Interview
24.10.18
"Der HSV kann sich auf einen Hexenkessel einstellen"
Im Interview mit HSV.de äußert sich der ehemalige HSV- und aktuelle Madgeburger-Keeper Alexander Brunst zu seiner Entwicklung in den letzten Jahren, seinen Kontakt nach Hamburg und das bevorstehende Spiel beider Mannschaften.
2008 wechselte Alexander Brunst im zarten Alter von 13 Jahren vom TSV Gadeland zum HSV. Es folgten sieben Jahre im Trikot der Rothosen, die am Ende mit einem ersten Profivertrag mündeten. Hinter Rene Adler und Jaroslav Drobny gab es allerdings kein Vorbeikommen, was den in Neumünert geborenen Schlussmann dazu bewegte, schließlich zur Zweitvertretung vom VfL Wolfsburg zu wechseln. 2017 zog es ihn dann weiter in die Dritte Liga zum 1. FC Magdeburg, wo er sich zunächst mit der Position des zweiten Torhüters anfreunden musste. Am fünften Spieltag der aktuellen Saison bekam Brunst dann zum ersten Mal die Chance, sich als Stammtorwart zu etablieren. Damit ging für Brunst ein Traum in Erfüllung, der nun im Spiel gegen den HSV ein weiteres Kapitel folgen lässt, wie er im Interview mit HSV.de verrät.
Alex, du hast von 2008-2015 sieben Jahre lang für den HSV gespielt. Nun trittst du am Freitag mit dem 1. FC Magdeburg gegen deinen Ex-Verein an. Wie besonders ist diese Partie für dich?
Brunst: Ich habe schon als Jugendlicher immer gesagt, dass es mein Traum ist, einmal im Profibereich für den HSV oder gegen den HSV aufzulaufen. Nun wird sich dieser wohl am Freitag erfüllen. Es ist ein besonderes Spiel für mich. Ich werde mich dennoch so vorbereiten und es so angehen, wie jedes andere auch. Am Ende geht es auch nur um drei Punkte, obwohl das Kribbeln natürlich größer sein wird.
Wie stellt es sich im privaten Bereich dar, dass es am Freitag gegen den HSV geht?
Meine Familie kommt natürlich zu diesem Spiel, ansonsten hält sich alles noch in Grenzen. Bestimmt 70-80 Prozent meiner Freunde sind allerdings HSV-Fans. Die wünschen mir für dieses Spiel aber auch alles Gute.
Hast du noch Kontakt nach Hamburg und zum HSV?
Meine Mutter betreut ja immer noch den HSV-Fahrdienst im Norden, deshalb bekomme ich immer mal wieder Grüße ausgerichtet, besonders aus dem Nachwuchsbereich. Ansonsten sind ja kaum noch Spieler da, mit denen ich zusammengespielt habe. Die Verbundenheit wird dennoch immer bleiben.
Als du nach Magdeburg gewechselt bist, hat der HSV noch in der 1. Liga gespielt und ihr in der dritten Liga. Hättest du dir eigentlich vorstellen können, dass ihr mal in der zweiten Liga aufeinandertrefft?
Ich habe den HSV natürlich immer verfolgt, die Spiele angeschaut und auch mitgelitten. Für den Verein und die Fans tut es mir echt leid. Im Gegensatz dazu haben wir in Magdeburg eine überragende Saison in der dritten Liga gespielt und sind am Ende mit großer Euphorie aufgestiegen. Wir sind so ein bisschen der schlafende Riese, der langsam erwacht. Jetzt treffen wir in der zweiten Liga aufeinander. So ist manchmal der Fußball.
Die Tabelle weist euch aktuell mit neun Punkten auf Rang 15 aus. Ihr habt zwar erst ein Spiel gewonnen, aber auch erst drei verloren. Wie bewertest du euren Saisonstart in der zweiten Liga?
Ich sehe uns auf jeden Fall angekommen in der Liga, obwohl wir noch zu wenig Punkte als Ertrag für das haben, was wir investieren. Wir mussten anfangs ein wenig Lehrgeld bezahlen und haben unnötige Gegentore bekommen. Danach konnten wir uns stabilisieren und auch den ersten Auswärtssieg in Sandhausen einfahren. Insgesamt hat uns kein Gegner komplett dominiert oder uns an die Wand gespielt. Es waren immer Begegnungen auf Augenhöhe.
