den bisher absolvierten Bundesligaspielen keine Weiterentwicklung gesehen. Wir haben die Lage gründlich analysiert und sind zur Erkenntnis gelangt, dass eine sportliche Trendwende in der aktuellen Konstellation nicht mehr vorstellbar ist.
Ihre Kritiker behaupten, dass Klaus-Michael Kühne und dessen sportliche Berater Labbadias Abschied schon lange beschlossen hätten, er also chancenlos war.
Beiersdorfer: Unsinnige Behauptungen werden nicht dadurch besser, dass man sie immer wieder in der Öffentlichkeit thematisiert. Ich sage es an dieser Stelle aber gerne noch einmal: Wir sind selbstbestimmt und haben diesen Schritt aufgrund unserer sportlichen Erkenntnisse getroffen. Und ehe jemand versucht, diese Entscheidung mit persönlichen Beweggründen zu verbinden, sage ich es klar: Wir hatten und haben kein „Problem Bruno“, sondern ein „Problem Ergebnisse“ und ein „Problem sportliche Entwicklung“. Darum war und ist eine Veränderung erforderlich.
In den vergangenen Wochen wurde immer wieder die Personalpolitik öffentlich diskutiert. Hat der HSV Transferfehler gemacht? Machen Sie sich diesbezüglich Vorwürfe?
Beiersdorfer: Überhaupt nicht. Wir hatten uns zur vergangenen Saison defensiv stabilisiert, haben uns aber enorm schwergetan, offensive Lösungen zu finden und Spiele gegen tiefer stehende Mannschaften zu gewinnen. Daher lag der Fokus der jüngsten Transferperiode auf Spielern, die uns dabei mehr Lösungsmöglichkeiten bieten. Wir konnten in dieser Hinsicht erfreuliche Transfererfolge erzielen, haben damit an fußballerischer Substanz und Geschwindigkeit hinzugewonnen. Und ich kann Ihnen versichern, dass alle Personalien mit dem Trainer abgestimmt waren. Die Gerüchte, wir hätten gegen den Willen des Trainers Spieler geholt, sind faktisch falsch. Richtig ist nur, dass ich den Transfer von Douglas Santos am letzten Tag der Transferperiode alleine forcieren und umsetzen musste. Da bot sich uns die Chance, eine zukunftsträchtige Qualitätsverbesserung des Kaders vorzunehmen.
Einer der namhaftesten Neuzugänge, Alen Halilovic, gehörte gegen den FC Bayern nicht zum Kader. Haben Sie eine Erklärung dafür?
Beiersdorfer: Ich werde ganz bestimmt keine Trainerentscheidungen kommentieren. Vielmehr nehme ich in meiner Rolle als Sportdirektor und Vorstandsvorsitzender beide Seiten in die Verpflichtung: Ich erwarte von unseren Trainern, dass sie unsere Spieler entwickeln und die Potenziale zum Wohle der Mannschaft erkennen und nutzen. Gleichzeitig erwarte ich von unseren Spielern, dass sie sich maximal einbringen, dass sie Bereitschaft und Willen zeigen, den Sprung in die Startelf oder auch den Kader zu machen und diszipliniert mit dem Trainerteam zu arbeiten. Bei uns wird es keine Garantien für Kaderplätze geben. Alle zusammen müssen ein Ziel vor Augen haben: Fortschritte. Mit unserer bisherigen Punkteausbeute in dieser Saison liegen wir weit hinter unseren Ansprüchen zurück. Das ist unbefriedigend und unzureichend. Wir alle stehen in der Pflicht, das sehr schnell zu verändern.
Wann werden Sie die Nachfolger für Bruno Labbadia und die beiden Assistenztrainer Eddy Sözer und Bernhard Trares vorstellen?
Beiersdorfer: Wir werden kurzfristig eine Entscheidung treffen.
Vielen Dank für das Gespräch.