Nachbericht
27.11.16
Weiter gemeinsam wachsen
Nach vielen eingeleiteten Maßnahmen und zwei ordentlichen Leistungen in Hoffenheim und gegen Bremen sieht sich Markus Gisdol mit seinen Rothosen auf dem richtigen Weg.
„Ich bin mit dem Ergebnis unzufrieden, aber die Leistung war okay“, hatte HSV-Trainer Markus Gisdol in der Pressekonferenz nach dem gestrigen 2:2-Unentschieden im Nordderby resümiert. Ein Fazit, das nicht nur seine Spieler, sondern auch ein Großteil der HSV-Fans teilte und das auch am Tag nach dem 105. Nordderby Bestand hatte. „Wir waren näher dran, das Spiel zu gewinnen“, fügte Gisdol am Sonntagmorgen nach der Trainingseinheit hinzu. Der 47-Jährige sieht dabei einen positiven Trend in seiner Mannschaft und erklärte: „Vor ein paar Wochen hieß es noch, ob die Mannschaft überhaupt noch das Tor treffen könnte. Mittlerweile erarbeiten wir uns viele Chancen, schießen Tore und haben so Möglichkeiten die Spiele zu gewinnen. Es wächst langsam etwas heran und es sind mehr als Ansätze. Auch der Mannschaftsgeist wächst zusammen“. Jenes Wachstum soll nun in der kommenden Woche weiter fortgesetzt werden, um bestmöglich vorbereit ins Duell beim SV Darmstadt 98 zu gehen.
HSV.de blickt noch einmal auf das gestrige Nordderby zurück, gibt einen Überblick über die Personallage und wagt einen Ausblick auf die anstehende Woche.
Zum Spiel: Das mit Spannung erwartete 105. Nordderby hielt vor allem in der ersten Hälfte alles, was es im Vorfeld versprach. Beide Teams lieferten sich einen packenden Schlagabtausch, in dem die Rothosen in Person von Michael Gregoritsch (3. und 28.) gleich zweimal in Führung gingen. "Die erste Halbzeit war offensiv eine unser besten Leistungen", erklärte Gisdol und fand lobende Wort für seinen Doppeltorschützen "Michael hat das gut gemacht - vor allem hat er in den vergangenen Wochen gut trainiert. Er muss jetzt genau dort weitermachen und darf die Bodenhaftung nicht verlieren". Trotz der guten Offensivleistung schlichen sich im Spiel der Rothosen in der Verteidigung Fehler ein, die Werder durch Bartels (14.) und Gnabry (45.) eiskalt zu bestrafen wusste und damit das Spiel ausglich. "Im Verteidigungsverhalten sind wir oft noch etwas zu zögerlich. Daran müssen wir arbeiten. Das geht nur über das Training, Gespräche mit den Spielern und Videoanalysen", weiß der HSV-Trainer.
Das zweite Gegentor kassierte der HSV dabei wie zuletzt in Hoffenheim praktisch mit dem Pausenpfiff und damit zu einem psychologisch äußert ungünstigen Zeitpunkt. Bremen stellte sich im zweiten Durchgang defensiv besser auf die Rothosen ein, die wiederum nach Diekmeiers Ausfall in der 64. Minute gleich auf drei Positionen wechseln mussten. Lewis Holtby, der in Augen von Gisdol ein "Zehner für den offensiven Bereich ist", musste zurück ins defensive Mittelfeld, Sakai wich auf die Rechtsverteidiger-Position aus. Trotz der Umstellungen war der HSV dem Derbysieg näher, lag mit Ausnahme der Zweikampfquote in allen wichtigen Statistiken vorn und hatte durch Lewis Holtby (90.) den Siegtreffer auf dem Fuß.
Zur Personalsituation: Dennis Diekmeier hat bei seinem bösen Kopf-Zusammenprall mit Zlatko Junuzovic voraussichtlich eine Gehirnerschütterung erlitten. "Dennis hat einen ziemlichen Brummschädel. Bei einer Kopfverletzung muss man immer sehr vorsichtig sein und die Auswirkungen erstmal 48 Stunden beobachten. Das werden wir machen", so Gisdol. Mit Emir Spahic (Meniskusquetschung) und Cleber Reis (Knieprobleme) sind zwei weitere Verteidiger weiterhin angeschlagen. Sie absolvieren ein individuelles Programm, bei dem vor allem Behandlung und Krafttraining im Vordergrund stehen - "Hier ist es schwer, eine Prognose abzugeben. Cleber wollen wir richtig aufbauen. Emir ist ein harter Hund, der auf die Zähne beißen kann."
Aus dem Lazarett der Rothosen gab es am Sonntag aber auch erfreuliche Nachrichten. Albin Ekdal (Sprunggelenk) und Bobby Wood (Knieprobleme) absolvierten jeweils eine individuelle Einheit mit Reha-Trainer Sebastian Capel und trainierten wieder mit dem Ball. "Bobby wird am Dienstag wieder voll ins Mannschaftstraining einsteigen, bei Albin planen wir dies für die Mitte der Woche. Ihn wollen wir möglichst behutsam aufbauen, denn nach all seinen Verletzungen soll er mit einer gewissen Stabilität zurückkehren", erklärt Gisdol, der damit zumindest in der offensive eine ziemliche Luxussituation vorfindet und diese begrüßt. "In der Offensive können wir aus dem Völlen schöpfen, das ist gut für die Konkurrenzsituation".
Der Ausblick: Im direkten Umfeld der Rothosen hat sich in den vergangenen Wochen einiges getan. Viele einzelne Maßnahmen - darunter unter anderem neue Reglungen, ein neuer Kapitän sowie ein gemeinsames Trainingslager - haben das Team wieder enger zusammenwachsen lassen. "Das Pflänzchen wächst langsam, der Mannschaftsgeist wächst. Wir können es nur als Team schaffen - das versuchen wir in die Köpfe aller Beteiligen zu hämmern. Es ist wichtig, dass wir den eingeleiteten Prozess jetzt weiter sauber begleiten", erklärt Markus Gisdol.
Seine Spieler bestätigen dabei auf und abseits des Platzes den positiven Trend. "Wir sind als Einheit näher zusammengerückt", sagt Michael Gregoritsch. "Jeder ist für den anderen da. So müssen wir weiter als Team auftreten", fügt Matthias Ostrzolek hinzu. Im Umfeld der Bundesliga-Dinos haben alle Beteiligten verstanden, dass man sich nur geschlossen und gemeinsam aus der Situation befreien kann. Den nächsten förderlichen Schritt dazu begingen die Spieler am heutigen Sonntag. Nach dem Training standen die obligatorischen Fanclubbesuche an, bei denen die HSV-Profis in ganz Deutschland verteilt ihre Fans besuchen. So nahm Luca Waldschmidt den weitesten Weg auf sich und besuchte im 630 Kilometer entfernten Gemmingen die "HSV-Freunde Gemmingen", während das Schweden-Duo Albin Ekdal und Nabil Bahoui beim "Rautenclub Hansestadt Hamburg" direkt vor Ort den Fans eine Freude bereitete.
"Gemeinsam weiter wachsen" lautet dann auch das Motto für die am Dienstag beginnende Trainingswoche. Denn bereits in einer Woche erwartet die Rothosen beim SV Darmstadt 98 (Anstoß 15:30) nicht nur ein unangenehmer, sondern vor alleim ein direkter Konkurrent, auf den man Boden gut machen möchte.