Interview
08.03.18
"Wir müssen die Neuausrichtung des HSV jetzt unmittelbar beginnen"
Der Aufsichtsratsvorsitzende Bernd Hoffmann erklärt im Interview die Freistellung des Vorstandsvorsitzenden, die Neuordnung seines Gremiums und die nun anstehenden Aufgaben.
HSV.de:Der Aufsichtsrat hat den Vorstandsvorsitzenden Heribert Bruchhagen mit sofortiger Wirkung freigestellt. Warum?
Bernd Hoffmann: Wir haben die jüngste Vergangenheit intensiv zur Analyse der Gesamtlage genutzt und sind zu der Erkenntnis gelangt, dass wir die Neuausrichtung des HSV jetzt unmittelbar beginnen müssen.
Sehen Sie Heribert Bruchhagen als Hauptschuldigen für die Situation?
Keineswegs. Zu der aktuellen Gesamtlage haben eine Vielzahl von Ursachen und Entwicklungen über Jahre beigetragen. Heribert Bruchhagen trug zuletzt als Vorstandsvorsitzender die Hauptverantwortung, was er selbst ja auch immer wieder betont hat. Es ist keine Trennung im Streit. Heribert Bruchhagen hat sich stets schützend vor unseren Club gestellt. Ihm war und ist sehr daran gelegen, dass der HSV die aktuelle sportliche Talsohle überwindet.
Reduzieren sich die Restchancen auf den Klassenerhalt, weil es durch die Entscheidung neuerliche Unruhe geben wird?
Für uns als Aufsichtsrat geht es um das Gesamtwohl der HSV Fußball AG. Wir sehen die Notwendigkeit zur Entwicklung einer Strategie, die den HSV langfristig stabilisiert und in bessere Zeiten führen soll. Der Vorstand bleibt dank Frank Wettstein operativ voll handlungsfähig.
Wer wird Nachfolger von Heribert Bruchhagen?
Das kann ich Ihnen sagen, wenn wir den Prozess der Nachfolgersuche beendet haben. Ich werde Ihnen kein Datum und auch keine Namen nennen. Wir erstellen ein konkretes Anforderungsprofil und starten einen geordneten Prozess, mit dem wir den besten Kandidaten für den HSV finden wollen. Wir müssen mit den Erfahrungen der Vergangenheit und mit dem Blick auf die Zukunft unseres Clubs dahin kommen, dass wir nicht die schnellste oder namhafteste Lösung präsentieren, sondern die richtige.
Wie sieht das Anforderungsprofil für einen Vorstandsvorsitzenden aus?
Das werden wir als zuständiges Gremium nicht öffentlich diskutieren, sondern es mit höchster Priorität intern behandeln. Klar ist aber natürlich, dass wir uns intensiv mit der Persönlichkeit der potenziellen Kandidaten und mit ihrer Managementfähigkeit beschäftigen werden. Ziel muss es zudem sein, eine Person zu finden, die langfristig die Neuausrichtung des HSV steuern kann.
Sind noch zusätzliche Maßnahmen geplant?
Wir als Aufsichtsrat konzentrieren uns auf unsere Aufgabe, die Besetzung des Vorstandes für den HSV bestmöglich vorzunehmen. Für alles Weitere sind die operativen Führungskräfte zuständig, daran hat sich nichts geändert.
Wie kam es zur kurzfristigen Neuordnung im Aufsichtsrat? Gab es Streit?
Nein. Wir hatten im Aufsichtsrat sehr intensive und offene Diskussionen, die wir zu allen Punkten mit einstimmigen Entscheidungen abschließen konnten. In Anbetracht meiner Erfahrung im Profifußball hat der Aufsichtsrat mich - ebenfalls einstimmig - gebeten, die Neuausrichtung des HSV maßgeblich mit voranzutreiben. Vor diesem Hintergrund hat der Aufsichtsrat die interne Umstellung mit mir als Vorsitzenden und Max-Arnold Köttgen als Stellvertreter einstimmig beschlossen. Michael Krall bereichert das Gremium weiterhin als Aufsichtsratsmitglied.
Wir danken für das Gespräch.