Was fehlt euch deiner Meinung noch?
Vielleicht ein bisschen die Erfahrung und die Kaltschnäuzigkeit, auch mal aus zwei Chancen zwei Tore zu erzielen. Das letzte Spiel gegen Heidenheim haben wir zum Beispiel mit 0:3 verloren, obwohl die anderen Statistiken für uns gesprochen haben. Das ist eine gestandene Zweitligamannschaft, die ihre Chancen eiskalt ausgenutzt hat. Ich bin aber guter Dinge, dass wir das auch schaffen.
Zwischen Magdeburg und dem HSV lag bei dir die Station bei der zweiten Mannschaft vom VfL Wolfsburg. Wie würdest du deine Entwicklung in den letzten Jahren beschreiben?
Die Gesamtentwicklung sehe ich total positiv. Wolfsburg hat mich schon enorm weitergebracht. Das erste Mal von zuhause weg, weiter tolle Trainingsbedingungen, dazu die Meisterschaft in der Regionalliga und die Aufstiegsspiele. Das prägt einen als junger Spieler.
In Magdeburg lief es zunächst nicht ganz so gut für dich. Letzte Saison musstest du noch Jan Glinker den Vortritt lassen, diese Spielzeit stand Neuzugang Jasmin Fejzic die ersten vier Spieltage im Tor.
Natürlich bin ich nach Magdeburg mit der Zielsetzung gewechselt, hier auch zu spielen. Der Trainer hat sich aber zweimal für einen anderen entschieden, dazu kamen einige Verletzungen bei mir. Dennoch bin ich ruhig geblieben, habe nie aufgegeben und auf meine Chance gewartet. Ich war mir immer sicher, dass sich das früher oder später auszahlen wird.
Du hast mal gesagt, dass du früh gelernt hättest, dass Fleiß und harte Arbeit immer das Talent schlagen. Sind die angesprochene Geduld und das fleißige Trainieren deine größten Talente?
Ich denke, es sind schon sehr ausgeprägte Eigenschaften von mir. Schon in der Jugend gab es einige Torhüter, die weiter waren als ich oder mehr Talent besaßen. Nur ganz wenige von denen spielen jetzt in der Bundesliga oder im Ausland, die meisten sind von der großen Bildfläche verschwunden. Ich habe das immer durch harte Arbeit ausgeglichen und mich Schritt für Schritt weiterentwickelt.
Welchen Anteil hat dein aktueller Trainer Jens Härtel daran?
Einen großen Anteil. Ich kenne ihn nun ja seit über einem Jahr und weiß, dass man sich bei ihm immer wieder beweisen muss. Er scheut sich nicht davor, auch Wechsel in der Mannschaft vorzunehmen, wenn einer seine Leistung nicht bestätigt. Er gibt jedem die Chance, sich durch harte Arbeit Vertrauen zu erarbeiten. Ich denke, dass uns das auch in unserer Gesamtentwicklung hilft.
Was erwartest du am Freitag für ein Spiel?
Nach einem Trainerwechsel ist das natürlich immer schwierig zu sagen, weil man nicht weiß, welche System- und Positionsänderungen er vornimmt. Ich denke, wir tun gut daran, uns auf uns und auf unseren Matchplan zu konzentrieren. Für uns ist klar, dass jeder an seine Grenzen gehen muss. Der HSV kann sich zudem auf einen Hexenkessel einstellen. Unsere Fans werden uns 90 Minuten nach vorn treiben.
Du sprichst die Fans an. Sowohl der HSV als auch Magdeburg sind bekannt für ihre treuen Anhänger. Was macht das für euch aus?
Bei uns ist eine riesen Euphorie entstanden. Fast jedes Heimspiel und auch die Auswärtsspiele sind ausverkauft. Die Fans unterstützen uns immer und überall. Das ist vergleichbar mit dem HSV. Das wird am Freitag sicherlich laut. Dazu Flutlichtspiel. Es wird schon ein besonderes Spiel.